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Claudia K.

ATZMANN ZOUBAR - 10.7.09. Oppenheim

Ein kurzer Konzertrückblick


ATZMANN ZOUBAR - 10.7.09. Oppenheim
Kategorie: Spezial
Wörter: 759
Erstellt: 23.07.2009
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Was in etwa dabei herauskommt, wenn man ein Kellergewölbe, Knochenflöten und diverse Klangerzeuger miteinander kombiniert, konnte man kürzlich in Oppenheim bei Mainz live miterleben: Im Rahmen eines kleinen Konzerts im SALON KITTY fand der erste Auftritt von ATZMANN ZOUBAR im Zeichen von Pflanzenmagie und magischen Pflanzen statt: Die Bühne von Wermutsträuchern verhangen, Darstellungen von Alraunenwurzeln in der Videoprojektion, Weihrauch – und irgendwelche runden, stacheligen Baumfrüchte lagen dekorationsweise auch hier und da herum. Den Ort des Geschehens zu finden, war für Ortsfremde nicht ganz einfach, gut, dass es heutzutage elektronische Hilfsmittel gibt, die relativ zielsicher von A nach B führen. Jedenfalls, mit Hilfe von besagtem Navigationsgerät (und nach dessen Versagen angesichts von Klein- und Kleinststraßen, Treppchen, Winkeln und Sackgassen mit menschlichem Orientierungssinn) und nach einem kurzen Fußmarsch durch das malerische Rheinstädtchen war es geschafft. Nach dem Abstieg über ein steile Treppe stelle sich heraus, dass es sich beim dem „Salon“ nicht etwa um etwas Rotplüschiges handelte, sondern um ein rustikales Kellergewölbe, under-ground im wahrsten Sinne, das vornehmlich von Rot- und Kerzenlicht dezent beleuchtet wurde. Bei günstigen Getränken (für eine gewisse Irritation sorgte zeitweilig eine Gurke auf dem Tresen, ehe sich herausstellte, dass Gurkenscheiben Bestandteil eines Drinks waren; der allerdings roch auch irritierend, schmeckte aber angeblich gar nicht schlecht, die Verfasserin belässt es allerdings bei einem Urteil über den Geruch) und – große Klasse – Gratis-Kaffee vertrieb man sich im Vorraum die Zeit, der, zunächst noch recht spärlich bevölkert, sich im Laufe der Zeit doch noch mit einigen Gästen füllte. Diese Zeit wurde allerdings doch relativ lang: Der für zweiundzwanzig Uhr angesetzte Konzertbeginn verzögerte sich aufgrund technischer Schwierigkeiten, unter anderem aufgrund der Feuchtigkeit des Gewölbes, um gut eine Stunde. Während des Wartens verbreitete sich allmählich ein aromatischer Geruch im Raum – und schließlich verkündeten Knochenflöten vom Durchgang her den Beginn des Konzerts.

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Im Nebenraum waren Equipment, Bühne und Bänke aufgebaut. Durch getrocknete Wermutpflanzen hindurch ließen sich im Halbdunkel einige Instrumente erkennen, im Hintergrund eine Projektionsleinwand. Nach der langen Wartezeit ging es nun recht schnell: Umstandlos betrat ATZMANN ZOUBAR, auch bekannt als K.MAKIRI von TARSUS, die Bühne, beziehungsweise: Er trat auf den etwas tiefergelegten Kellerteil am Ende des Gewölbes hinab. Die ersten Stücke, „Main de gloire“ und „Menschenwurz“ performte er allein, ehe sich nach und nach Unterstützung hinzugesellte, so dass man letztlich zu viert mit Kanglings (Oberschenkeltrompeten, die bizarr-unheimliche Laute hervorbringen), Shenai, Schamanentrommel, Maultrommel, Theremin, Klopfschädel und Waldteufel musizierte. Dazu kamen verschiedene Klangschalen, Rasseln, Glöckchen, Trommeln, Bass, etwas Elektronik, und vereinzelt auch der Stimmeinsatz von Herrn ZOUBAR. Gemeinsam wurden „Hyosyamus niger“ und „Amapolita“ gespielt, während dichte Weihrauchschwaden von der Bühne her durch den Raum waberten. Die Wermutsträucher warfen unsichere Schatten, im Hintergrund lief eine teilweise leicht unscharfe Videoprojektion (die Unschärfe war möglicherweise Absicht; der große Schriftzug, der von der Rückseite des weißen Lakens durchschien, sicherlich ein Versehen) mit unter anderem Zeichnungen von Mandragora-/Alraunenwurzeln. ZOUBARs Musik lässt sich durchaus als tranceinduzierend beschreiben; irgendwo zwischen schamanischem Ritual, indischen Mantras und dem Auf- und Abschwirren des Theremins, dem Singen von Klangschalen, dem allgemeinen Klingeln, Rasseln, Tönen und Schwingen machten sich die Hirnwellen rasch auf den Weg in Richtung Alpha- oder Theta-Bereich, Versinken in anderen Sphären war angesagt, besonders, wenn man einen der Sitzplätze ergattert hatte und sich entspannt ganz der Musik hingeben konnte. Etwas aus dem Takt geriet zuweilen allerdings der Trommler, dessen Schläge nicht immer in Einklang mit den Trommeln des parallel laufenden Halbplaybacks standen. Teilweise schlug er so konstant daneben, dass dahinter fast ein System zu stecken schien, aber irgendwie störte das kaum, das Klangereignis wurde nicht disharmonisch, sondern eben nur etwas … polyphoner, beziehungsweise polyrhythmischer. Auch der etwas improvisierte Charakter des Ganzen – von der Musikanlage, über die anschließende Musik aus der „Konserve“, die dank eben jener Anlage tatsächlich nach Konserve klang – aber bis auf ein paar vereinzelte Trotzdem-Tänzer interessierte sich ohnehin niemand so recht für die "Disko" –, bis hin zum freudestrahlenden Bekenntnis des Musikers, es ohne Proben doch gar nicht schlecht hinbekommen zu haben – tat der Freude keinen Abbruch. Ein schönes, enthusiastisches Kleinstkonzert in einer sympathischen Location (bleibenden Eindruck hinterlassen die abenteuerlichen baulichen Gegebenheiten, der freundlich verpeilte Hund – und die netten Mitarbeiter des SALON KITTY), gemütlich, privat, und trotz kleinerer technischer Unzulänglichkeiten ein gelungener und entspannter Abend in pflanzenmagischer  Atmosphäre – und nicht zuletzt mit Musikern, denen das Herzblut anzumerken war, mit dem sie bei der Sache waren. Und der erdig-wärmende Copal-Weihrauch gab dem einen oder anderen vielleicht tatsächlich noch ein bisschen Pflanzenweisheit mit auf den Weg in Nacht und Träume.

 
Claudia K. für nonpop.de


Verweise zum Artikel:
» Atzmann Zoubar Myspace

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