Post Punk boomt, zumindest bot das letzte Jahr eine Reihe guter und vor allem eigenständiger Alben. Eine der Bands, die schon länger zu beeindrucken vermochten, sind SPECTRES aus Kanada, die auf ihrem neuen Album "Nothing To Nowhere" (Besprechung) klingen, als hätten sie es in den frühen Achtzigern eingespielt: so schön altmodisch und doch nicht 'retro'. Tolle Bassläufe und eine unterkühlte Atmosphäre gibt es hier neben schnelleren Punksongs mit Wave-Touch. Hier könnt Ihr Euch sogar das komplette Album anhören:
THE ENCHANTED WOOD, ein loses Treffen verschiedener Musiker um MICHEL FAOU, haben mit ihrem offiziellen Debüt "Monster Parade" (Besprechung) ein charmantes, teils gar umwerfendes Album zwischen Chanson, Kabarett und NICK CAVE veröffentlicht, das mit einer traurigen Kellerorgel beginnt und dronig-psychedelischem Gesang aufhört. Zwischendurch summt ein Männerchor, begeben sich die "Children Of Solitude" auf eine beschwingte Gespensterbahnfahrt, wird der letzte aufrechte Westernheld niedergeschossen. Vor einem Jahr sind THE ENCHANTED WOOD live in Brest aufgetreten, vor DEATH IN JUNE (30th Anniversary Tour) ...
Wieder einmal in den Dienst anderer Kunstformen stellten sich IN THE NURSERY mit ihrem neuen Album "The Calling" (Besprechung). Nach einigen Soundtrack-Arbeiten wird diesmal mit den Romanen des britischen Autors SIMON BECKETT aber eine Buchvorlage sehr atmosphärisch vertont. Orchestraler Bombast und Effekthascherei bleiben dabei komplett außen vor: Die HUMBERSTONEs setzen vielmehr auf warme, organisch klingende Elektronik, die mit Field-Recordings, Pianoklängen, dosiert eingesetztem Sampling sowie einigen Schlagzeugparts und in zwei Stücken mit dronig, schwebenden Gitarrenflächen angereichert ist. Für Abwechslung sorgt SIMON BECKETT, den man dazu bewegen konnte, einige Passagen aus seinen Romanen zu lesen, was aber nicht zu dem Gefühl führt, man hätte es mit einem Hörbuch zu tun. Dazu steht die Musik zu weit im Vordergrund. So sieht der offizielle Albumtrailer aus:
Aus dem alpinen Umfeld stammen RAUHNACHT und da ihre Musik auf Lyrics und Sounds von STURMPERCHT basiert, mag es sich zumindest teilweise um dieselbe Besetzung handeln. Auf "Waldeinsamkeit" (Besprechung) wird aus Urfolk alpiner Blackmetal. Folkig geht es los, dann dröhnen Metal-Gitarre plus Schlagzeug, so dass sich der Vergleich mit Prog-Rock aufdrängt. Die Vocals liegen wie gewohnt an der Grenze zum Schrei, sind aber immer recht gut verständlich und klar. Und so ist der Metal musikalisch dann eher Rock als Black, bis auf die Stimme eben. 'Echten' Black Metal-Fans könnte die Musik nicht rau und wild genug sein, aber dafür ist die Verbindung zu STURMPERCHT, zu erdigen, urigen, moosigen, dunklen und geheimnisvollen Wäldern, umso mehr zu spüren. So klingt der RAUHNACHT-Teil der vorangegangenen Split-EP mit STURMPERCHT ...
PROPERGOL haben nach sechs Jahren relativer musikalischer Zurückgezogenheit ein neues Album veröffentlicht: "Paradise Land" (Besprechung): schön verpackt im Din A5-Format, quer, edel und mit drei ästhetischen Postkarten und radikalem Stilwechsel. Weder Power Electronics noch aggressive Noiseorgien, sondern überwiegend angenehmer und warmer Ambient! Stimmsamples, Quietschen und animalisches Knurren spielen eine wichtige Rolle ebenso wie die wehenden Geräusch-Drones, die für eine sehr räumliche Atmosphäre sorgen. Für den Bezug zur Realität sorgen zahlreiche, meist natürliche Elemente wie zum Beispiel Uhrticken, Regen und gewitterähnliche Klänge. Diese Klangmalerei funktioniert so gut, dass jeder Track ein Gemälde ist und eine Reihe von Assoziationen zulässt.
Die aus England stammende MANUELLA BLACKBURN hat an der Universität Manchester studiert und macht elektroakustische Musik. Dabei reicht ihr musikalisches Schaffen weit über dieses spezielle Gebiet hinaus. Zum ihrem Wirkungsbereich zählen unter anderem Instrumental-Kompositionen, Arrangements für Laptop-Ensembles und elektronische Improvisationen. Die nun vorliegende erste Solo-CD der Komponistin „Formes Audibles“ (Besprechung) besticht durch klare und doch komplex angeordnete Strukturen. Neben klassischen Musikinstrumenten stehen elektronische, auch eine E-Gitarre. Doch das Instrumentarium umfasst wesentlich mehr: das Kratzen bzw. Reiben der Finger über die Saiten einer E-Gitarre, präparierte Saiteninstrumente, Glockenspiele, Klanghölzer, Becken und elektronisch generierte Sounds. Modern werden die hörbaren Formen der MANUELLA BLACKBURN organisiert, d.h. der Bruch und nicht der lineare Fortgang von einer Idee zur nächsten bekommt hier den Raum, den dieser benötigt, um sich zu entfalten, um gleichzeitig zu enden und neu zu beginnen. Das folgende Video ist eine Mischung aus Interview und kurzen Clips eines Stückes ("Switched On") von BLACKBURNs Album:
Zu den musikalischen Überraschungen des vergangenen Jahres zählte das HIRSUTE PURSUIT-Zweitwerk mit dem schönen Titel "Tighten That Muscle Ring" (Besprechung). Das Duo, das seinen Stil schlicht 'Gay Sex Music' nennt, setzt auf explizite Samples und Spracheinspielungen. Beats, Rhythmen und Songs sind genauso auf den Punkt gebracht wie die zumeist nur aus kurzen Befehlen, Kommandos und Beschimpfungen bestehenden Sprachfetzen. Eine glückliche Einheit von Musik und Text in Form und Inhalt. Zwei bekannte Namen lockern diese sexuell-aggressive Stimmung mit ihren Beiträgen auf: PETER "SLEAZY" CHRISTOPHERSON hinterlässt auf zwei Tracks seine musikalischen Spuren und ein gewisses Urlaubsfeeling, BOYD RICE sorgt mit der DAVID BOWIE-Adaption "Boys Keep Swinging" für eine relaxte Crooner-Atmosphäre. Das (männliche) Video zu "Boys Keep Swinging" könnt Ihr hier sehen:
Außerdem sprach Michael We. mit NEST über die Kantele, finnische Wälder und Live-Auftritte (Interview) und Tony F. mit SEKTOR 304 über Metall-Einflüsse, Euro-Krise und über die Zusammenarbeit mit NYODENE D (Interview; Besprechung des NYODENE D / SEKTOR 304-Splits).
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