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Tony F.

Klangforschung mit JOB KARMA

Interview


Klangforschung mit JOB KARMA
Kategorie: Spezial
Wörter: 1441
Erstellt: 20.09.2014
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Mit "Society Suicide" haben JOB KARMA ihrer Musik eine etwas andere Richtung gegeben. Organischer und wärmer im Sound und unter der Beteiligung einiger Gastsänger/innen ist ihnen dabei ein vielschichtiges und überzeugendes Album gelungen. (Live-Titel-Foto: CLAUDIA GOLOMBOWSKI)



JOB KARMA

Im Booklet von “Society Suicide” kann man ein Manifest harscher Kritik, speziell an der nördlichen Hemisphäre – aber auch an der Menschheit insgesamt – finden. Der Text ist von ZETZERO, einem Journalisten und Blogger. Kennt ihr ihn persönlich?

MACIEK: ZETZERO ist ein guter Freund von uns. Er hat uns und unsere Projekte schon mehrmals unterstützt. Wir sind gemeinsam nach Tschernobyl gefahren, er war dort für den Dokumentarfilm verantwortlich. Wir haben auch zusammen an dem Multimediaspektakel über den Holocaust, dem Spektakel “Ritual für Media”, das den Einfluss der gegenwärtigen Medien auf den einzelnen Menschen zum Thema hatte, sowie an den Aktionen Retorsje Recesje-BANG, wo es um die Spekulationen und dunklen Machenschaften der Finanzwelt ging, gearbeitet.

Glaubt ihr, dass Menschen auf ein Manifest wie dieses reagieren bzw. darüber nachdenken? Normalerweise gibt es ja nur eine Art „funktionale Betroffenheit“ wie wenn man im Fernsehen hungernde Kinder in Afrika sieht und man spontan denkt, dass irgendetwas getan werden müsste. Dabei weiß man, dass nichts passieren wird und man selbst auch nichts tun wird. Glaubt ihr, dass Kunst oder Musik wirklich in der Lage sind, einen Anstoß für eine Änderung geben zu können?

MACIEK: Natürlich vertraue ich darauf, dass die Kunst etwas ändern kann! Wenn nur eine einzige Person stehenbleibt und darüber nachdenkt, was wir vermitteln wollen und das noch später an eine andere Person weitergibt – das wird schon etwas bedeuten! Das bringt den Prozess ins Rollen! Es ist leicht zu sagen, es hat keinen Sinn etwas zu tun, weil alles was geschieht, weit weg von mir geschieht. Ich akzeptiere eine solche Einstellung nicht! Jeder kann etwas machen. Man kann seine materiellen Bedürfnisse minimalisieren, man kann lernen, mit dem Geld zu leben, das man real in seiner Tasche hat und nicht auf Kosten zukünftiger Generationen, man kann sich vegetarisch ernähren, ein Fahrrad statt ein Auto nehmen – das alles klingt wie sich ständig wiederholende Floskeln, aber ich glaube, das ist das, worauf wir einen Einfluss haben, was Änderungen bringen mag. Ich denke stets daran, dass der Untergang der Menschheit schon schwer aufzuhalten ist. Dazu hat unsere allgemeine Kurzsichtigkeit geführt. Ich finde es wichtig, dass ich den Gedanken mit den anderen Menschen teile, um etwas dagegen zu tun.
 
Die Songtitel sind kurz und prägnant, so dass mich das an die sieben Todsünden denken lässt. Auf der einen Seite gibt es Titel, die Ressourcen benennen („Oil“, „Tree“); andererseits gibt es auch Titel, die ein aktives Verhalten bezeichnen („Greed“), so dass eine Verbindung zwischen den Ressourcen und dem Verhalten hergestellt wird. Also ist die Änderung des Verhaltens in Bezug auf die Ressourcen der Schlüssel. Stimmt ihr mit dem Interpretationsansatz überein?    

MACIEK: Du hast ins Schwarze getroffen ;-)

AURELIUSZ : Bezüglich der Titel – wir mögen minimale Track- oder Albumtitel. Ein Wort – ein Ziel, verkörpert die Idee und die Atmosphäre des Stücks. Die Assoziation zu den sieben Todsünden ist passend – der Titel sollte kurz und ein auffallender Punkt sein, der nicht missverständlich interpretiert werden kann. Ressourcen verursachen ein Verhalten und umgekehrt – das ist es, worum es bei dem Album geht. 

Aus meiner Sicht fällt “Punkt”, das Vorgängeralbum, industrieller, kälter aus. „Society Suicide“ klingt wärmer und organischer. Gab es einen Plan, den Sound entsprechend zu ändern oder war das mehr eine spontane Entwicklung?

MACIEK: Das ist der normale Prozess einer musikalischen Entwicklung. Unsere Platten unterscheiden sich voneinander und es stimmt, dass man auf „Society Suicide“ nur schwer diese, für die ersten Alben charakteristische Dark Ambient-Stimmung, findet. Auf “Society Suicide” sind Lieder wie “Oil” und “Earth”, aber auch „grausame Hörspiele” wie “Death Day” und “Trees”. Natürlich hat die frühere Erfahrung mit MATT und 7JK auch eine große Rolle gespielt!

AURELIUSZ: Soweit es den musikalischen Part des Albums betrifft, stand die Idee hinter dem Album, unsere Freunde für eine künstlerische Kooperation einzuladen. Wir haben erwartet, dass ihr Einfluss unseren JOB KARMA-Sound modifizieren und beeinflussen würde, um einen neuen Nutzen für die Stücke zu kreieren. Ich denke, dass es wie bei Bands mit ähnlichen Erfahrungen ist – es ist ein sehr kreativer Prozess und erfrischender für die Musiker und Fans. Das Album ist vielseitiger; es unterscheidet sich von den vorherigen Werken. Aber ich glaube, dass es irgendwie immer noch der JOB KARMA-Stil ist. Ich denke, dass auch das nächste Album ein Schritt vorwärts gehen wird. Es gibt keinen Grund, an einer Stelle zu stehen. Es gibt in der Musik noch so viel zu entdecken. Routine würde uns töten.  

Auf “Society Suicide” arbeitet ihr oft mit Gesang. Was war der Grund dafür, mehr Gesang zu verwenden und wie seid ihr mit THOM FUHRMAN in Kontakt gekommen? Die Verbindung zu MATT HOWDEN dagegen ist natürlich offensichtlich.

MACIEK: Wir sind mit THOM FUHRMAN gut befreundet. Seit 25 Jahren bin ich ein großer Fan von SAVAGE REPUBLIC. Ich halte diese Band für eine der einflussreichsten – selbst NEUROSIS, SONIC YOUTH, sogar REM geben SAVAGE REPUBLIC als ihre Inspiration an – und am meisten unterschätzten Noise Rock-Bands. 2007 erfuhr ich von ihrer Europatour und entschied mich sofort, sie nach Wroclaw einzuladen. Seit jener Zeit spielten sie fünf Mal in Polen. Ich mag sie alle sehr und finde THOMs Stimme großartig, sie eignete sich perfekt für “Oil”. Ich wollte, dass er den Text einfach rausschreit, aber er schickte mir auch eine, so zu sagen, gesungene Version, die sich als noch besser erwies.

Auf “Society Suicide” treten noch andere Gäste auf. MATT, mit dem wir oft und sehr gern zusammenarbeiten, MONI – die Sängerin der polnischen Cold Wave-Band EVA, ANNA NACHER von der Ethno-Gruppe MAGIC CARPATHIANS aber auch meine Frau ANA J.
 
AURELIUSZ: Wenn man sich unsere früheren Alben anhört, dann waren Sprachsamples immer sowohl Klang als auch Substanz, die unsere Stücke komplettiert haben. Arrangiert in unterschiedlicher Balance und Häufigkeit. Wir wollten uns mit dem Live-Gesang vorwärtsbewegen. Ich denke, es hat gut funktioniert und es wird auch ein Thema sein, wenn wir über zukünftige Alben nachdenken.

JOB KARMA hatte immer eine starke visuelle Seite – vor allem live. Wie würdet ihr die Arbeit mit AREK BAGINSKI beschreiben. Ist er frei darin, euren Output zu interpretieren oder gibt es da einen direkten Einfluss von euch?

MACIEK: Ich arbeite seit 15 Jahren mit AREK, wir sind eng befreundet. Wir haben zusammen den Industrial Art-Verein gegründet; wir sind beide Veranstalter des Wroclaw Industrial Festivals. Wir verstehen uns ohne Worte auf den Gebieten Kunst und Kultur. Sehr oft machen wir Musik für ein bestimmtes Konzept. Das war der Fall z.B. bei „Tschernobyl“. AREK hatte zuerst den Film gedreht und die Musik kam später. Manchmal passiert es aber umgekehrt, wir haben einen Song und AREK macht einen Videoclip dazu – wie bei “Blackout”.
 
AURELIUSZ: Da gibt es kein 'Er' oder 'Wir'. AREK ist seit dem Anfang ein Teil der Band und wie wir es immer betonen – JOB KARMA ist ein audio-visuelles Projekt. Das sind die Grundlagen. Eine freundschaftliche Beziehung gepaart mit einem vollständigen Verständnis sind das Fundament.  

Letzte Frage, wie würdet ihr persönlich eure Faszination an der elektronischen Musik beschreiben?

MACIEK: Das erste was mir einfällt. ist die Unendlichkeit von Farben und Klängen. Das ist, als ob man während einer Sommernacht auf den Himmel voller Sterne blickt; es gibt einfach keine Grenzen…

AURELIUSZ: Es ist ein unbegrenztes Soundspektrum. Wellenformen digital zu erforschen, indem man gefilterte Oszillatoren verwendet, das ist der beste Trip, den ich haben kann. Es ist die Kombination aus archaischen, analogen Klängen mit den heutigen Möglichkeiten des Generierens von Beats und des Editierens – die elektronische Musik wird niemals auf einen Stil begrenzt sein. Die Atmosphäre der elektronischen Musik ist seit 20 Jahren ein Teil von mir, somit habe ich die Distanz verloren, mich in dieser Hinsicht in irgendeiner Weise selbst zu beschreiben. 

 
Tony F. für nonpop.de


Verweise zum Artikel:
» JOB KARMA Homepage
» JOB KARMA on Facebook

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