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Michael We.

Angespielt: THE VIRAL DREAD, TROUM ...

... und LEOPARD FLOWERS. Aktuelle Besprechungen in Kürze


Angespielt: THE VIRAL DREAD, TROUM ...
Kategorie: Spezial
Wörter: 806
Erstellt: 22.11.2013
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THE VIRAL DREAD: Furniture And Laziness Go Hand In Hand
SEA STATE, November 2013, Kassette & Download




ANTLERS MULM goes Dub? "... ein ausgewachsenes Dub-Album ...", sagte jedenfalls HANS JOHM in unserem Interview zum neuen Label. Und tatsächlich – obwohl AM teilweise für alles andere als Rhythmus steht, ist "Furniture ...", wie nennt man das, richtig 'fett' geworden! Hinter THE VIRAL DREAD verbirgt sich neben HANS noch ANDREAS WAHNMANN (FIR§T LAW), der für den SEA STATE-Vorgänger SONDERÜBERTRAGUNG viele Alben abgemischt hat und auch hier einen sensationellen Sound hinbekommt.
Erstaunlich: Die von ANTLERS MULM gewohnte Stimme bleibt eigentlich unverändert, behält das leicht Entrückte, Traurige, auch einzelne der verwendeten Sounds könnten vom 'Original' stammen. Dazu kommen allerdings zahllose elektronische Spielereien, dicke, aber entspannte Beats, Hall und Echo. So entsteht ein dunkler Dub, der etwas wehmütig und manchmal fast klagend klingt, aber wunderbar floatet. Mit dieser Musik möchte man durch den Abend und die Nacht fahren, oder, falls kein Auto mit Tapedeck zur Verfügung steht, wenigstens mit Kopfhörern im Ohrensessel versinken.
Viele Tracks haben den typischen Dub-Sound, mal eher beschwingt, mal eher frickelig. Und sie unterscheiden sich fast durchweg durch die Fülle an Sounds und Ideen, die sich immer perfekt in die Stücke einweben. Die poppige Gitarrenmelodie in "Infiltration", der klassische Dub-Sound mit Hall in "Tranquility", die Traurigkeit von "Treasures Slip Away", das Blinken der Sterne in "Fate's Skinny Hand" oder ANTLERS MULM-Anklänge in "Saw A Star". Einige Songs spielt HANS mit ANTLERS MULM übrigens schon seit Jahren auf der Bühne, in anderen Versionen – siehe unsere Besprechung des jüngsten Live-Tapes. ANTLERS MULM goes Dub – von mir aus gerne öfter!!

TROUM: Syzygie
COLD SPRING, Oktober 2013, CD




Nach "Symballein" (2007) mit seltenen Tracks von 1997 bis 1999 erscheint nun eine weitere Sammlung: "Syzygie" vereint rare Stücke von 1999 bis 2006. TROUM haben dafür alle neun Tracks von den Originalbändern remastered. Während die regulären Alben oft ein Thema haben und – teilweise sogar mit einem einzigen, langen Stück – eine bestimmte Atmosphäre aufrufen, zeigt sich auf diesem Sampler wunderbar die Vielfalt, zu der TROUM fähig sind.
Der erste Eindruck ist ein klassischer: Sounds wie die eines vibrierenden Streichorchesters, irgendwie unheimlich. Dann folgen sehr ruhige, entspannte Gitarrendrones, sphärisch und an Wolken oder Blätter erinnernd, mit Schleifen und Wiederholungen typisch hypnotisch. Düstere, eher geräuschig klingende Dark Ambient-Stücke sind ebenso zu finden wie erhabener, mächtiger VANGELIS-Ambient, gleißend und strahlend. Ein krachender 'Hit' ist das – für mich komplett unbekannte – "Uegh", als fünfter Song genau in der Mitte der Collection platziert: Ein stampfender Industrial-Track mit einem irren, schleppenden Beat, der einen nicht mehr loslässt. (Im Original war das Stück in einer etwas anderen Buchstabenkombination auf einem THISCO-Sampler von 2002 zu finden, hochkarätig besetzt unter anderem mit COLUMN ONE und MATT HOWDEN.) In anschließenden Liedern werden dann auch Vocalsamples eingesetzt, rückwärts gesprochen, geflüstert, geschnitten – sehr geheimnisvoll und beschwörend, die Untermalung dazu ist eher Klang als Musik. Das Abschlussstück vereint viele Elemente von "Syzygie", klingt zunächst wieder nach klassischen Instrumenten, dann nach Dark Ambient mit Vocals.
Ein eindrucksvoller Beleg, wozu das deutsche Drone-Duo in der Lage ist. "Syzygie" zeigt die ganze Bandbreite der Bremer auf, bietet einen Überblick über die verschiedenen Atmosphären und Möglichkeiten, die sich unter dem breiten Begriff 'Drone' verstecken. Zum Einsteigen, Fan werden oder Sammlung vervollständigen!

LEOPARD FLOWERS: Autumn Glades Of Everlasting Peace
KRISTALLWALD, Oktober 2013 CD & Download




Wenn sich ein Projekt nach einem – zugegeben sehr schönen – DEATH IN JUNE-Song benennt, bin ich zunächst skeptisch, weil ich schnulzige Coverversionen und Heldenverehrung befürchte. Damit hat LEOPARD FLOWERS aber dankenswerterweise nichts zu tun; die neun Instrumentalstücke des Ein-Mann-Projektes aus dem Odenwald bieten atmosphärischen, ruhigen Ambient auf Basis einer Akustikgitarre und erinnern nur ganz selten an DIJ.
Die Keyboard-Drones des Intros sind dunkel und sphärisch, an einer Stelle taucht der typische Glöckchensound von DOUGLAS P. auf, eine recht dramatische und elegische Atmosphäre entfaltet sich. Der zweite Track bietet – stellvertretend für viele Songs – eine langsame, träumerische Gitarrenmelodie, eingebettet in entsprechende, synthetische Sounds, die im Verlauf häufig langgezogen und damit fast spacig, psychedelisch wirken. Als Vergleich ergibt sich für mich zwingend das finnische Projekt NEST von ASLAK TOLONEN, welches auf Basis einer Kantele ähnlich ruhige, stimmungsvolle Lieder macht. Das längste Stück am Schluss bleibt lange Zeit eine rein synthetische Angelegenheit, und wenn die Gitarre dazu kommt, dann weckt es wie viele andere Stücke auch Gedanken an Natur, Wind, Wälder, Felder ...
Herbstliche, rein instrumentale Ambient-Musik mit zarten Anklängen an gitarrenbasierte Neofolk-Projekte, ohne dass hier das Fehlen von Vocals stören würde.

 
Michael We. für nonpop.de


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