AUF, so heißt eine aus Sängerin und Gitarristin ANNE ROLFS und Schlagzeuger MATHIAS BRENDEL bestehende Band, die bisher wohl noch nicht allzu bekannt ist. ANNE ROLFS war Frontfrau der Band WUHLING. Nach zwei Alben allerdings stieg ROLFS wieder aus, machte solo unter dem Namen ALLROH weiter und sah sich dann nach einem Schlagzeuger um. Nach zwei Jahren stieß sie auf MATHIAS BRENDEL, der mit PEACES auf Tour war und 2010 MOTÖRHEAD schlagkräftig unterstützte. ROLFS und BRENDEL gaben sich den Namen AUF und brachten dann ihre erste EP namens "CD" (Besprechung) heraus. Bereits der erste Höreindruck vermittelt eine gewisse Dissonanz, obwohl alles sehr gut produziert ist, die Arrangements stimmig sind. Vielmehr scheint die Stimme von ANNE ROLFS etwas in Schieflage, hört sich in der Höhe, in der sie sich befindet, dennoch irgendwie gedrungen, seltsam merkwürdig an. Diese Stimme ist das Alleinstellungsmerkmal von AUF. Inhaltlich nämlich geht es hier um die Liebe, die nicht immer nur süßlich besungen werden muss, sondern eben auch Dissonanzen und Schieflagen in sich trägt. Die EP ist von der Instrumentierung her recht luftig, von den Texten teils melodramatisch aber augenzwinkernd. Hier ein Song der aktuellen EP, und zwar der Opener: "This Dismal World" (Besprechung) ist ein Konzeptalbum über die "Vier Edlen Wahrheiten" und so begegnet schon auf dem Cover die vielarmige Figur der Guanyin Bodhisattva. Wir bewegen uns also in buddhistischen Gefilden – allerdings in deren dezidiert lichtabgewandten Bereichen, was der Titel "This Dismal World" ja bereits ziemlich unmissverständlich andeutet. ANEMONE TUBE und DISSECTING TABLE zelebrieren vor diesem Hintergrund ihre musikalische Meditation über die finstersten Talsohlen und Abgründe menschlicher Existenz. Konzeptuell federführend beim vorliegenden Projekt ist ganz offenbar der Berliner Noise-/Dark Ambient-Künstler ANEMONE TUBE, der nicht nur für die A-Seite der Split-LP, sondern auch für das verwendete Fotomaterial sowie die graphische Gestaltung verantwortlich ist. Als Subtitel für "seine Seite" des Splits hat ANEMONE TUBE "Threnody For The Dejected" gewählt. In zwei ungemein dichten und massiven Noisestücken verleiht er der Verlorenheit Ausdruck, wobei das erste, "In The Mausoleum", aller Brachialität zum Trotz eine geradezu kontemplative Wirkung entfaltet - Dark Ambient und Noise werde zu einem ebenso harmonischen wie aggressiv-kraftvollen, packenden Sound verschmolzen. Der zweite Track, "From Antropocentrism To Demonocentrism", wirkt dagegen unruhiger, aggressiver; ein aufregendes Noisestück von faszinierender Dichte und Intensität. NICOLAS WIESE, einer der zahlreichen jungen, deutschen Komponisten der Elektroakustik, setzt häufig den Sound von Streichinstrumenten ein, den er sampelt und mit Field Recordings ergänzt: "Living Theory Without Anecdotes" (Besprechung) vereint vier Kompositionen aus den Jahren 2009 bis 2011. Gleißende, langgezogene Drones, eingeleitet von Gongs, klirrende und flirrende, teilweise gesampelte Sounds und rhythmische, glockenartige Loops lassen einen insgesamt hellen, sphärischen Eindruck entsteht, unterstützt von einigen akustischen Instrumenteneinsprengseln, welche sich später intensiver ballen und zu unruhigen Layern werden. Daneben stehen immer wieder Samples von Streichern, im Original aus Liveauftritten. Einige der Klänge für "Der Elefant im Porzellankäfig" (A3) hat THORSTEN SOLTAU beigesteuert, ein deutscher Ton-Collagist; durch kleine Lautsprecher ausgespielt und neu aufgenommen. Die B-Seite nimmt das längste Stück, "El Jardín Revisitado", ein, das ursprünglich aus einer zweistündigen Videoinstallation stammt. Die Basis sind auch hier manipulierte Instrumente, welche WIESE noch weiter verfremdet. Was alle vier Stücke auszeichnet, ist eine ungeheure Räumlichkeit. Die Bestandteile der Kompositionen treten so deutlich hervor, dass man sie anfassen möchte. Hier ein Auszug des zweiten Tracks: Für all diejenigen, denen FAUNA noch kein Begriff sind, einige einleitende Worte: Die Band gehört quasi zur Ursuppe des 'Cascadian Black Metal', deren prominenteste Vertreter wohl WOLVES IN THE THRONE ROOM sind. Stilistisch präsentiert sich das Genre grob gesagt als ein Hybrid aus Post Rock, Black Metal und einer Prise Neo bzw. Apocalyptic Folk. Der Eindruck einer Affinität zu letzterem drängt sich schon angesichts der philosophisch-weltanschaulichen Implikationen auf, die die Vertreter des Genres im allgemeinen sowie FAUNA im Besonderen verarbeiten: Antimodernismus, expliziter Fortschrittsskepsis, radikaler Naturzugewandtheit und Rückbesinnung auf traditionale Strukturen begegnen wir hier ebenso wie einer dezidierten Vorliebe für paganistische und schamanistische, quasi-religiöse Konzepte. Auch der aktuelle Tonträger, "Avifauna" (Besprechung) trägt jener Grundhaltung Rechnung. Musikalisch wie thematisch steht "Avifauna" in einer klaren, ungebrochenen Linie mit seinen beiden Vorgängern "Rain" und "The Hunt". Hier wie dort finden sich die typischen, melancholischen, meist durch akustische Gitarren getragenen Eingangspassagen, welche schließlich in energetisch dichte, stakkatoartig vorwärtstreibende Parts münden, deren nachgerade hypnotischer Sog insbesondere dem stark in den Vordergrund gemischten, dampfhammergleich vorantreibenden Schlagzeug geschuldet ist. Der dezidierte Bezug auf die Welt der Vögel als vermittelndem Reich zwischen den Sphären kommt zudem in dem, immer wieder zwischen und während der einzelnen Teile anhebenden Gezwitscher zum Ausdruck, das, so hat man den Eindruck, gefühlvoll-ruhige, brachial-brutale, ambient-droneartige und schleppend-doomige Passagen miteinander zu harmonisieren trachtet. Im Vergleich zu seinen Vorgängern ist "Avifauna" nahezu perfekt produziert, der Klang tönt noch voller und ausgereifter, ohne deshalb zu glatt zu wirken. Das Album zum Testhören: DÓNIS, das langjährige Projekt von DONATAS BIELKAUSKAS, hat sich musikalisch bisher schon in einigen Bereichen getummelt. Neben experimentellen Klängen oder Folkelementen war dabei meist Elektronik im Spiel, was auf dem neuen Album "Bars Bars" (Besprechung) nun nicht der Fall ist. Vielmehr kommen nur traditionelle Instrumente wie Gitarren und Flöten zum Einsatz. Dabei ist ein interessantes, atmosphärisches Stück (Neo-)Folk herausgekommen, das beim Gesang aber auch in der Musik den gewissen osteuropäischen Einschlag hörbar werden lässt, den man von Bands wie NEUTRAL oder ROMOWE RIKOITO kennt. Allerdings ist man klanglich auch nicht soweit vom deutschen Neofolk à la FORSETI entfernt. Es wird zumeist ein drängender aber nicht überpräsenter Rhythmus eingebaut, doch finden sich auf dem Album auch experimentellere, ruhige Stücke. Die gut klingende Produktion ist vielschichtig angelegt: Instrumente sind so im Klangbild verteilt, dass eine ordentliche Tiefe und Breite im Sound vorhanden ist. Insgesamt liegt mit "Bars Bars" aber ein recht rundes, angenehm klischeefreies und überzeugendes Album vor, wie es sie in den letzten Jahren eher weniger gab. Alle Songs werden hier angespielt: Außerdem sprach Thomas L. mit ELENA PREVIDI (Interview) und Michael We. mit MÄUSE (Interview).
Antje M.M. für nonpop.de
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