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Tony F.

30 Jahre IN THE NURSERY - ein Interview


30 Jahre IN THE NURSERY - ein Interview
Kategorie: Spezial
Wörter: 1511
Erstellt: 16.07.2011
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Mit “Blind Sound” haben IN THE NURSERY zu ihrem 30-jährigen Bestehen ein beeindruckendes Album abgeliefert. Zeit für NONPOP, sich mit den Zwillingen KLIVE und NIGEL HUMBERSTONE zu unterhalten. Über das neue Werk, das Jubiläum und Post-Punk.

„Blind Sound” ist nun schon vor einiger Zeit erschienen. Die Rezensionen und Beurteilungen waren durchweg recht positiv. Habt Ihr das so erwartet?

Nigel: Obwohl wir unsere Musik selten analysieren, haben wir schon bemerkt, dass wir mit „Blind Sound“ etwas Herausragendes geschaffen haben. Wir hatten aber keine Einschätzung dafür, wie die Presse oder die Öffentlichkeit reagieren würde. Die Reaktionen waren schon ziemlich erstaunlich; besonders für eine Band, die auch noch nach 30 Jahren Musik macht. Es ist schon ziemlich ermutigend, die Bestätigung zu erhalten, dass man immer noch etwas zu geben hat.

Was bedeutet der Begriff „Blind Sound”?

Nigel: Was wir anzudeuten versuchen ist, dass Klang für gewöhnlich blind ist und keine physischen Grenzen hat – ich mag zudem den Umstand, dass er durch feste Objekte mittels Vibration hindurchgelangen kann. Der Albumtitel sollte nicht zu wörtlich genommen werden. Wir mögen Einzel- oder Zweiworttitel, die etwas andeuten und auch mehrdeutig sind – und „Blind Sound“ hat zusammengefasst, was wir mit dem neuen Album präsentieren wollten.

Der Klang wirkt organischer als in den letzten Jahren.

Nigel: Tatsächlich verwenden wir schon immer reale Instrumente wie Cello, Flöte, Oboe etc. Der Unterschied bei „Blind Sound“ ist, dass wir mehr organische Elemente verwendet haben und diese in den Arrangements und beim Mischen nach vorne gestellt haben.

Zurzeit begeht ihr das 30-jährige Jubiläum Eurer ersten Aktivitäten als IN THE NURSERY. War das auch ein Grund für Euch, klanglich etwas zurück in der Zeit zu gehen und einige Post-Punk-Elemente wieder aufzunehmen wie eine dominantere Bass-Gitarre?

Nigel: Ich glaube schon, dass das wie ein Schritt zurück in der Zeit rüberkommt, aber es gab keine echten Gründe für die Verwendung dieser Elemente. Es passte einfach zu der Art Album, das wir präsentieren wollten – etwas Starkes, Kraftvolles und Denkwürdiges.

Klive: „Blind Sound“ geht ziemlich deutlich auf die Essenz zurück, warum wir anfingen Musik zu machen. Wir haben in den letzten Jahren sicherlich eine Menge darüber gelernt, wie man komponiert und einen Song künstlerisch umsetzt, aber ich denke, wir haben auch eine bewusste Entscheidung darüber getroffen, sicherzustellen, dass die Vorherrschaft der Technologie beim Musikmachen – zum Beispiel Computer und Software – nicht die Kontrolle darüber bekommt, was wir kreieren wollen. Manchmal können Computer die künstlerische Herrschaft über das Schreiben von Musik übernehmen, was zu lebloser, seelenloser Musik führt. Wenn man sich dieser technologischen Kraft nicht bewusst ist, kann das die einfachsten Ideen untergraben. Wir wussten, dass wir ein Album gestalten wollten, das live gespielt werden konnte, frisch klingen und alle Elemente unseres typischen Sounds vermischen sollte. Ich glaube, dass wir das mit „Blind Sound“ erreicht haben.

Würdet Ihr zustimmen, dass die männlichen Elemente das neue Album dominieren?

Nigel: Ich würde nicht sagen, dass männliche Elemente dominant sind. ITNs Stil war es immer Bombast der Schönheit gegenüberzustellen. Aber wir haben schon intendiert, inspiriert und sicher, mehr männliche Vocals die Stücke formen zu lassen.

Das Album klingt teilweise auch düster.

Nigel: Vielleicht eher melancholisch – aber nicht düster auf eine depressive oder pessimistische Art. Das Album sollte aufregend, dynamisch und erhebend klingen – wir können das nicht ohne dunkle Strömungen erreichen.

Nicht nur aus meiner Sicht ist „Lectern” einer der besten Stücke auf dem Album. Worum geht es?

Klive: Meistens ist es schwierig, die Ideen um einen Song herum zu erklären. Vor allen Dingen, wenn sich der Schreibprozess über einige Monate entwickelt. Bei „Lectern“ wurde zunächst die Musik komponiert und dann habe ich mich darangesetzt einige führende Gesangslinien auszuprobieren. Das waren nur phonetische Vokaltöne mit wenig Ähnlichkeit zu richtigen Worten. Danach habe ich Lyrics geschrieben, die die frühere Phrasierung beibehielten und die Zeilen „awaiting god, abating doubt“ („in Erwartung eines Gottes, verringern sich die Zweifel“ Anm. d. Ü.) drangen in den Vordergrund. Ich denke, „Lectern“ („Rednerpult“ Anm. d. Ü.) fokussiert darauf, wie viele Menschen sich entscheiden, ihr Leben unter dem Einfluss von Religionen zu leben, die falsche Hoffnungen erwecken und zu blinder Unterwerfung führen. Die Arbeit an dem Song wurde nicht mit diesem Fokus begonnen – letztlich hat die Musik zu den Worten inspiriert.

Post-Punk scheint seit einigen Jahren wieder das große Ding zu sein. Viele Bands beziehen sich auf JOY DIVISION oder andere Factory Bands. Was denkt Ihr über das Revival?

Nigel: Ich wusste nicht, dass es ein regelrechtes Revival gibt. Die interessanten Aspekte von Post-Punk waren immer eine Inspiration für uns. Bands wie IN CAMERA, REMA REMA und JOY DIVISION …

Klive: JOY DIVISION – ich bin oft gefragt worden, was sie mir bedeuten. Sie waren unter den Bands, die wir in den frühen Tagen des Post-Punks gesehen haben. Die Musik war sehr inspirierend. Wir haben JOY DIVISION mehrmals spielen gesehen wie zum Beispiel in den Nashville Rooms, London, im August 1979. Rückblickend würde ich nicht sagen, dass das Konzert ein prägender Moment war – aber sie live zu sehen war schon etwas, das wir tun mussten. Ich und mein Zwillingsbruder NIGEL haben begierig den „The Factory Sampler“, die „An Ideal For Living EP“ und das „Unknown Pleasures“-Album gekauft. Diese Platten wurden dann ständig auf unserer Anlage gespielt. Es war die Stimmung und die Art, wie die Musik uns berührt hat, die jedes Hören so verlockend machte. Es war auch die Musik von JOY DIVISION, die uns dazu brachte, unsere eigene Musik kreieren zu wollen und die Band zu gründen. Post-Punk ist mehr eine Haltung, als das man etwas nachmacht. Ich kann das bei heutigen Bands hören, was durchaus erfrischend ist. Aber es ist auch gut, HOOKY wieder spielen zu sehen, wenn er macht, was er am besten kann und das einfach liebt.

Nigel: Als einer, der in der kreativen Phase gelebt hat, die als Post-Punk bekannt ist, denke ich, dass es schwierig ist, das was Bands heute machen, mit dem zu vergleichen, was einfach natürlich in dieser Zeit passiert ist. Wie bei allen künstlerischen Bewegungen nimmt man alle Einflüsse von zeitgenössischen Bands auf, geht zu Konzerten, liest Fanzines, hört Platten, geht zu Parties – es ist ein allumfassender, musikalischer Hintergrund, der dein Denken formt und deine Kunst beeinflusst. Ich habe nichts gegen ein Revival – aber ich bin auf die Vermarktung eines „New-Post-Punk-Style“ nicht sehr versessen.

Ihr habt mit der Band 1981 angefangen. Würdet Ihr ITN bezogen auf die frühen Jahre als eine typische Post-Punk-Band bezeichnen? Wart Ihr auch große Punk-Fans?

Nigel: Unsere Haltung in Bezug auf das Musikmachen ist ziemlich „punk“ und ich bin sicher, dass unbewusst eine Art Punk-Ethik in die Art unserer Arbeit eingeflossen ist. Wir waren aber niemals Punks oder Fans der Mainstream-Punkmusik. Es geht mehr um eine Punk-Haltung.

Was ist die größte Veränderung für Euch, ein Teil von ITN zu sein und Musik zu erschaffen – bezogen auf die Zeit von 1981 bis heute.

Nigel: Zwei der größten Veränderungen markieren der Computer und das Internet, aber weniger in der Form, dass die neue Technologie diktiert, wie sich die Musik entwickelt hat. Ich liebe den Gedanken, dass wir die Vorteile der neuen Möglichkeiten genutzt haben. Technologie hat letztlich einen befreienden Effekt auf die Art, wie wir Musik machen. Es gibt einige wichtige Alben, die geholfen haben unsere Karriere zu definieren wie „Anatomy Of A Poet“. Aber das wichtigste war immer das neueste Album. Somit ist „Blind Sound“ etwas Besonderes für uns beide, weil wir es als eine Feier von 30 Jahren ITN sehen. Es ist auch befriedigend, dass wir immer noch so leidenschaftlich sind und stolz auf unsere Musik sind, die wir produzieren.

Einige Tage vor dem Sensoria-Festival hat mir MATT HOWDEN gesagt, dass er froh ist, dort spielen zu können. Er spielte ja auch einige Parts für „Blind Sound“ ein. Habt Ihr dort auch zusammen gespielt?

Nigel: MATT HOWDEN ist schon für viele Jahre ein Freund. Wir teilen die Leidenschaft, unabhängig zu arbeiten und obwohl wir schon mal zusammen gespielt haben, hat MATT noch nie auf einem Album mitgewirkt. Folglich war „Blind Sound“ eine Chance, diesem Umstand abzuhelfen. Wir hatten fünf Stücke für MATT ausgewählt, auf denen er spielen sollte. Allerdings mit dem Verständnis, dass MATT nicht so ein formaler Musiker ist. Wir gaben MATT dann eine wie wir es nennen „Wild-Card“, so dass er spielen konnte was immer er wollte – inspiriert von der Musik. Von diesen Einspielungen bekamen wir dann die wundervollen Loops, Flächen und Klänge, die man auf dem Album hören kann. SIEBEN waren eine spezielle Live-Unterstützung auf dem Konzert während des Sensoria-Festivals. Wir waren erfreut darüber, MATT für „Artisans Of Civilisation“ auf der Bühne zu haben.

Gibt es schon Zukunftspläne? Werdet Ihr wieder an einem Soundtrack arbeiten?

Nigel: Wir haben gerade einen Stummfilm ausgewählt und wir bereiten uns gerade vor, mit der Arbeit an einem neuen Optical Music Score zu beginnen. Leider können wir den Namen des Films zu diesem Zeitpunkt noch nicht nennen.

Wir danken für das Gespräch!


 
Tony F. für nonpop.de


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