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Michael We.

Angespielt: LARSEN, FEU ROBERTSON

Aktuelle Besprechungen in Kürze


Angespielt: LARSEN, FEU ROBERTSON
Kategorie: Spezial
Wörter: 558
Erstellt: 13.11.2016
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LARSEN: Of Grog Vim
IMPORTANT RECORDS, November 2016, CD / DL



Das italienische Quartett LARSEN ist NONPOP-Lesern wohl vor allem durch die zahllosen Zusammenarbeiten bekannt. Etwa mit MATT HOWDEN, BABY DEE, JULIA KENT, DAVID TIBET oder zuletzt mit der Whiskey- und Zigaretten-Stimme von LITTLE ANNIE. Nach zwei aufeinander folgenden Alben mit eben jener Stimme hat sich die Experimental-Band aus Turin dazu entschlossen, knapp 20 Jahre und 14 Alben nach dem Start 1997, wieder ein reines Instrumental-Album aufzunehmen, tatsächlich erst das zweite ihrer Karriere. Es handelt von dem – wohl fiktiven – Charakter GROG VIM, einem Weltenentdecker und Visionär, und klingt dementsprechend malerisch-erzählend.
Gleich das erste Stück wirkt von Beginn an wie ein surrealistisches Gemälde: Pianotriller zu wabernden Drones, eine verträumt einsetzende Gitarre, das nach und nach härter werdende Schlagzeug – Instrumente wie einzeln getupfte Farben. Alle Tracks gewinnen langsam an Dichte, werden ein mächtiges Etwas zwischen Neoklassik, Prog, Ambient und Doom und haben durch Wiederholungen eine sehr rituelle Komponente. Psychedelische Tubular Bells klingeln zu Drones, Gitarrenlauf und Snare Drums, bekommen zusätzlich Farbe durch eine Orgel. Der MIKE OLDFIELD-Vergleich entpuppt sich als gar nicht so verkehrt, einige Stücke weisen weitere, ähnliche Klänge auf, wie sie bei dem Briten in den 1970ern zu finden waren. Dazwischen stehen aber auch recht puristische, rockige Tracks mit Wummern oder Zerren (und Trompetengebläse). Elektronische Silbenfetzen sorgen für einen Anflug von Vocals, Klavier durchbricht metallene Dark Ambient-Atmo, am Ende breitet sich nächtliche, entspannte BOHREN-Stimmung mit Fender Rhodes und Akkordeon aus.
Viele Elemente sind typisch LARSEN, unter anderem der repetitive Einsatz des Pianos, kamen auch auf Alben mit Stimme zum Einsatz. Hier steht die Musik aber tatsächlich für sich allein; wenn einzelne Songs an Gemälde erinnern, dann ist dieses Instrumental-Bett eine sorgfältig konzipierte Ausstellung, bei der nichts zufällig wirkt. Intensiv, stimmig, schön!

FEU ROBERTSON: Sticky Situations With Troubles
PARTYCUL SYSTEM, November 2016, DLP / CD / DL



Die französische Formation FEU ROBERTSON ist mir nun wirklich noch nie über den Weg gelaufen. Fünf Musiker aus Reims, viel mehr gibt die Labelinfo nicht her. Stattdessen erfolgt über viele Absätze eine sehr charmante Beschreibung der Musik, wovon mir unter anderem der Satz "Rock from a dark, sick and dangerous no-man's-land" hängen geblieben ist.
Dumpfer Bass, klare Gitarren und heller Gesang gleiten im Opener sehr ruhig dahin, teils untermalt mit Glockengeläut. Zügig entsteht durch kleine Gimmicks – wie eben die Glocken oder der Einsatz von Trompeten – eine sehr starke Atmosphäre, musikalisch erinnert mich das an die wunderbaren THE GO-BETWEENS. Indie am Lagerfeuer mit intelektueller Note, im weiteren Verlauf auch mit Saxofon oder knödeligem Kinderduett. Dieser gitarrenbasierte, schwermütige und gleichzeitig außerordentlich luftige Rock formt dermaßen lange Songs, dass einzelne Teile wiederum wie eigene, kleine Stücke wirken und stark an erzählte Kurzgeschichten erinnern, inklusive Tempi- und Stimmungswechsel. Eine Rhythmusgitarre fängt die Abwesenheit von Percussion auf, mal wird es schunkelig mit Orgel, mal dramatisch mit Banjo, Gitarre und schmetternden Vocals ("Hallelujah"), auch über zehn Minuten.
Feines, surrealistisches Patchwork mit vielen literarischen Anspielungen (NABOKOV), ein bisschen HEXVESSEL, etwas Americana, zwei Teelöffel Indie, eine Messerspitze Kraut sowie ergänzend Neofolk und noisige Anklänge, alles rund eine Stunde lang ohne Geschmacksverstärker. Zauberhaft.

 
Michael We. für nonpop.de


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