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Richard K.

Im Gespräch mit ORDO ROSARIUS EQUILIBRIO

“Glücklich zu sein ist der moralische Sinn unseres Lebens.”


Im Gespräch mit ORDO ROSARIUS EQUILIBRIO
Kategorie: Spezial
Wörter: 1763
Erstellt: 22.10.2012
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Seit fast 20 Jahren hinterlässt TOMAS PETTERSSON schon seine Spuren im Apocalyptic Folk-Genre, zuerst mit ORDO EQUILIBRIO, dann mit ORDO ROSARIUS EQUILIBRIO. Das deutsche Label OUT OF LINE veröffentlichte nun einen Großteil des Backkatalogs. Grund genug, mit PETTERSSON über Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft des schwedischen Death Industrial-Flaggschiffs zu reden.

Tomas, in einem Interview hast Du mal gesagt: „Madonna sells sex, not music“. Was verkauft ORE?

ORE verkauft meine Seele, und zwar häppchenweise.

Der ORE-Backkatalog wurde jüngst von OUT OF LINE fast komplett wieder veröffentlicht. Wie fühlt es sich an, nach so langer Zeit die eigene Geschichte Revue passieren zu lassen? Würdest Du im Nachhinein irgendetwas ändern wollen?

Ich bin mit dem, was ich in der Vergangenheit geleistet habe, immer noch zufrieden. Ich wäre ohne meine alten Werke nicht da, wo ich heute bin – und ich bin sehr froh darüber, wo wir heute stehen und was aus uns geworden ist. Natürlich gibt es immer ein paar technische Fehler, die man mit stundenlanger Arbeit im Studio wieder beheben könnte, aber es war gar nicht unser Plan, mit den Fehlern zu hadern und sich im Schmutz der Vergangenheit zu suhlen.

Besteht der Plan, auch die alten ORDO EQUILIBRIO-Platten wieder neu herauszugeben? Wie sieht es mit der "Satyriasis"-Split mit SPIRITUAL FRONT aus?

Ich bin mir noch nicht sicher, ob wir das ORDO EQUILIBRIO-Material wieder veröffentlichen werden – aus vielen Gründen. "Satyriasis" und "O N A N I" werden auf jeden Fall über OUT OF LINE wiederveröffentlicht, wenn auch eher später im Jahr. "O N A N I" wurde ja erst Anfang 2009 veröffentlicht und ist noch relativ jung. Ich denke darüber nach, dieses Werk mehr oder weniger komplett neu aufzunehmen, mit normalem Instrumentarium und neuem Gesang. Aber ich wiederhole mich: Wir werden sehen. Time will tell, it always does.

"Songs 4 Hate and Devotion" wurde bereits vor über zwei Jahren veröffentlicht, aber es ist immer noch die eine oder andere Frage offen: So hast Du in einem Interview mit medienkonverter.de die Veröffentlichung ursprünglich über RAUBBAU angekündigt. Wie wir wissen, kam es anders, und Du hast Dich für das größere Label OUT OF LINE entschieden. War RAUBBAU nicht enttäuscht?

Ja, "Songs 4 Hate & Devotion" sollte zunächst über RAUBBAU erscheinen. Das fühlte sich wie ein ganz normaler Schritt nach der Veröffentlichung von "FOUR" an: Nach dem Weggang von CMI mit Leuten zu arbeiten, denen ich vertraue und die einen guten Job machen. Aber wie du und andere mitbekommen haben, kam es anders und wir haben bei OUT OF LINE unterschrieben. Ob RAUBBAU enttäuscht waren? Ich weiß es nicht, frag sie. Wärst Du an RAUBBAUs Stelle enttäuscht gewesen?

Im französischen ELEGY-Magazin hast Du auch einen schwedischsprachigen Song angekündigt, den ich nicht auf "Songs 4..." entdecken konnte. Es scheint also, als ob das Album während seines Entstehungsprozesses einige Wandel durchgemacht hat? An welchem Punkt hast Du Dich dazu entschlossen, den ORE-Sound in den einer 'normalen Band' zu ändern, mit echten Gitarren und so weiter?

"Songs 4 Hate and Devotion" wurde nicht für OUT OF LINE verändert. Viele Menschen, einschließlich Dir (ach ja?, RK), glauben, dass ich wegen des Labelwechsels von CMI über RAUBBAU zu OUT OF LINE diese neuen musikalischen Schritte gemacht habe. Aber so faszinierend sich das anhört: So war es nicht. "Songs 4 Hate & Devotion" war lange, bevor wir an OUT OF LINE gedacht haben, fertig und wartete auf Veröffentlichung, bevor wir das sinkende Schiff namens COLD MEAT INDUSTRY verließen.

Der wahre Grund, warum ich die alte Gestalt von ORDO ROSARIUS EQUILIBRIO veränderte und nun mit richtigen Gitarren, Bässen und Schlagzeug arbeite, war: Es war an der Zeit. Ich habe mir das schon lange gewünscht, also haben wir es getan. Du musst dich verändern, um für andere, aber auch für dich selbst, interessant zu bleiben, ansonsten wirst du unfrei und gehst unter.

Ich wollte zunächst wirklich ein Lied auf Schwedisch machen und machte das auch, aber als wir uns das Ergebnis anhörten, fühlte es sich schmalzig und dumm an. Als änderte ich den Text und so wurde "In My Little Black Dress" geboren.

Gibt es die Army of Roses and Equilibrium eigentlich noch? In welchen Maß ist sie eigentlich vom Temple ov Psychic Youth beeinflusst?

Die Army of Roses and Equilibrium wurde schon vor ein paar Jahren auf Eis gelegt. Ich hatte Pläne und Ideen, aber weder die Zeit noch die Ressourcen das umzusetzen, was mir im Kopf rumschwebte. Aber die Armee wird mit dem Relaunch der neuen Website und mit der Veröffentlichung des neuen Albums wiederauferstehen.

Leider war ich nie selbst TOPY-Mitglied. Von daher kann ich dir nichts über Verbindungen oder Ähnlichkeiten sagen. Aber was die Tatsache angeht, dass in beiden Vereinigungen gleichgesinnte Individuen aufeinandertreffen und unter ähnlichen Rahmenbedingungen ihr Ding – was man eventuell als Rituale oder Magie bezeichnen kann – durchziehen, gibt es sicherlich gewisse Ähnlichkeiten.

"A good orgasm certainly confers an equal measure of energy to any variety of ritual sacrifice" ["Let's celebrate the Human Body" (Conquest, Love and Self-Perseverance)]

Die Idee hinter Ritualen ist der Wandel, sei es ein innerer Wandel, ein Wandel der Welt oder irgendetwas dazwischen oder außerhalb. Sowohl Religionen als auch Sexmagie basieren auf Ritualen. Da erscheint die Sexualfeindlichkeit der meisten monotheistischen Strömungen doch verwunderlich, oder?

Die Idee, sexuelle Energie für was auch immer einzusetzen, ist ein machtvolles Instrument, und natürlich wollen Religionen das verhindern. Wenn jede und jeder die positiven Effekte der sexuellen Energie spüren und nutzen könnte, würde das das religiöse Belohnungssystem in Frage stellen. Der Mensch würde sich aus sich heraus vollwertig, frei und befriedigt fühlen.

Die Möglichkeit, Sexualität zu kontrollieren, führt zur Kontrolle der Menschheit. Religion will keinen freien Menschen, Religion will einen Menschen in Angst. Die sieben Todsünden etwa sind eine konsequente Verdammung von all dem, was natürlich und menschlich ist. Sie sind eine künstliche  Verdrehung, die Angst erzeugen soll vor der Möglichkeit, für seine Taten im Jenseits bestraft zu werden. Monotheistische Religionen stellen alle Formen der Sexualität ins Zwielicht, um das menschliche Kraftpotenzial und die Freiheit des Individuums zu beschneiden. Aber natürlich sollte das Leben komplett anders und frei von Angst geführt werden.

In meinen Augen wurde der okkulte Aspekt in der Kunst von ORE mit den Jahren immer unwichtiger. Würdest Du dem zustimmen?

Nicht weniger wichtig, nur weniger offensichtlich.

Jüngst las ich das "Schwedischer Death Metal"-Buch von DANIEL EKEROTH. Laut alten ORE-Beiheften warst Du sowohl mit MATTI KÄRKI (DISMEMBER) als auch mit ANDERS SCHULZ (UNLEASHED), befreundet. Des Weiteren hast Du laut einem alten Interview mit ARNE THAU das "Lords of Chaos"-Buch gelesen. Im EKEROTH-Buch wiederum kann man lesen, dass CHELSEA KROOK (mit TOMAS Gründungsmitglied von ORDO EQUILIBRIO, Anm. d. Verf.) in der Death Metal-Gruppe EXPULSION spielte. Nun betonst Du immer wieder, dass Deine Liebe zur Musik mit DEPECHE MODE und ALPHAVILLE begann, von wo aus Du einen relativ geraden Weg in die Post Industrial-Szene gefunden hast. Aber kann es nicht sein, dass Du doch Teil des Death Metal-Undergrounds der späten Achtziger/frühen Neunziger warst?

Du liegst prinzipiell richtig: Meine Liebe zur Musik startete in den 70ern mit meiner Liebe zur Musik der 50er und 60er. Diese mündete in meine Liebe zu DEPECHE MODE, ALPHAVILLE, KRAFTWERK und weiterer, und von da landete ich in der Industrial-Szene. Aber Mitte/Ende der 80er hörte ich für ein, zwei Jahre auch Gruppen wie BOLT THROWER, CARCASS, DEATH, MORBID ANGEL und andere. Aber ich war nie wirklich in die Szene an sich involviert. Ich wurde durch SATAN (CHELSEA KROOK, Anm. d. Verf.) und ihren Freundeskreis ein Kumpel von MATTI, ANDERS und anderer, weil sie tief in der Stockholmer Death Metal-Szene involviert war.

Auf "Apocalips" covertest Du VELVET UNDERGROUNDs "Venus in Furs". Können wir auch in Zukunft Coverlieder von Dir erwarten und wenn ja, worauf würde Deine Wahl fallen?

Ich schrieb den Song und hörte ihn mir danach wieder und wieder an. In meinem Hinterkopf meinte ich einen mir bekannten Text zu hören, aber ich kam nicht rauf. Ich hörte mir das Lied erneut wieder und wieder an, und dann kam ich drauf: Ich summte den Text zu VELVET UNDERGROUNDs "Venus in Furs". Ich hatte also zwei Möglichkeiten: Entweder zu akzeptieren, dass ich ein Cover gemacht hatte, und meinen eigenen Instinkt begraben und meinen eigenen Text zum Lied schreiben. Du kennst das Ergebnis.

Ob es weitere Covers geben wird? Ich weiß es nicht, aber ich kann verraten, dass es auf dem kommenden TriORE-Album einen netten Coversong geben wird.

Du interessierst Dich für die Arbeiten von AYN RAND. Bekanntlich wurde ANTON SZANDOR LAVEY von ihr inspiriert. Hast Du also über die Church of Satan-Verbindung zu dieser Autorin gefunden? Und findest Du es nicht komisch, dass sich die Tea Party in Amerika  auf die gleichen Bücher wie LAVEY beruft?

Ich war immer nur auf einer intellektuellen Ebene an der Church of Satan interessiert (ich bin nicht so der Gruppenspieler), aber ich denke, dass ich in der Tat über die CoS mit RAND in Kontakt gekommen bin. Was Du ansprichst, ist in der Tat interessant, aber im Endeffekt kriegt jeder, was er verdient: Die Geschichte wiederholt sich und nur Kleinigkeiten trennen den Helden von den Tyrannen, die wir verachten.

"To be happy is the moral purpose of your life ... the man must have the woman who reflects his deepest vision of himself and in her surrender is his happiness ... and the woman must worship the hero", behauptete AYN RAND. Würdest Du dem zustimmen?

Der Mann als Eroberer, Tier und Held, der für seine Stärke, Vitalität und seine gottgleiche Libido idealisiert wird, die Frau als Eroberung, Perfektion und das Göttliche, die erworben und für ihre Schönheit und Reinheit angebetet wird. Oder einfacher gesagt: Die Stange muss ins Loch, und jedes Loch ist ein Loch in der Seele.

Männer neigen dazu sich bis ans Limit anzustrengen, um ihre Herzensdame zu gewinnen, denn wir sind einfältige, fortpflanzungswillige und von unserer Libido gesteuerte Kreaturen. Frauen wiederum leben von der Bewunderung und suchen den Helden, der es schafft, ihren Trieb dazu zu bewegen, ihre starke Abwehr kurzzeitig fallen zu lassen

Ich denke, wir sind uns selbst gegenüber verpflichtet, glücklich zu sein, und deshalb denke ich, dass AYN RAND recht hatte, als sie sagte: "Glücklich zu sein ist der moralische Sinn unseres Lebens." Unser Ziel und unsere Aufgabe ist es also, durch realistische und verstandesmäßige Entscheidungen Glück zu erreichen.

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Richard K. für nonpop.de


Verweise zum Artikel:
» ORDO ROSARIUS EQUILIBRIO
» Out of Line
» Out of Line-Shop

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