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Michael We.

Angespielt: KOWLOON WALLED CITY, JUST...

...FEEL ME DEAR HUMAN. Aktuelle Besprechungen in Kürze


Angespielt: KOWLOON WALLED CITY, JUST...
Kategorie: Spezial
Wörter: 581
Erstellt: 13.10.2015
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KOWLOON WALLED CITY: Grievances
NEUROT RECORDINGS, Oktober 2015, CD / LP / Download



Auch KOWLOON WALLED CITY – was soviel bedeutet wie "ummauerte Stadt" und sich auf einen Stadtteil von Hongkong bezieht – sind mit ihrem neuen Album bei NEUROT RECORDINGS gelandet. Das US-Label rund um die Band NEUROSIS entwickelt sich damit zunehmend zum Hafen für gute Doom- und Stoner-Musik. Hat aber auch schon Bands wie AMBER ASYLUM oder CURRENT 93 veröffentlicht. KOWLOON WALLED CITY laufen in der Regel unter 'Sludge', was insbesondere für das aktuelle Album missverständlich ist. Obwohl ich die Vorsilbe 'Post' hasse, fällt mir nichts Besseres ein, als dass es sich hier um eine reduzierte, deshalb besonders eindringliche Form von Post-Hardcore handelt.
Die Band um den Toningenieur, Sänger und Gitarristen SCOTT EVANS arbeitet mit einer düster-dramatischen Gitarre, mit blechernen und eher rezitierenden Vocals, die ganz hervorragend zur niederschmetternden Stimmung passen. Oft liegen langsame, schleppende Instrumentalparts in der Mitte der Songs. Der Bass wirkt wie Teer, und mit den Melodielinien erinnert mich das ganze an einen kargen, dunklen Berg. Die Sprechstimme gemahnt tatsächlich an Hardcore, nur ist die Musik dazu deutlich verlangsamt. Auch der Sound wirkt etwas reduzierter als auf Vorgängern, was aber gerade zur dichten Gesamtstimmung beiträgt. Insbesondere die ganz spartanischen Quasi-Pausen in den Stücken erzeugen Düsterheit, bevor es dann wieder donnert und kracht! Zwischendurch klingt die Musik etwas bluesiger, nach Stoner-Rock, und ganz am Ende steht ein versöhnlicher, fast hymnischer Song.
Gegen KOWLOON WALLED CITY wirken manche der jungen und modernen Brüll- und Hassbands wie Bubis. Die Zurückgenommenheit verstärkt Schmerz und Verzweiflung, die gedämpfte Wut wird eingepackt in die Schönheit einer einsamen Landschaft. Tolles Album mit Alleinstellungsmerkmal.

JUST FEEL ME DEAR HUMAN: ~
VIA INJECTION, 2014, CD + Download



Sehr interessante – und schon etwas ältere – Veröffentlichung auf VIA INJECTION aus Kalifornien. Mehr ein Verbund aus Künstlern als ein Label, werden hier Alben in Kleinstmengen rausgebracht, dieses Debüt zum Beispiel in einer Auflage von 100 Stück. Über die Musiker weiß ich genau nichts, außer dem beiliegenden Foto des jungen Duos JUST FEEL ME DEAR HUMAN sind mir keinerlei Infos begegnet. Macht aber nichts, dieser seltsam verschrobene Industrial-Ambient-Pop funktioniert auch einfach nur so.
Zu Beginn wechseln sich industrielle und handgemachte Musik ab, das Eröffnungsstück liegt zwischen dronig und doomig. Der gleichbleibende, ansprechende Rhythmus hat Sogwirkung. "The Foiling" (02) im Anschluss ist eines meiner Highlights: minimaler Angst Pop mit fragmenthaften, wispernden Vocals und einem einfachen, trockenen Beat; dazu trötende, tierische Klänge. Ähnlich abwechslungsreich geht es von Stück zu Stück weiter: mal industrieller und abgefahrener, mit verdrehten Stimmen aus dem Off und mehr flächig-geräuschig wie in "Christmas Starvation" (07) – hier auch mit 'richtigen' Industrial-Loops. Oder mal songorientierter – "Beautiful Daytime (04) –, dann allerdings mit extrem seltsamen Falsett-Vocals. Ästhetisch geht die Sonne mit passenden, fanfarenartigen Trompetensounds unter. Oder im nerdigen Nachtclub läuft später auch eine entspannte Ambient-Mischung aus sphärischen Sounds und Flächen. Im Verlauf zieht mich das Album zunehmend in seinen Bann, wirkt – trotz der angeblichen Improvisationen, so heißt es auf dem Cover – wie ein durchkomponierter und sehr filmischer Science Fiction-Soundtrack.
Ab und zu musste ich mal an alte MERCURY REV denken, ansonsten sind JUST FEEL ME DEAR HUMAN ziemlich vergleichsfrei – und gerade auch deshalb sehr interessant. Zwischen Minimal, Industrial, Dark Ambient und Angst Pop, klasse. Über BANDCAMP ist auch die CD noch zu haben ...

 
Michael We. für nonpop.de



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