Drei Jahre und einige Live-Gigs nach dem Debüt veröffentlicht NIEDOWIERZANIE mit "Attendre" (→ Besprechung) nun ein Werk, dessen Stücke im Vergleich zum Vorgänger kürzer und zugänglicher geworden sind. Das Album startet mit Geräuschen, die Möwengekreisch und Schiffshorntuten ähneln, und einer schrägen, scheppernden Percussion. Sofort fällt die ungeheuer starke, melancholische Stimmung auf; eine landschaftliche Weite, die Einsamkeit und eine gewisse Verlorenheit suggeriert. Streicher sorgen hier und da für traurige, verzweifelte Bilder, die von Stimmen, field recordings und einem Akkordeon untermalt werden. Wüstensand fegt durch staubige Geisterstädte, Grillen zirpen. Eine Genrefindung ist schwierig, vielleicht melodischer Dark Ambient? Es scheppert und rumpelt im Hintergrund, die Melodien sind nie zu schön oder kitschig, etwa wenn sich Verkehrsgeräusche und kleppernde Töpfe ins Akkordeon hinein schmuggeln. Ein Soundtrack für die Fahrt durch eine trostlose, menschenverlassene Stadt der Zukunft in einem Science Fiction-Film, Drones hängen traurig und bleischwer in der Luft, rumpelige Geräusche begleiten den einsamen Zug.
Die niederländischen Okkultrocker von THE DEVIL'S BLOOD legen ihr zweites Album vor, auf dem sie sich absolut treu geblieben sind. Mit "The Thousandfold Epicentre" (→ Besprechung) haben sie jedenfalls eine konsequente Fortsetzung von "The Time Of No Time Evermore" geschaffen. Veränderungen finden sich im Detail: FARIDAs Gesang ist deutlich stärker geworden, sphärischer in den psychedelischen Parts, kräftiger in den Rockstücken und insgesamt klarer und reiner als auf dem Vorgänger. Die Gitarrenarbeit wurde verfeinert und bringt monumentale und orchestrale Passagen in alle Spielarten hervor. LAKOBEIL besteht aus zwei Personen, deren halbe Nachnamen die Bandbetitelung ergeben: Mit DIRK LAKOMY sind 50 Prozent von IN MY ROSARY am Start, die andere Hälfte besteht aus dem Elektroniktüftler TOBIAS BIRKENBEIL. Eine erste, bis heute allerdings nicht offiziell veröffentlichte CD erschien mit "Konzept: Unverbindlich" schon im Jahr 2003. Zu hören war damals eine Reihe höchst unterschiedlicher, oft tanzbarer Elektrosongs, darunter mit "Dancing Zebras" ein echten Clubkracher, präsentiert vom sonoren MARTIN VON ARNDT (PRINTED AT BISMARCK'S DEATH), sowie das JOHN FOXX-Cover "No-One Driving". Das nun erschienene Debüt "Strange Encounter" (→ Besprechung) bietet nach einem EBM-lastigen Intro vorallem Stücke, die als Synthiepop durchgehen können: elektronische und analoge Klänge mit 80er-Charme und 4/4-Takt, Gesang und ansprechenden Melodien. Im Verlauf sorgen allerdings viele überraschende Breaks dafür, dass "Strange Encounter" nie zu gewollt poppig, nie zu gefällig wirkt. Weitere Infos zur Band, eine Slideshow u.v.m. bieten LAKOBEIL auf einem eigenen YOUTUBE-Channel. Die aus Salzburg stammenden JÄNNERWEIN vereinen die strenge, bündische Variante des Neofolks mit Versatzstücken ihrer alpinen Heimat und konnten schon mit ihrem Debüt „Abendläuten" vollauf überzeugen. Im Eigenverlag legen sie nun rund zwei Jahre später den Nachfolger mit dem etwas sperrigen Titel „Nach der Sehnsucht/Von der Beständigkeit der Erinnerung" (→ Besprechung) vor. Die melancholisch-nachdenkliche Grundstimmung des Albums kommt besonders gut im Instrumentalstück "Sehnsucht" zum Ausdruck. Überhaupt ist das Album weniger martialisch als das Debüt. Die Texte, neben eigenem Material auch Vertonungen von Werken von NIETZSCHE, BENN und TICHBORNE, sind weniger plakativ, mehr von persönlichem Rückzug geprägt, was nicht heißt, dass nicht auch fröhlichere, dem Leben zugewandte Stücke wie das instrumentale „Daran haben wir die Liebe erkannt", auf dem Album zu finden sind. JÄNNERWEIN wird man nicht gerecht, wenn man sie schlichtweg unter Neofolk verbucht: Sie haben sich musikalisch und textlich immens weiterentwickelt und etablieren sich als versierte Liedermacher mit eigenem Stil. Wie hervorragend die Mitglieder von JÄNNERWEIN singen können, beweisen sie bei diesem Liveauftritt 2010 in Utrecht mit dem Acapella-Stück "Tantum Ergo": Außerdem erschien Anfang November die Wiederveröffentlichung des SOL-Klassikers "Thrones" (→ Besprechung) ausgestattet mit einer Bonus-CD, auf der sich neben den Demo-Versionen von „In God We Trust" und „Then He Killed Her" auch fünf Lieder der starken SOL INVICTUS-Zusammenstellung „The Angel" aus dem Jahr 2004 sowie weitere Stücke befinden.
Antje M.M. für nonpop.de
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