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Bericht vom Ironflame- Festival


Bericht vom Ironflame- Festival
Kategorie: Spezial
Wörter: 1168
Erstellt: 28.06.2004


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Autor: Michael Schönhold

Etwa 150 Besucher waren am vergangenen Samstag der Ironflame- Einladung zum "Statement 1961" - Festival nach Berlin gefolgt. Im angemieteten Safe-T Club galt es, insgesamt sieben Künstler live zu erleben und ich will an dieser Stelle einmal meine Eindrücke des Konzertabends schildern:


Veranstaltungsort war das 'Safe-T' im Herzen Berlins, direkt am Ufer der Spree gelegen. Dieser Club bot reichlich Platz und war für das Festival gut gewählt. Wer dort frische Luft brauchte, etwas essen oder sich abseits der Konzertakustik unterhalten wollte, fand vor der Tür einen idyllisch am Wasser gelegenen Biergarten vor. Für leibliches, wie auch akustisches Wohl der Gäste war also gesorgt. Auf dem 'Marktplatz' gab es neben anderen Tonträgern auch den schön aufgemachten Sampler zum Festival, welcher dort in einer limitierten Sonderedition zum Kauf angeboten wurde.


Zu Beginn hieß es jedoch für alle erst einmal abwarten, denn es gab Schwierigkeiten mit der hauseigenen Technik. So kam es, daß sich die Festivalgäste zunächst im Biergarten sammelten. Man konnte die Wartezeit ganz gut zum plaudern nutzen, oder aber man schaute einfach den Touristen auf den direkt am Club vorbeifahrenden Spreebooten zu. Am Ende dauerte es leider ganze drei Stunden, bis endlich Einlass gewährt wurde.

Als Auftakt des Abends wurde ein Dokumentarfilm über den Berliner Mauerbau im Jahre 1961 aufgeführt (übrigens das thematische Konzept des Festivals/Samplers) - leider konnte dieser Film wegen noch anhaltender technischer Probleme nur als "Stummfilm" gezeigt werden, was vielen Besuchern die Freude daran ein wenig trübte. Aber es gab noch einen Sieg über die Technik und mit dem Auftritt von Schloss Tegal begann der Livemusik- Teil des Abends. Dunkle elektronische Klangkonstruktionen erfüllten den Raum, die in ihrer Wirkung noch durch animierte Projektionen auf eine große Leinwand im Bühnenhintergrund verstärkt wurden. Als zweites betrat nach einer kurzen Umbaupause Andrew Lagowski alias S.E.T.I. die Bühne, um den Zuschauern seine bedrohlichen Soundscapes darzubieten. Ein Teil des anwesenden Publikums setzte sich dabei zum zuhören auf den Boden vor der Bühne, wodurch sich eigentlich ganz gut die These untermauern ließe, daß dunkle Ambientklänge vom Auditorium bevorzugt in sitzender Haltung angenommen werden. Als drittes folgte der beeindruckende Auftritt von C.O.Caspar. Hier galt es nicht nur einfach, ambienten Klängen zu lauschen, sondern einer interessanten Performance beizuwohnen. Es war faszinierend, mit welchen Gegenständen (u.a. Gasmaske, diverse Schläuche und Trommeln) hier Klänge erzeugt und durch elektronik- Sounds und verzerrte Stimme zu einem akustisch-visuellen Gesamterlebnis zusammengefügt wurden. Noch eindrucksvoller wirkte diese Performance durch die überdimensionalen Bilder des Geschehens, welche von einer Videokamera eingefangen und auf die Leinwand über dem Künstler projeziert wurden. An vierter Stelle kam dann der Auftritt von "Gerechtigkeits Liga". Was ich von diesem jedoch mitbekam, war so dürftig, daß ich es nicht niederschreiben kann/möchte - diesen Auftritt sollen besser andere beurteilen. Ich selbst habe nach dem ersten Lied fluchtartig den Raum verlassen, um mich anderen Dingen zuzuwenden, bin mir aber sicher, der Künstler hat sein Bestes gegeben.

Nach soviel 'Krach' im Vorfeld, betraten nun Forseti die Bühne, wobei Andreas Ritter sein Publikum mit den Worten "Wir sind die Old-School-Industrial-Band Forseti" begrüßte . Da der Konzertabend bisher ausschließlich elektronische Klänge geboten hatte, stellte das akustische Neofolk-Programm der Formation Forseti einen gewissen Kontrast zu den bereits aufgetretenen Künstlern dar. In diesem Kontext hat Andreas sein Akkordeon kurzerhand als "analogen Synthesizer" bezeichnet, wodurch er zur Erheiterung des Publikums beitrug. Man schaffte somit einen lockeren Übergang zwischen den Stilen, und in der selben erfrischend- humorigen Art und Weise reagierte die Band auch auf kleine technische Schwierigkeiten während des Auftrittes. Es war den Musikern kaum anzumerken, daß Forseti an diesem Abend eigentlich in einer eher ungewohnten Ausweichbesetzung spielten - ohne Oliver von Sonne Hagal, aber dafür mit Daniela Metzler and der Querflöte und einem Dies Natalis-Mitglied (Ich weiss seinen Namen leider nicht) an den Trommeln. Musikalisch wurde ein Querschnitt aller drei Alben - mit kleinem Schwerpunkt auf dem jüngsten Album "Erde" - dargeboten. Am Ende gab es sogar noch eine Zugabe, wobei Andreas Ritter alleine mit seiner Gitarre das Lied "Müder Wanderer" intonierte. Ich muss sagen, daß ein jedes Forseti-Konzert irgendwie anders ist - eben einzigartig - und deshalb hat es sich auch diesmal wieder gelohnt, dabei gewesen zu sein.

Weiter im Programm ging es mit martialisch-bombastischem Darkfolk der Formation Bearer Of The Inmost Sun aus Österreich. Die Worte "feel free to fear" wurden auf die Leinwand projeziert und drei schneeweiß-uniform gekleidete Männer betraten die Bühne um einen kraftvollen Auftritt abzuliefern. Im Vorfeld zum Festival hatte ich irgendwo über BOTIS gelesen, sie seien "die legitimen Nachfolger von Blood Axis" - und irgendwann, während sie spielten, musste ich diesen Worten in der Tat recht geben. Am besten beschreibt man ihren Auftritt wohl so: Drei Männer trommeln wuchtige Rhythmen zu bombastischen Klängen und der Frontmann schreit dabei seine Botschaften kompromißlos ins Mikrofon. Zur visuellen Untermalung liefen im Hintergrund diverse animierte Bilder von zum Teil hoher Ausdruckskraft ab. Die insgesamt durch den Auftritt vermittelte Impression von Kraft und Stärke ist irgendwie bei mir hängen geblieben. Zu hören gab es einen Querschnitt aus den (bisher wenigen) veröffentlichten Songs und neuem Material und auch der Blutharsch-Remix fehlte ebensowenig im Programm wie die poppige Version von Hail Jerusalem. Nur eine Frage ließen BOTIS am Ende noch offen: Wer war denn eigentlich die Person, deren Foto der Sänger im Verlauf des Auftrittes an ein Holzgestell tackerte?

Ich weiss gar nicht, ob Club Moral eigentlich Headliner des Abends waren, und ob ich ihren 'Hit' "Nazis Of The Night" überhaupt noch mitbekommen habe - jedenfalls waren sie die letzte Band, welche an diesem Abend auftreten sollte. Nachdem ich insgesamt fast zehn Stunden vor Ort war, wurde es gegen halb vier (leider noch während des Club Moral-Auftrittes) Zeit für mich, die Segel zu streichen.

Rückblickend war es ein sehr schöner Konzertabend, bei dem viel Abwechslung geboten wurde. Ich will noch einmal sagen, daß die Wartezeit von drei Stunden zu Beginn des Festivals unerträglich lang erschien - aber man wurde dafür doch im lauf des Abends reichlich entschädigt. Lobend sei noch erwähnt, daß obgleich für die sieben Liveauftritte nur eine Bühne zur Verfügung stand, die Umbaupausen zwischen den verschiedenen Künstlern erträglich kurz gehalten wurden. Die Auftritte boten eine durchschnittliche Spielzeit von etwa 45 Minuten, was dennoch manchmal noch zu kurz erschien. Bei mir stellte sich insgesamt die Erkenntnis ein, daß man in der Zukunft weniger Künstler an einem einzelnen Abend präsentieren sollte. Mein Respekt gilt den Veranstaltern, welche sich die größte Mühe gegeben haben, den Besuchern eine eindrucksvolle und abwechslungsreiche Veranstaltung zu bieten - und dies bei allen Schwierigkeiten, welche die Organisation eines solchen Events mit sich bringen kann. Vor geraumer Zeit war ja noch der Blutharsch als Headliner für dieses Festival angekündigt, im Rückblick fragt man sich jedoch: hat er denn am Samstag dort überhaupt gefehlt?

Im Rahmen des Festivals wurde durch Ironflame für den folgenden Tag auch noch eine Bunkerführung in Kooperation mit dem Verein Berliner Unterwelten angeboten, welche dann noch von einigen Konzertbesuchern wahrgenommen wurde, die zum Teil das Festival mit einem Wochenende in Berlin verknüpft hatten.

 
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