"Darf es etwas experimenteller sein?", fragt Tony F. und legt dem NONPOP-Leser mit dem Album "Symphonie Neuronale" (Besprechung) von LA MORT DE L'HIPPOCAMPE analoge Minimal-Elektronik der alten Schule nahe. Auf jeder Seite des Langspielers befindet sich - so das Konzept des Albums – ein durchgehendes Stück, obwohl man eher von ineinandergemischten Tracks reden muss, da diese auch einzeln betitelt sind. Beide Seiten haben in etwa die gleiche Struktur, doch beginnt die erste Seite hypnotischer. Im Verlauf beider Stücke tritt ein Aspekt ans Licht, der zuweilen ans Kabarett oder an Hörspielexperimente erinnert, was auf der zweiten durch die prätentiöse, weibliche Stimme extravaganter wirkt. Insgesamt hört man der Platte durchaus einen gewissen Spieltrieb an. Das Ergebnis ist kurzweilig und interessant, jedoch könnten die experimentelleren Passagen durchaus Geschmackssache sein. Ein Nachruf auf den leider kürzlich verstorbenen Protagonisten JÉRÔME FONTAN findet sich auf den Seiten des niederländischen Labels ENFANT TERRIBLE. Ausgegraben haben wir einen Liveauftritt von FONTAN in Toulouse aus dem Jahr 2008 (als PORN.DARSTELLER) zusammen mit LE SYNDICAT ELECTRONIQUE:
Geheimnisvoll klingen sie, die fünf Stücke auf der neuen Veröffentlichung "From Beyond Love" (Besprechung) der STRINGS OF CONSCIOUSNESS, findet unser Autor Michael We. Das Album beginnt elfenhaft, wird jazzig, swingt und klingt schließlich nach einem authentisch-verzweifelten (EUGENE ROBINSON) und kühl-rezitierenden (LYDIA LUNCH) Zwiegespräch in einer langen Orchesterstrecke aus. Neben den namengebenden Streichern stehen zahlreiche andere akustische Instrumente, die mit digitalen Quellen kombiniert werden, sowie eine Reihe von prominenten Gastsängern wie neben den schon erwähnten noch COSEY FANNI TUTTI oder ANDRIA DEGENS. Alles bewegt sich in einem groben Rahmen aus Improvisation, Jazz und Prog-Rock. Die Gaststimmen sind außergewöhnlich und sehr emotional, allerdings mehr Spoken Word denn Gesang. Ein Vergleich mit Unterbewusstem, mit Träumen ergibt sich ganz automatisch. Aufgrund der Detailfülle lädt das Album zum vielfachen Hören ein und setzt sich nach einer Weile zwischen den Ohren fest. Hier eine Albumvorschau mit Ausschnitten aus allen Tracks:
Seit den 80er Jahren polarisieren KEVIN TOMKINS und PAUL TAYLOR alias SUTCLIFFE JUGEND soundtechnisch und inhaltlich und so beginnt auch ihr neues Album "With Extreme Prejudice" (Besprechung) gleich mit einem zehnminütigen Noise-Gebilde, einer wirren Collage aus – teils hochfrequentem – Noise, Vocals und Samples, die weder Struktur noch Richtung erkennen lässt und die ein bloßes Hinnehmen des Sounds unmöglich macht. Doch weil SUTCLIFFE JUGEND ein Sinn für interessante Klangkonstruktionen nicht abzusprechen ist, werden erste Strukturen schon bald erkennbar: "Carnage" wartet mit geschredderten Sounds, unterschwelligen Melodielinien und im Hintergrund verankerten Voice-Samples auf, "Empathiser" arbeitet mit anstrukturierten Rhythmen, etwas skurril wirkenden Vocals und eher minimaler Herangehensweise. Ein Schwerpunkt des Albums liegt allerdings auf fast schon ambienten, aber kratzig bedrohlichen Strukturen, die im Songverlauf mit teils abseitigen Sounds und drückend dynamischen Flächen, gepaart mit rezitativen Vocals, aufwarten. Hier Ausschnitte aus drei der elf Stücke des Albums, "With Extreme Prejudice" (01), "Empathiser" (04) und "Lucky" (06):
Fünf Jahre Funkstille liegen zwischen "Ferro E Ruggine" (Besprechung) und dem Vorgänger "Cantos", doch nun hat VARUNNA-Mastermind ALESSIO B. die Mini-CD nachgelegt, auf der auch wieder die DER BLUTHARSCH-Kollegen ALBIN und JÖRG als Gastmusiker vertreten sind. Wie zu erwarten gibt es von Trommeln begleiteten, auf Akustikgitarren basierenden Italo-Neofolk mit mediterranem Lebensgefühl, ergänzt durch mäandernde E-Gitarrenmelodien, Hammond-Sounds und weitere Klangspielereien wie auf- und abschwellende Lautstärke-Experimente: Das titelgebende erste Stück klingt sogar wie RAVI SHANKAR ohne Sitar. Der folgende Liveausschnitt stammt aus einem Konzert zusammen mit Ô PARADIS im Februar 2012 in Paris:
Doom Jazz? Eine neue Musikrichtung hat sich das THE KILIMANJARO DARKJAZZ ESSEMBLE da ausgedacht und sich für "Egor" (Besprechung) auch gleich mal in THE MOUNT FUJI DOOMJAZZ COOPERATION umbenannt. Ziel des Projektes ist es, dem Hörer Drone oder Ambient auch mittels Blas- und Streichinstrumenten nahe zu bringen. Richtig jazzig wird es allerdings nur in Spuren, etwas wenn einmal das selten eingesetzte Schlagzeug auftaucht. Doch gelingt es den Musikern mit Gitarre, Bass, Schlagzeug, Violine und Posaune sowie der nur als Instrument eingesetzten Stimme von CHARLOTTE CEGARRA, ein äußerst spannendes Werk mit einer packenden Atmosphären zu schaffen. Dabei dürfte die Wirkung der vier inandergewobenen, überlangen, live eingespielten Stücke auf das Publikum im russischen Moskau hatten, enorm gewesen sein.
Nach knapp zehn Jahren des Bestehens der Band ist es nun endlich soweit: SOLBLOT legen mit "Föe Mig Finns Ingen Väg Från Hemmets Dörr" (Besprechung) ihr – in der Tat – Debüt vor. Einige der auf dem Album enthalten Stücke kennt man schon, zum Beispiel vom WGT-Auftritt im Jahre 2009 oder von der Single und bisher einzigen Veröffentlichung "Sommarsång + Soluppgång" (2007). Unterstützt werden SOLBLOT unter anderem von KIM LARSEN und STEFAN OTTO. Wie erwartet sind die Stücke einfach gehaltene, sehr melodiöse und hymnische Lieder, getragen hauptsächlich von der schwungvollen Akustikgitarre und einem immer wieder aufspielenden Akkordeon, zu dem mitunter noch Geige und Klarinette treten. Der männliche Gesang ist treffsicher und voluminös, die ausschließlich schwedischen Texte sind eindringlich und melancholisch. Man wähnt sich auf einer Sommerreise durch ein fiktives, längst vergangenes Schweden und eine großartige Natur.
Begab sich Michael We. mit SOLBLOT auf schwedische Sommerreise, zog es Tony F. in eine vom Norweger HAERLEIF LANGAS, sonst bekannt unter dem Projektnamen NORTHAUNT, erschaffene dämonische Unterwelt. Für die Arbeit an "Den Morke Munnens Sprak" (Besprechung) gab sich LANGAS einen neuen NAMEN und eine dunklere Ausrichtung und erschafft als THERRADAEMON ein Album mit ausufernden Klanglandschaften, die er in vier Kapitel teilt. Das erste Kapitel zwar düster, aber noch nicht zwingend und so beginnt erst mit Kapitel II der Abstieg in die Dunkelheit, in deren tiefster Tiefe man dann nach spannungsreichen Minuten in einem Finale aus verwaschenen Geräuschen und verhallten Schreien angekommen ist. Kapitel III liefert abstrakte Bilder, düstere Stimmen und unerbittlichen Glockenklang und auch Kapitel IV lässt uns nicht wieder auftauchen, sondern erhöht den Druck durch den Einsatz von rhythmischem Schlagwerk. Zweiminütige Ausschnitte aus allen vier Albumtracks gibt es hier:
Außerdem gab es im März musizierende Maschinen aus dem Hause STRAHLENZENTRUM, sehr kalten Cold Wave von AME DE BOUE. Tempeltänze von HEKATE, Kleinode von NITS, ein Hörspiel von W. G. Sebald und unser Autor andrewkorsch besuchte im HAMBURGER BAHNHOF eine Ausstellung von RYOJI IKEDA, die er uneingeschränkt empfehlen kann (und die nur noch bis zum 9. April zu sehen ist, also beeilt euch).
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