Michael We.
Angespielt: PRETERITE, RALF WEHOWSKY ...... Dead Voices Of Beläten. Aktuelle Besprechungen in KürzePRETERITE: From The Wells
UNION FINALE, September 2013, CD MENACE RUINE haben vor einigen Monaten mit UNION FINALE ein Label gegründet, und nun stehen die ersten Veröffentlichungen an. Darunter ist ein weiteres Projekt von MR-Sägerin GENEVIÈVE BEAULIEU (NONPOP-Interview). Zusammen mit JAMES HAMILTON (NEBRIS) bildet GENEVIÈVE das Duo PRETERITE. "From The Wells" ist nach "Pillar Of Winds" (2011) das zweite gemeinsame Vollzeitalbum der beiden, liebevoll gestaltet in einem schönen Package mit allen – sehr persönlichen – Lyrics im Booklet. Musikalisch ist dieses Werk zugänglicher als das erste, weniger abstrakt. Die sechs Stücke konzentrieren sich vor allem auf Gitarre und Stimme.
Gleich zu Beginn trägt die entspannte, traurige E-Gitarrenmelodien den Hörer davon, teilweise unterlegt von einem bassigen Drone, immer wieder unterbrochen von längeren Ruhepausen. Dann werden die Saitenläufe dichter, dazu dröhnen einzelne Pianohämmer. Der Gesang von GENEVIÈVE wirkt ebenso eindringlich wie bei MENACE RUINE, allerdings etwas klarer durch die Abwesenheit der zerrenden Soundmasse. Die flehentliche, inbrünstige Anmutung bleibt aber bestehen. Die twangende Gitarre versprüht teilweise ein düsteres Country-Flair, die langen Stücke kommen ohne klassische Songstruktur aus, erscheinen wie ein umfassendes Gebet, mit langen, intensiven Textpassagen am Stück. Insbesondere der Titeltrack hat mich beeindruckt, mit schwebender Gitarrenarbeit und in sich versunkenem Gesang, der hier etwas Folkiges, Erdiges hat. Der 15-Minüter zum Abschluss arbeitet mit Harmonium, sehr wuchtig, und der Gesang noch einmal überirdisch. Tiefe und dunkle, atmende Songs, die an die Seele rühren. Wer MENACE RUINE mag, muss sich PRETERITE unbedingt anhören, denn eine besondere Magie wohnt beiden Projekten inne, wird nur anders entfaltet. RALF WEHOWSKY & ANLA COURTIS: Aseleuch Tendrradero
NOISE AND HATE, Sommer 2013, CD Zum zweiten Mal nach 2007 ("Return Of The Stone Spirits") arbeiten diese beiden Herren zusammen: ANLA (auch ALAN) COURTIS, ein argentinischer Experimentalmusiker und Gründer der REYNOLS, sowie RALF WEHOWSKY, heutzutage in der Regel als RLW unterwegs und früher Dauermitglied von P16.D4. (Vor einigen Wochen haben wir auf NONPOP ausführlich mit ihm über seine Arbeit gesprochen.) Wie auch vor sechs Jahren kommt das gemeinsame Werk auf einem renommierten Label unter, NOISE AND HATE ist eine eigens gegründete Tochter von ULTRA-MAIL PROD. aus Hong-Kong. Noise und Hass erwarten den Hörer nicht unbedingt, eher moderne, fast hörspielartige Kombinationen. Zu Beginn stehen wellenförmige, analoge Geräuschcluster im Raum, ein Blubbern, könnte man auch sagen. Im weiteren Verlauf wird der Sound sehr dicht, auch mit organischen Percussion-Einlagen, dann dreht sich das Album wieder Richtung Noise, mutiert zum reinen, dicken Soundbrei. Allerdings bleibt keine Sequenz sehr lange stehen, nach Lautstärke folgt Stille, ein Wechsel aus kaum hörbaren Geräuschen und brummenden Frequenzen, die abrupt enden. Einige Spielereien erinnern an COLUMN ONE, etwa das Mückensummen in verschiedenen Intensitäten oder die malträtierten Orgeln mit verhackstückten Vocals. Zum Abschluss spielt ein kurzes, aber heftiges Frequenzorchester auf. Diese 41 Minuten beinhalten wohl nahezu alle Spielarten moderner elektronischer Musik. Die handfeste, zugängliche Wirkung, die beide Künstler dabei erzielen, beruht wohl auf der Verwendung unendlich vieler Originalquellen, allesamt mehr oder weniger verfremdet. Zeitgenössische Kunst und Ratespiel. VARIOUS: Sæance - Channeling The Dead Voices Of Beläten
BELÄTEN, Sommer 2013, Download Wie der Titel und das Cover der fiktiven Kassetten-Veröffentlichung verraten, geht es hier um Séancen, also spiritistische Sitzungen. Oder es werden zumindest solche simuliert. 'Fiktiv' deshalb, weil "Sæance ..." zwar bei BELÄTEN aus Schweden erscheint und dort hauptsächlich Kassetten veröffentlicht werden, die Gesamtdauer der Aufnahmen von sage und schreibe 270 Minuten (!) aber jedes Tape-Format sprengt. So existiert dieses Kunstwerk nur als Download. Die Idee war wohl die folgende: Im April 2013 taten sich einige der BELÄTEN-Künstler zusammen und hielten rund um das ESKAPISM-Festival in Göteborg unter der Leitung von MICHAEL IDEHALL eine Séance ab. Ziel war es, die 'außerkörperlichen' Stimmen der Künstler einzufangen, also das Unterbewusste, Versteckte in Audiofiles einzufangen. Wie die Versuchsanordnung genau aussah, vermag ich nicht zu sagen. Einige der Sitzungen dauerten angeblich jedenfalls mehrere Stunden, die Ausschnitte für das Download-Tape wurden auf je 30 Minuten gekürzt. Sie reichen von langen, ruhigen Synthesizer-Drones über tranceartige, gesprochene Vocals mit kratzigen Mikrofongeräuschen, über höhlige Windgeräusche, noisiges (aber nicht unangenehmes) Dauerrauschen bis hin zu NURSE WITH WOUND-ähnlichen Songs, mit Gitarrenelementen und Verstärkereffekten. Insgesamt handelt es sich vor allem um Ambient-Musik. Sicher nicht zum Dauerhören, aber mit sehr interessanten Passagen und einer außergewöhnlichen Idee im Hintergrund.
Michael We. für nonpop.de
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