Mit der Neuaufnahme von „New European Order“ haben MILITIA einen echten Klassiker aufpoliert. Wie die Arbeiten zu den Neuaufnahmen verliefen und wie es mit MILITIA in Zukunft weitergeht, dazu befragten wir FRANK GORISSEN in unserer Rubrik Quintessenz. (For the original English version please just watch the following page.)
Was war der Grund dafür, “New European Order” neu aufzunehmen, anstatt an einem neuen Album zu arbeiten?
Wir erhielten von RODOLFO PROTTI vom Old Europa Cafe Label in Italien eine Anfrage aus der sich ergab, dass er gerne ältere MILITIA-Alben wiederveröffentlichen würde – beginnend mit “New European Order”. Es schien, dass es genug Interesse für das Album gab – welches schon lange Zeit ausverkauft ist -, um sich für eine neue Edition zu entscheiden. MILITIA waren einverstanden aber unter der Bedingung, dass wir das komplette Album noch einmal machen. Wir waren mit der Sound-Qualität und der Art wie es aufgenommen wurde nicht mehr zufrieden und da ich mein eigenes Tonstudio betreibe, eröffnete uns dies die Chance, ein komplett frisches Album zu veröffentlichen. Zu der Zeit planten wir die Aufnahme für ein neues Album, so dass wir uns entschieden, mit der Neuaufnahme von “New European Order” zu beginnen und die Aufnahmen für das neue Studio-Album im September dieses Jahres zu machen.
Was waren die größten Änderungen und warum habt Ihr sie gemacht?
Zunächst mal hatten wir damals zu wenig Zeit und nicht genug Geld, um das Album so aufzunehmen wie wir es 1996 gerne gemacht hätten. Das Album aufzunehmen, kostete eine Menge Geld, so dass wir die Aufnahmen auf verschiedene Arten kürzen mussten. Andererseits hat uns der Toningenieur nicht so unterstützt wie wir gehofft hatten als wir dieses “erste große” MILITIA-Album aufnahmen. Die meiste Zeit über machten wir die Aufnahmen, das Mischen und das Mastering selbst. Nichtsdestrotrotz war es für mich ein interessanter Prozess und der Beginn dafür, das Aufnehmen zu lernen und einige Jahre später tatsächlich ein eigenes Aufnahmestudio zu eröffnen.
Für die neue Edition fügten wir einige Percussion-Spuren, mehr Spoken-Words und mehr Lyrics hinzu. Ich benutzte mehr und bessere Mikrophone um die Percussion-Instrumente einzufangen und wir nutzten Kompressoren und Effektgeräte von hoher Qualität. Insgesamt hört man, dass mehr Instrumente involviert sind – einige davon haben wir in den Jahren gesammelt, die auf die Aufnahme des Original-Albums folgten. Folglich sind viele selbstgemachte Instrumente, die auf dem neuen Album dabei sind, noch nicht auf dem Original zu hören. Wir erhielten also die ursprüngliche “Stimmung” aber der Gesamtklang ist nun voller und sauberer, um es einmal so zu sagen.
MILITIA
Wie hast Du dich gefühlt als Du zu dem alten Material zurückgekehrt bist und quasi Dein jüngeres Ich getroffen hast? War das eine spezielle Erfahrung?
Was mich getroffen hat war, dass ich sogar schneller trommeln konnte als ich es damals konnte. Vielleicht war das so, weil ich in den Tagen damals nervös war, wenn ich in einem großen Studio spielte. Ich nahm die ursprünglichen Klanglandschaften und elektronischen Teile des ersten Albums aber ich tauchte diesmal mehr in die Musik ein, denke ich. Ich fügte außerdem einige Texte hinzu; eine Art von sozialem und historischem Update, wenn Du so willst.
Ich beabsichtigte zunächst die vier anderen MILITIA-Mitglieder – PAUL, DIANA, JÉRÔME und RENÉE – die Percussion-Instrumente zu spielen. Aber am Ende entschied ich, alle Instrumentalschichten und Vocals alleine zu spielen und aufzunehmen. Ich schrieb damals all die Percussionschichten – sie noch einmal einzuspielen war also einfach für mich. Das hat zudem den Aufnahmeprozess kurz und effektiv gehalten; Proben mit den anderen Bandmitgliedern waren nicht nötig. Das bedeutete außerdem, dass ich mich mit ihnen auf die neuen Studio-Aufnahmen fokussieren konnte; die, für das „Ambiorix“-Projekt, das wir veröffentlichen werden.
Soweit ich weiß, habt ihr in älteren Interviews gesagt, dass “New European Order” den Zustand der Welt zu der Zeit beschrieben hat. Stimmst Du dem Statement noch zu und wie bewertest Du die weitere Entwicklung bezüglich des Zustands der Welt seit der Veröffentlichung von „New European Order“?
Ich fühlte umgehend, dass ich das Album “updaten” musste; speziell in Bezug auf die Texte. Seit 1996 ist eine Menge passiert; nicht nur politisch, wenn man die Welt um uns herum betrachtet, sondern auch meine eigenen sozialen und politischen Ansichten haben sich entwickelt, was auch ziemlich normal ist, denke ich. Auf der anderen Seite haben sich die sozialen Elemente, auf die wir uns bezüglich des Original-Albums fokussiert hatten, nicht so stark verändert: wir haben immer noch eine ökonomische Krise und ich denke nicht, dass es wenn man die gesamte Welt betrachtet auch nur einen Moment des Friedens seit den Tagen, in denen wir „New European Order“ geschrieben und aufgenommen haben, gegeben hat. Es ist als würde sich die Geschichte wiederholen.
Wir Menschen ziehen aus der Vergangenheit keine Lehren. Das ist der Grund, warum wir ein neues Album aufnehmen wollen, das dem gallischen König Ambiorix und seinem Kampf gegen die römische Besetzung in der Gegend, wo ich jetzt wohne gewidmet ist. Was im Jahr 54 vor Christus geschehen ist, passiert immer noch, so dass das Album eine Art Fazit sein wird. Ein Resümee in dem wir den gallischen Krieg gegen die Römer als ein Beispiel dafür nehmen, was Menschen vor und seit diesem Ereignis tun: kämpfen, ausbeuten und missbrauchen für politische, militärische oder religiöse Gründe und andere treibende Kräfte.
Wie sehen die Pläne für die Zukunft aus?
Der Beginn der Aufnahmen für das “Ambiorix”-Projekt. Das Album basiert auf „De Bello Gallico“ („Der gallische Krieg“ Anm. d. Red.) von Julius Caesar. Wir suchen nach verschiedenen Arten der Zusammenarbeit mit dem Gallisch-Römischen Museum in Tongern – eine Stadt in der Nähe der Stadt wo ich wohne und die „Heimatstadt“ von Ambiorix. Wir werden unsere Kontakte mit JOHN KENNY erneuern, der berühmt für das Spielen der Carnyx (eine keltische Kriegstrompete – Anm. d. Red.) ist, ein gallisches Instrument des Krieges. Wir kontaktierten Professor EMMANUEL DUPRAZ von der Universität Brüssel. Er wird unsere Texte – soweit es möglich ist - in die gallische Sprache übersetzen. Und wir werden einen ehemaligen Lateinlehrer kontaktieren, der uns bei den römischen Teilen der Texte helfen soll. Das grundlegende Band mit der Musik ist fast fertig – es ist nur noch ein Stück fertigzustellen und wir werden mit dem Proben beginnen und die Percussion-Parts von diesem Monat an aufnehmen. Es wird Old Europa Cafe sein, die das Album veröffentlichen werden, wobei es ziemlich interessant ist, auf einem italienischen Label zu sein. Nenne es „Kollaboration mit dem ehemaligen Feind“… ich hoffe, dass Ambiorix nicht in seinem Grab rotieren wird, wo immer das auch sein mag.
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