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Michael We.

Angespielt: ADAMENNON, STROTTER INST...

... und OKRA PLAYGROUND. Aktuelle Besprechungen in Kürze


Angespielt: ADAMENNON, STROTTER INST...
Kategorie: Spezial
Wörter: 650
Erstellt: 25.03.2017


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ADAMENNON: Le Nove Ombre Del Caos
BORING MACHINES, Februar 2017, CD




Hammer-Platte! Gestartet 2006 mit deutlichen Black Metal-Einflüssen, wandelte sich das italienische Ein-Mann-Projekt in den vergangenen Jahren deutlich. Prog- und Synthie-Einflüsse nahmen zu. Die neue Veröffentlichung von ADAMENNON heißt "Le Nove Ombre Del Caos" und ist - angeblich - der Soundtrack zu einem geplanten, aber nie erschienenen Film. Manchmal ist man ja dann im Nachhinein ganz froh, dass der entsprechende Film wirklich nicht erschienen ist - diesen hätte ich beim Hören des Albums aber unbedingt gerne gesehen.
Schon der Einstieg erinnert an alte Vampir- oder Horrorfilme, eine dramatische Orgel mit diversen weiteren Synthiedrones. Im nächsten Track bereits getoppt durch zusätzliche doomige Percussion, einige Akte X-Klänge und intensiven, pastoralen Gesang. Wären wir im Metal, wäre dies ein Doom-Album, weshalb mich die Musik auch an UFOMAMMUT oder URFAUST erinnert. Die Orgel als führendes Instrument übernimmt allerdings die Rolle der Gitarre, und so entsteht etwas ganz Besonderes, eine Mischung aus Doom und Neoklassik.
Im weiteren Verlauf ist das Album sehr abwechslungsreich. Mal taucht ein Piano, eine geisterhafte Spieluhr oder ein zünftiges Science Fiction-Zwirbeln zwischen mächtigen, düsteren und stets dramatischen Brocken auf. Mal wird der Gesang heller und verträumter, weniger mönchisch, mal flüstern Alptraum-Stimmen. Prunkstück ist der 13minütige Schlusstrack, mit ewigen Orgeldrones und gedoppeltem Gesang; die zweite Hälfte besteht aus futuristischem, noisigem Flimmern. Intensiv, orgelig donnernd und extrem fesselnd, dieser Soundtrack.

STROTTER INST.: Miszellen
HALLOW GROUND, März 2017, DLP + DL




Das Projekt des Schweizer Künstlers CHRISTOPH HESS generiert Klang mit alten Plattenspielern. Hierzu werden die Nadeln vielfältig bearbeitet, als Tonträger fungieren Stoffe, Kartonagen oder beklebte LPs. Diese Klanglandschaften hat STROTTER INST. auf "Miszellen" (lat.: Miscella, dt.: organisches Stoffgemisch) erweitert, und zwar um minimale Ausschnitte aus Originalen von Industrial- und Experimental-Stücken, die er dann wiederum unter Verwendung seiner üblichen Materialien transformiert hat. Vertreten sind unter anderem - für mich nicht identifizierbare - Originalklänge von DARSOMBRA, ASMUS TIETCHENS, NURSE WITH WOUND, P16D4 oder FOETUS.
In der Bearbeitung entstehen auf vier LP-Seiten zwölf überwiegend sehr rhythmische Tracks. Industrielles Tuckern etwa, über dem ein sirenenartig an- und absteigender Sound liegt, während dezente Vocalsamples für Bewegung sorgen. Ein in der Lautstärke ruhiges, aber im Klang mächtiges Stück. Oder flirrende Synthies, die von einem knackenden Loop als Rhythmusgeber angetrieben werden, was in der Wiederholung etwas sehr Eindrückliches, Beschwörendes bekommt. Überraschungen wie Flötenimprovisation und Streicherpassagen flattern über Beats, abgelöst von ruhigen Trommeln. Dark Ambient mit Vocalloop, Sonar und peitschenden Schlägen ist ebenso vertreten wie kaum wahrnehmbarer Gesang im Hintergrund zu treibenden Trommeln und metallenen Glocken.
Ambient mit industriellen Rhythmen und vielen Effekten (wie klassischen Instrumenten, Field Recordings oder Vocalloops). Nicht nur die Entstehungsgeschichte - Industrial 2.0 - macht "Miszellen" spannend. Viele der Tracks entwickeln eine starke Dynamik und fordern zum erneuten Hören auf.

OKRA PLAYGROUND: Rautasuu (EP)
NORDIC NOTES, April 2017, CD



Die sechsköpfige finnische Band OKRA PLAYGROUND mischt Folklore mit modernen Sounds. Und genau so setzt sich auch die Band zusammen: Mitglieder aus traditionellen Folk-Ensembles spielen gemeinsam mit Popmusikern. Das Debüt-Album "Turmio" (ein Stück zum Nachhören findet sich oben) sorgte im vergangenen Jahr durchweg für Begeisterung, nun ist als Vorbote eines für 2018 angepeilten Nachfolgers die EP-Single "Rautasuu" mit drei Liedern erschienen.
Kern von OKRA PLAYGROUND ist die verträumte, weibliche Stimme von ESSI MUIKKU, der als Unterlage eine Mischung aus folkloristischen Instrumenten (Kantele, Bogenharfe), ganz dezent getupft, und leichten digitalen Beats im Loop dient. Alle Stücke werden im Verlauf dichter und voller, mit weiteren Streich- und Zupfinstrumenten.
Die Melange aus Folklore und tanzbaren Rhythmen mit starker Stimme und Melodie packt, besonders die fast geschmetterte Hymne zum Abschluss beeindruckt. Sehr wohlig, fast feenhaft, aber nie kitschig werden hier finnische Volksmärchen verpackt. Berührend.

 
Michael We. für nonpop.de



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