Nachdem von DEUTSCH NEPAL zuletzt ein neues Album namens "Alcohology" unter das Volk gebracht worden ist, stand mit der "Dystopian Partycollection II" gleich die nächste Veröffentlichung ins Haus. Dieser Aktivitätsschub war jedenfalls Grund genug, ein kurzes, knackiges Interview mit LINA zu führen.
Seit ”Alcohology” veröffentlichst du mit DEUTSCH NEPAL auf deinem eigenen Label. Ist das Musik-Geschäft so frustrierend oder hat das etwas mit eigener Kontrolle zu tun?
Ich hatte die Vision einer engeren Interaktion mit meinen Hörern und auch einer besseren Kontrolle über die Produktion. Die Musik hatte ich recht unvermittelt fertig und dazu die ökonomischen Mittel, den Traum zu verwirklichen, sodass ich entschied, mein altes Label ENTARTETE MUSIKK wiederzubeleben. Es war recht interessant, aber auch einfacher als ich erwartet hatte, sodass ich nach ”Alcohology” mit einer weiteren ”Dystopian Partycollection” weitermachte – und weitere Entwicklungen sind zu erwarten.
Meiner Ansicht nach ist DEUTSCH NEPAL über die Jahre eine recht stabile Angelegenheit – keine Trends, keine Pop-Musik, etc. Hat das mit deinem Verständnis zu tun, wie du Musik kreierst?
Ich weiß es nicht... Es kann sein, dass ich fokussierter darauf bin, was ich tue als darauf, was um mich herum passiert und obwohl ich keine Worte dafür finden kann oder es anderen erklären kann, gibt es eine Richtung, der ich fest folge. Das bedeutet, dass ich weiterhin die Transformation meiner Musik vorantreibe und ich mit jeder Veröffentlichung etwas Neues präsentieren möchte und dass ich nicht das Ziel habe, mich selbst zu wiederholen.
”Alcohology” erscheint rhythmischer und rauer als ”Amygdala”. Gibt es dafür einen speziellen Grund oder planst du sowas, wenn du ein Album aufnimmst?
Ich weiß eigentlich gar nichts, wenn ich mit der Arbeit an einem Album beginne ... Es ist mehr eine Art Abenteuer. Ich habe manchmal eine abstrakte Idee davon, auf was ich zusteuere ... aber oftmals ende ich an einem absolut anderen Ort, wenn die Reise beendet ist. Das ist wie bei anderen Dingen im Leben ... wenn du so desorganisiert bist wie ich ...
Auf dem Album sind wieder viele Stücke mit Gesang zu finden. Auf früheren Alben war der Anteil an instrumentalen Stücken wesentlich höher als heute. Ist das einfach nur die Arbeit mit einem anderen ”Material” oder ist das ein besserer Weg für dich, um das auszudrücken was, du künstlerisch mitteilen möchtest?
Ich glaube, dass mich die Arbeit mit DER BLUTHARSCH AND THE INFINITE CHURCH OF THE LEADING HAND dazu gebracht hat, mehr Gesang einzusetzen. Ich entdeckte für mich den Spaß dabei, die Stimme einzusetzen und Texte zu schreiben. Es ist eine Herausforderung, alles gemeinsam zu einem Stück zusammenzufügen und außerdem macht es mehr Spaß zu performen, wenn man singt und es ist einfacher mit dem Publikum zu interagieren.
Die letzte Veröffentlichung war ”Dystopian Partycollection II”, auf der wir das wundervolle ”Ich steh’ im Regen” wieder hören können. Wie hast du den alten ZARAH LEANDER Song entdeckt und warum magst du ihn?
Ich denke, es war eher so, dass der Song mich gefunden hat ... ich glaube ich hatte eine Party im Studio und nahm es auf, um Material für eine Compilation zu haben. Später dann tauchte der Song irgendwie überall auf, so dass es so scheint, als würden ihn die Leute sehr mögen. ZARAH ist seit meiner Kindheit eine gute ”Freundin” von mir ... Insofern fühlte es sich natürlich an, ein Cover ihres Songs zu erstellen ... aber vielleicht hätte ich es in der schwedischen Originalversion tun sollen ... Meine Fähigkeiten bezüglich der deutschen Sprache sind wirklich scheiße ... :-)
Beide Alben, ”Alcohology” und ”Dystopian Party Collection II” beinhalten Neuaufnahmen von Songs des ”Erosion”-Albums (”Erosion” und ”So Low...”). Warst du mit den ursprünglichen Versionen nicht zufrieden oder mit dem gesamten ”Erosion”-Album?
Es war purer Zufall, dass ich diese beiden Stücke aufnahm ... Öfters, wenn ich Musik mache, teste ich den Gesang, indem ich alte Texte benutze ... Das Problem ist, dass sich der Gesang im Kopf festgesetzt hat und es schwer ist, daran etwas zu ändern, wenn es ihn nunmal schon gibt. Das ist auch das, was mit den beiden Stücken passiert ist. Später nutzte ich ”Kleinkind-Baby-Sprache” oder ich schrie ”Nonsens-Phrasen”, um die Struktur des Gesangs aufzubauen.
Auf ”Dystopian Party Collection II” ist auch ein interessanter Track deines Projekts SWOLLEN mit THOMAS EKELUND. Gibt es Pläne für eine zukünftige Zusammenarbeit?
Wir haben ein paar Stücke mehr aufgenommen aber wir wussten bisher nicht, was wir damit anfangen sollten. Außerdem ist THOMAS ziemlich mit seinem Projekt TREPANERINGSRITUALEN beschäftigt, sodass es sehr schwierig ist, Zeit für eine Fortführung der Arbeit zu finden ... Wir werden sehen ...
Im Moment gibt es einige Festivals, die wie kleine COLD MEAT-Festivals anmuten. Ist das eventuell mehr so ein Retro-Ding für dich oder sogar eine Art Beerdigung einer Szene so wie es andere Bands bezeichnet haben – oder nichts davon? Hat sich etwas verändert, wenn man die anderen Bands heute wiedertrifft?
Ich hoffe, dass es soviel Spaß wie gewöhnlich macht ... Obwohl natürlich auch Nostalgie mitschwingt und vielleicht ist es auch eine Beerdigung des Alten und die Geburt von etwas Neuem, das kommen wird. Die Leute, die ich bis jetzt getroffen habe, sind nicht sehr anders – wir sind nur zwanzig Jahre älter ... und etwas ermattet ... oder veredelt wie man so sagt, wenn man über Whiskey redet. Für mich ist es sehr aufregend, da ich die alten Leute von COLD MEAT INDUSTRY selten treffe – wenn ich PETER ANDERSSON von RAISON D’ETRE oder ROGER KARMANIK einmal ausklammere. Die Jahre vergehen sehr schnell und diese habe ich in Tour-Bussen mit DER BLUTHARSCH verbracht, sodass ich nicht soviel darüber weiß, was mit den anderen passiert ist. Deshalb hoffe ich, fröhliche Geschichten über das Leben von alten Freunden zu hören.