Von den Künstlern, die wir regelmäßig begleiten, ist MATT HOWDEN sicher einer der fleißigsten und produktivsten. Als SIEBEN, unter eigenem Namen, zusammen mit seinem Vater oder mit JOB KARMA (7JK) wirft der Geiger und Sänger aus Sheffield regelmäßig hochwertige Alben ab, als Livemusiker steht er mit NAEVUS, FAUN, IN GOWAN RING und anderen auf der Bühne. 'Nebenbei' arbeitet MATT als Dozent an der Uni, und nun hat er vor einigen Tagen ein weiteres, neues Projekt angekündigt: RASP heißt es und besteht aus MATT und einem zweiten 'Loop-Künstler' – der in London ansässigen Cellistin JOANNA QUAIL (vielleicht besser bekannt als SONVER). Mit vielen Geigen- und Cello-Loops wollen beide innerhalb von nur zwei Tagen ein komplettes Album erarbeiten, in drei Schritten und teilweise auch live vor Publikum. (Die NONPOP-News dazu findet Ihr => hier. "Rasp will conceive, perform and record their first album, all in front of a live audience", heißt es dort unter anderem.) Wir lassen uns das erklären ... Hallo MATT! Ein komplettes Album in nur zwei Tagen – wie soll das funktionieren? He he, das werden wir sehen, wenn es so weit ist, denke ich! Wir sind beide sehr geübt darin, Dinge 'einfach mal auszuprobieren' und mit dem Material anderer Leute zu arbeiten. Außerdem haben wir jede Menge Erfahrung mit spontanen Auftritten. Auf diese Fähigkeiten werden wir uns verlassen, und natürlich immer wieder den jeweils anderen beobachten, schätze ich. Und unsere Gehirne werden rasen und Informationen schnell verarbeiten, das ist mal klar. Bringt Ihr tatsächlich gar nichts mit an Material für diese zwei Tage, keine fertigen Kompositionen, zumindest in Teilen?? Vielleicht ein paar Fragmente aus der Schublade? Nichts Altes, aber na klar, wir haben ein bisschen was vorbereitet. Der erste Teil heißt zwar 'writing session', aber es handelt sich, um genauer zu sein, eher um eine 'Sammeln, Sortieren, mal schauen, was von Deinem Zeug mit dieser/m und jener/m Melodie / Stimme / Beat / Sample von mir funktioniert'-Session. Der Punkt ist, dass 'Sammel- und Sortier-Session' einfach nicht so sexy klang. Klar schreiben wir auch, aber fünfzig Minuten an Material hinzukriegen, was unser Ziel ist, wäre in zwei Stunden unmöglich. Oder besser gesagt: Es wäre möglich, aber im Ergebnis nicht besonders gut. Eine Basis für den Start zu haben, ist für uns Sicherheitsnetz und Qualitätskontrolle. Trotzdem warten noch viele Passagen darauf, geschrieben zu werden. Und es ist hoffentlich interessant genug für die Öffentlichkeit (und für meine Studenten, denn die Session findet in der Uni statt, an der ich auch unterrichte, hier in Großbritannien), zwei Künstlern zuzuschauen, die im Scheinwerferlicht verhandeln, zusammenwirken und Material bearbeiten. Normalerweise geschieht sowas ja hinter verschlossenen Türen und nicht vor den neugierigen Augen der Leute. Wirklich hart ist zum Beispiel, dass Du manchmal allen möglichen Müll vor Dich hin singst, um eine gute Melodie zu finden. Ich singe oft Quatschwörter, um Takt und Rhythmus zu testen, also könnte das sehr peinlich für mich werden. Obwohl – eigentlich ist es mir egal, also doch nicht. Was denkst Du – wie wird das am Ende klingen, was erwartet uns bei RASP? Mehr wie SIEBEN, oder industrieller, wie 7JK? Das Projekt wird seinen eigenen Sound haben, daran liegt mir sehr viel. Ich kann noch nicht ganz genau sagen, wie es klingen wird, wir arbeiten ja erst noch dran. Aber wir versuchen jetzt schon beide, uns von SIEBEN oder von JOs Arbeit zu unterscheiden. Ich zum Beispiel bringe einige Aufnahmen von Leuten mit, die mir von innigen Momenten in ihrem Leben erzählt haben, ebenso wie ein paar sehr einfache, aber deftige Beats. JO sammelt einige geloopte Cello-Passagen und steuert außerdem Aufnahmen eines Didgeridoos bei. Also könnte einer der Tracks, die wir bauen, vielleicht den Soundtrack zu einer australischen TV-Doku bilden ... Du arbeitest bei RASP als 'looping' Geiger nun mit einer 'looping' Cellistin zusammen – wird diese Familie noch wachsen, also stehst Du bald mit einem geloopten Streichorchester auf der Bühne? He he, es ist schon schwer genug mit zwei 'Loopern' in einem Raum! Ohne Hilfsmittel, die die Loops synchronisieren, ist es bereits zwei Musikern nicht möglich, zeitgleich zu loopen. Irgendwann kommt es immer zu dieser 'Stockhausen-Verschiebung', wenn die zwei Loops auseinander wandern. Kann interessant sein, kann aber auch nach einiger Zeit sehr irritierend für die Hörer sein. Auf jeden Fall macht es immer Spaß, Deine Kräfte zu beherrschen, weil es Dich jedes Mal als Künstler ein Stück weiter bringt. Ist es nicht schwer, bei den vielen Projekten und Liveauftritten mit ganz unterschiedlichen Künstlern, noch den Überblick zu behalten und eine klare musikalische Linie zu verfolgen? Nee. Ich 'verteile' meine Arbeit gerne und versuche, unterschiedliche Techniken und Arten von Energie auf die verschiedenen Projekte aufzuspalten. Dafür stelle ich Regeln auf, für mich selbst, die dann zu dem Projekt passen, an dem ich gerade arbeite. Mich an diese Grenzen zu halten, die ich mir selbst gesetzt habe, und darin zu arbeiten, macht Spaß. RASP zum Beispiel: Ich habe festgelegt, dass jede Art von programmiertem Beat wirklich tödlich einfach sein muss, mit zwei Fingern zu spielen. So braucht das Bearbeiten dann wenig Zeit. Ich habe keine Zeit übrig, um mich mit dem Schneiden, Ändern oder Entwickeln von Midi-Rhythmen zu quälen, noch habe ich Lust dazu. Ich will einen einfachen, aber effektiven Beat, einen der sich nicht ändert, den Du nicht live spielen musst. Du kannst ihn einfach loopen und fertig. RASP soll anders werden und wird es auch, sich von SIEBEN unterscheiden. SIEBEN unterscheidet sich von der Neoklassik, die ich unter meinem eigenen Namen mache. 7JK ist dann wieder ganz anders als alles zusammen. MATT, danke für das Gespräch und viel Erfolg mit RASP! Die angesprochene 'writing session' könnt Ihr am Donnerstag, den 07. November 2013, ab 13.30 Uhr als Stream sehen, und zwar unter diesem Link: http://sheffieldvcnlive.co.uk (Er ist erst dann aktiv, wenn auch tatsächlich etwas passiert.)
Michael We. für nonpop.de
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