Als Mastermind steht hinter U-731 GORDON LAZARUS, der dem einen oder anderen als der Mann hinter DEFILER bekannt sein mag. "By All Means..." (Besprechung) nun ist Debüt- und Abschiedsalbum gleichermaßen, Verbindungsglied zum aktuellen Folgeprojekt UNITED FRONT. Von den sieben Titeln der CD sind zwei explizit als Soloaufnahmen von LAZARUS, zwei als Kollaboration mit GRANT und drei weitere als solche mit STILLINGS ausgewiesen. Stilistisch bewegt man sich im Bereich Power Electronics/Noise mit starker Death Industrial-Affinität. Nichtsdestoweniger fällt bei "By All Means ..." gerade der relative Abwechslungsreichtum ausgesprochen positiv auf, der ungeachtet der stilistischen Orthodoxie, welcher man sich im Allgemeinen befleißigt, den Gesamteindruck prägt, was wohl zu einem Großteil auf die segensreiche Unterschiedlichkeit der beiden Kollaborateure zurückzuführen ist. So diffundieren die Stücke, die mit STILLINGS zusammen erarbeitet wurden, mit ihrem dumpf grollenden Gerumpel und den verwaschenen, überaus deutlich an STEEL HOOK POSTHESES gemahnenden Vocals deutlich in den Death Industrial-Bereich und tönen insgesamt etwas ruhiger und bedrückender, ohne deshalb freilich auch nur ansatzweise friedlich zu wirken – die Destruktivität und Negativität kommt einfach ein wenig unterdrückter, subtiler und verhaltener daher, ist deshalb jedoch nicht weniger ungemütlich und lichtabgewandt. Im Kontrast hierzu sind die beiden, jeweils über zehn Minuten langen Tracks, die gemeinsam mit GRANT entstanden, mit ihren nervenzerschreddernden, panzerartig nach vorne pflügenden Noisepatterns und den vor schierem Hass nur so spritzenden Vocals klar dem PE-Bereich zuzuordnen. Das letzte Stück, eines der beiden von LAZARUS in Eigenregie erstellten, bindet engelsgleich klingenden Chorgesang ein, der von Gewehrsalven und allerlei Kriegsgeräusch unterlegt ist, um schließlich mit dem infernalischen Getöse einer Bombenexplosion zu verwehen. Selten war ein solch effektvoller Abgang mit buchstäblichem Knalleffekt angezeigter als im Falle dieses akustischen Ausnahmeschlages. Ein Song aus dem aktuellen Album: Getreu dem Konzept von GALAKTHORRÖ, nicht allzu viel über die Künstler zu verraten, bleibt die Identität des Mannes hinter TE/DIS weiter unklar. Auf die Debüt-EP "Black Swan" folgt nun das erste Vollzeitalbum "Comatic Drift" (Besprechung), welches im Gegensatz zur längst ausverkauften EP nicht nur auf Vinyl, sondern in unbegrenzter Auflage auch als CD erscheint. So heftig, wieder Albumtitel suggeriert, ist die Musik beileibe nicht, denn der Künstler hat ein Gespür für catchy Melodien und will bei aller Dunkelheit und durchaus spürbaren Depression nie einfach nur 'böse' sein. Die ersten Tracks stehen für das gesamte Album: Ein industrielles Britzeln und Kreischen, ein unwiderstehlicher Rhythmus und die markante Stimme, die schon auf dem 4-Track-Vorgänger als herausragendes Merkmal zu identifizieren war. Direkt, klar und eher im Post Punk verortet. Dieser Eindruck relativiert sich allerdings schnell, wird aufgefangen von der Gesamtstimmung. Die Mischung macht über die gesamte Länge das Spezielle, Besondere aus. Weniger Angst, eher Industrial Pop mit einer gehörigen Portion an Beats, vielen unterschiedlichen Sounds und mitreißenden Melodien. Auch hier ein Stück aus "Comatic Drift": Die Art, wie er "Plateform #1" (Besprechung) erschaffen hat, nennt LAURENT PERRIER Einbahnstraßen-Kollaboration. Er hat sich nämlich von den drei Künstlern FELIX KUBIN, LAWRENCE ENGLISH und GIANLUCA BECUZZI ohne irgendwelche Vorgaben Klangmaterial schicken lassen, aus dem er drei lange Tracks gebastelt hat. Inwieweit sich das vorliegende Material von den Ursprüngen entfernt hat, lässt sich natürlich nicht bewerten, doch ist der unterschiedliche Charakter der Stücke recht deutlich. Der auf dem Material von FELIX KUBIN aufbauende Track besteht aus einer Vielzahl teils etwas unkoordiniert aneinandergereihter, verschiedener Klänge und Geräusche. Bei den Tracks, die auf Material des Australiers LAWRENCE ENGLISH und des Italieners GIANLUCA BECUZZI basieren, kommen mehr Flächen und mehr Struktur ins Spiel. Das auf das Material von LAWRENCE ENGLISH zurück gehende Stück präsentiert sich gegeneinander verschiebende physikalisch-elektrisch klingende Flächen, die sich reiben und interferieren. Das letzte, recht zurückhaltende Stück stellt dagegen knisternde Elektronikklänge und glockenähnliche Kunstsounds vor hintergründige Flächen. So klingt die Zusammenarbeit mit FELIX KUBIN: NICK EDWARDS hat schon zwölf Alben – zum Teil auch unter Pseudonym – veröffentlicht. Nun gibt EDWARDS als EKOPLEKZ mit der dreizehnten Veröffentlichung "Unfidelity" (Besprechung) sein Debüt auf PLANET MU RECORDS. Einflüsse sowohl aus den 1970ern, als auch aus den frühen 1990ern, Analogsounds, Electronica und Psychedelic sind herauszuhören – dronehaft, ambient, zum Teil düster. Die in den Titeln verstreuten Fieptöne, das Schnarren, Klappern und Scheppern versetzen uns nach nur Minuten in einen LSD-rauschhaften Zustand. Es pulsieren die Bässe. Es blippt, ploppt und bloppt. Und immer sind da die Wärme einer alten Drum-Machine mit den abgedimmten Basslinien und der von interessant vereffekteten Klangerzeugern produzierte Grundsound, der stoisch seinen Weg durch alle Titel geht. Die Geschwindigkeit variiert zwar hier und da, doch die nächtlich schleierhafte Nebelstimmung bleibt erhalten. Insgesamt ein ruhiges, verhalltes, an alte Science-Fiction-Filme und an die Zeit des Acid-Sounds erinnerndes Album, das trotz dieser Vergleiche eigenständig bleibt. GERMAN ARMY bleiben geheimnisvoll: Wie schon beim kürzlich vorgestellten Tape auf BELÄTEN gibt es auch zur bald erscheinenden Kassette "Tassili Plateau" (Besprechung) nur wenige Infos. Handelte es sich beim Vorgänger "Burushaski" um einen seltenen pakistanischen Dialekt, ist "Tassili Plateau" ein Berg in Südost-Algerien. Die Songtitel liefern aber erneut Hinweise auf eine im Dunkeln bleibende Verbindung von GERMAN ARMY Richtung Indien und Nepal. Die aktuelle Veröffentlichung ist insgesamt noch zugänglicher als "Burushaski", geht über längere Strecken als Ambient durch, weist aber dennoch genügend exotische Ausreißer auf, um interessant zu bleiben. Nach dem dunklen Intro mit Synthietröten und einem schleppenden, industrieller Rhythmus mit twangender Ethno-Gitarre folgen zwei starke Stücke mit Vocals, die erneut zurückhaltend sind, aber jetzt von Beginn an singen. Die restlichen Tracks bieten mal mehr, mal weniger Ambient mit einigen düsteren, industriellen Sounds, stets mit sehr analogem Flair. Die elf kurzen Tracks arbeiten mit ähnlichen Mitteln wie der Vorgänger, verdienen sich ein paar zusätzliche Exotikpunkte durch manchmal sehr spezielle Instrumentierung. Das komplette Album zum Nachhören bei BANDCAMP. Zum Skippen rechts unten klicken... MONNO scheinen sich auf ihrem neuen Album "Cheval Ouvert" (Besprechung) das Motto "Hören mit Schmerzen" zu Eigen machen zu wollen. Und das erfolgreich! "Cheval Ouvert" ist dermaßen anstrengender Hörgenuss, dass man beinahe froh ist, wenn man es überstanden hat. Das von JAMES PLOTKIN produzierte Album beginnt mit hektischen Drums und repetitiven dronigen Riffs, die etwas an SUNN O)))s "Black One"-Album erinnern. Eine weitere Ähnlichkeit sind die Black Metal-Vocals, die immer wieder mal im Hintergrund zu hören sind, aber nie so eindeutig im Vordergrund stehen, dass man sie zweifelsfrei als Gesang ausmachen könnte. Vielleicht ist das, was man als Gesang wahrzunehmen meint, auch nur Teil der vielschichtigen elektronischen Loops, die durchgehend verwendet werden. Und gerade die elektronischen Elemente sind es, die "Cheval Ouvert" so bedrückend machen und Assoziationen zu alten Science Fiction- oder Horrorfilmen wecken. Ausschnitte der Albumtracks:
Antje M.M. für nonpop.de
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