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Tony F.

SIX COMM live in Oberhausen


SIX COMM live in Oberhausen
Kategorie: Spezial
Wörter: 752
Erstellt: 02.12.2013
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Die Auftritte von PATRICK LEAGAS als SIX COMM – die momentan aktuelle Schreibweise – sind ja durchaus als selten zu bezeichnen. Im äußersten Westen der Republik liegt der letzte Auftritt als SIX COMM zudem an die 20 Jahre zurück. Deshalb war es nicht erstaunlich, dass sich an diesem Abend rund 200 Besucher im Oberhausener Kulttempel einfanden. Der Name „Ontogeny“, der die Tour und den „neuen“ Tonträger von SIX COMM bezeichnet, steht dabei als Fachbegriff für die biologische oder auch psychische Entwicklung des Individuums. Der direkte Bezug findet sich aber wohl eher zu den Stücken der „Ontogeny“-CD, bei denen es sich zum Großteil abermals um Überarbeitungen alter Stücke handelt. Wie weit man das eigentlich noch treiben will und wie oft man sich als Anhänger der Band die gleichen Stücke immer wieder ins Regal räumen will, bleibt an dieser Stelle allerdings dahingestellt. Immerhin finden sich noch zwei Cover-Versionen von KIRLIAN CAMERA-Stücken („Blue Room“ und „Drifting“) auf dem Mini-Album, die sicherlich dem Umstand geschuldet sind, dass man am 18./19. Oktober ein über zwei Tage verteiltes Konzert eben zusammen mit KIRLIAN CAMERA in Leipzig gegeben hat. Ohnehin sind sich beide Bands ja nicht fremd, da sich PATRICK LEAGAS ja schon am „Still Air“-Album beteiligt hat.
 
Als Vorband agierte nicht die im Vorfeld zunächst angekündigte GERECHTIGKEITS LIGA, sondern das Dark Ambient-Ein-Mann-Unternehmen SPHERICAL DISRUPTED, das sich soundtechnisch in den Breiten vom schwebenden Dark Ambient bis hin zu an instrumentale THE KLINIK gemahnenden, pulsierenden Elektro bewegt. Letzteres etwa in „Accretion Disc“ vom 2009er Album „Quasar“, das an diesem Abend unter anderem auf der Playlist stand. Unterstützt durch Videoinstallationen im Hintergrund gelang auf jeden Fall ein atmosphärischer und musikalisch interessanter Einstieg in den Abend.


Stand PATRICK LEAGAS bei seinen 2010er Auftritten noch Solo auf der Bühne, so bestand die Band an diesem Abend aus drei Musikern, wobei der mittlerweile bärtige PATRICK, bekleidet mit dickem Armee-Parka, Barett, und Augenmaske, neben dem Gesang wie üblich trommelte sowie Melodika und Mundharmonika – letzteres beim aus meiner Sicht grandiosen „Doubt To Death“ – spielte. Links von ihm wurde eine elektrische Gitarre bedient, die teilweise konventionell aber nicht aufdringlich das Soundbild verbreiterte oder mit der manipulierte Klänge und Effekte in die Musik eingebettet wurden. Rechts bediente GERNOT MUSCH, verborgen hinter einer Neutralmaske, Keyboard, Akustikgitarre und Trommeln. Diese Aufstellung als Band tat dem Auftritt sichtlich gut, da sich trotz der benutzten Backings ein dynamisches Live-Klangbild entwickelte.
 
Dass PATRICK LEAGAS auf der Bühne manchmal etwas ursprünglicher oder auch mal unsicherer wirkt als seine alten Kollegen, ist natürlich dem Umstand geschuldet, dass er immer nur sehr sporadisch aufgetreten ist und auch grundsätzlich nicht zur Rampensau taugt. Er ist kein seine teils seltsamen Allüren ausbreitender DOUGLAS P. und auch kein launig durch das Programm führender TONY WAKEFORD. Das bringt aus meiner Sicht aber auch eine gewisse Frische und Unverbrauchtheit in die Angelegenheit, die bei seinen Ex-Kollegen mittlerweile leider hier und da fehlt.

 
Wie vor der Tour angekündigt lag das musikalische Hauptaugenmerk wieder einmal auf alten Stücken, somit konnte sich das Publikum über Klassiker wie „A Nothing Life“ oder die eigentlich ursprünglichen DEATH IN JUNE-Stücke „The Calling“ und das fast noch mehr nach EBM klingende „Born Again“ freuen, wobei der Gesang von PATRICK wie eh und je kräftig und melodisch herüberkam. Einzig der neuen, techno-isierten, verkürzten Version von „Niflheim“, die den wunderbar öffnenden Schlussteil ausklammert, kann ich nach wie vor nichts abgewinnen. Das in dieser Besetzung richtig schön rau und post-punkig zelebrierte „Othila“ gehörte dagegen zu den Höhepunkten des Abends. Nur alte Werke gab es allerdings auch nicht zu hören, sodass es einen auflockernden Mittelteil mit den für SIX COMM relativ neuen, auf „Headless“ erschienenen „Wasted Soul“, das gewohnt treibend ausfiel, sowie „Drown By Faith“ und „Like A Death In June“ gab.

Nach dem Ende des offiziellen Sets wollte das Publikum natürlich noch mehr, sodass PATRICK zur Mundharmonika griff und zusammen mit der Band eine beeindruckende Version von „Doubt To Death“ – ursprünglich als „Doubt To Nothing“ auf der „She Said Destroy“-Maxi von DEATH IN JUNE veröffentlicht – spielte. Danach folgte das nicht weniger beeindruckende „Sonfelte“. Aufgrund des anhaltenden Applauses kam die Band – PATRICK dann auch endlich ohne schweren Mantel – noch einmal zurück, um das allerdings schon vorher im Set gespielte, schwer stampfende „Red Cloak Red Hat“ abermals zu spielen. Insgesamt überzeugend.

 
Tony F. für nonpop.de


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