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Philip A.

PETER MURPHY auf dem 18. WGT

WGT-Bericht 2009 Teil I


PETER MURPHY auf dem 18. WGT
Kategorie: Spezial
Wörter: 947
Erstellt: 11.06.2009
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Der Ex-BAUHAUSler PETER MURPHY zählte zu den Künstlern, die für mich dieses Jahr mit Argument waren, das Wave Gotik Treffen zu besuchen. Nachdem am Vortag ein bärtiger Lulatsch vor mir versuchte unter großformatigen Wipp- und Pendelbewegungen und spontanen "Free Tibet!"-Ausrufen eine Art Pseudo-Trance zu initiieren, beschloss ich, mir dieses Mal einen möglichst störungsfreien Platz in der ersten Reihe zu sichern. So etwas ist natürlich damit verbunden, schon relativ früh anzufangen, sich in der schwitzigen Körperkontakt-Zone zwischen anderen Konzertbesuchern die Beine in den Bauch zu stehen. Dass sich das für 1 Uhr angekündigte Konzert dann um fast eine Stunde verzögerte trug somit eher wenig zu meiner Laune bei. Während dieser Zeit konnte man beobachten, wie sich Technik- und Bühnen-Personal zunehmend gestresst gaben, die Hintergrundmusik wurde mehrfach ab und wieder aufgeblendet und ECKIE STIEG spazierte wie Rilkes Panther in nervösen Kreisen am rechten Bühnenrand herum, so angestrengt einen orangefarbenen Notiz-Zettel studierend, als würde er sich auf einen Vortrag vor den Vereinten Nationen vorbereiten. Ehrlich gesagt, war ich zu dem Zeitpunkt schon so entnervt, dass ich am liebsten wieder gegangen wäre. Aber es gibt nunmal Dinge, die passieren und an denen hat wahrscheinlich auch keiner eine nennenswerte Schuld. Deswegen: Ruhe bewahren und durchatmen, was zu dieser Stunde noch an Sauerstoff zu haben war in der suppigen Luft der Agra-Halle. Gegen zwei durchbrach Herr Stieg dann endlich seine Zirkel und hüpfte voller Elan in seine Rolle als DR. MOTTE des Wave Gotik Treffens und Mann der Superlative. Er sagte kurz die Worte, die jeder von ihm erwartete (wie großartig alles ist, dass sich die Warterei gelohnt hätte), versprach einen Haufen Hits und zog kurz die Existenz des WGTs ohne PETER MURPHY als Gruftie-Übervater in Frage. Dann verschwand er wieder und die Saalbeleuchtung wurde gedimmt.
Was nun passierte nennt man im Ballsport "Antäuschen". Zu den aus der Konserve kommenden Klängen von "Things To Remember" vom "Weltmusik" geprägten (und meiner Meinung nach großartigen) Album "Dust" beschritt zunächst die vierköpfige Live-Formation und schließlich unter dem konzeptionell weiß-bläulich gehaltenem Licht auch Mr. Murphy himself die Bühne (schwarze Lederjacke, pinkfarbenes Halstuch – ganz die Diva). Während seine Stimme vom Band die Spoken Words aus dem Intro des Stücks wiedergab und man schon zu den ersten Kickdrum-Schlägen dem Beginn der Strophe entgegen wippte, vermaß die weltliche Entsprechung dieser Stimme mit gewohnt theatralischem Gestus die Bühne. Dann scheinbar ohne jeden Grund und rhythmischen Bezug zum angespielten Song haut der Drummer viermal auf die Hihat und die Band bricht in eine klassische Rocknummer los. Nicht nur ich habe mich in dem Moment gefragt, ob das Absicht war. War's wohl leider. Schade, denn ich finde "Things To Remember" immer noch eines der stärksten Stücke aus dem Solowerk Murphys und mehr wert, als für ein eher deplaziert wirkendes zwei Minuten-Intro verbraten zu werden. Bei der Rocknummer handelte es sich, klärte Murphy später auf, um einen Song von der neuen Platte "Instant Karma!". Von einer Bewertung neuerer Stück muss ich hier Abstand nehmen, denn das Klangwunder des CURRENT 93-Konzerts vom Vorabend wurde in der Agra-Halle leider nicht reproduziert. Ganz im Gegenteil: Nach den ersten vier Songs konnte ich mich nicht des Gefühls verwehren, nie einen schlechteren Sound bei einem Konzert dieser Größe erlebt zu haben. Der Gesang von Peter Murphy ging in einer diffusen Wolke aus mittigem Gitarren- und Hihat-Geklirre unter, um dann beim Song "Deep Ocean, Vast Sea" (wie passend) fast endgültig in der Unhörbarkeit zu versinken. Ich weiß, die Agra-Halle ist ein akustischer Alptraum und mehr für Trecker-Ausstellungen als für Musik-Veranstaltungen konzipiert, aber CURRENT 93 haben mit wesentlich kniffligerer Instrumentierung den Beweis angetreten, dass es auch anders geht. Entsprechend verhalten war auch die Stimmung auf Publikumsseite und nicht wenige verließen sogar nach einigen Songs das Konzert (verirrte Neonhäschen schon abgezogen).
Man hätte PETER MURPHY einen besseren Start gewünscht, denn ein wirklich schlechtes Konzert war dies bei weitem nicht. Nach dem irritierenden Anfang konnten dann ein paar Klassiker aus Murphys Songfundus wie "Fall With Your Knife" wieder etwas versöhnen und mit einem für betagte Songwriter wohl nun obligatorischen Cover der NINE INCH NAILS Selbstmitleid-Hymne "Hurt" traf der Altmeister auch genau den Nerv seines Publikums.
Bitter für einige BAUHAUS-Fans, die ihrer Enttäuschung Taten folgen ließen und bereits verfrüht abgezogen waren ist, dass die "Hits" dann tatsächlich noch kamen. Mit Hits sind Songs gemeint, die auch Leute noch kennen, die Murphys Diskographie nach '83 weitgehend ignoriert haben – also BAUHAUS-Songs. Nach einer kurzen Pause für einen Outfit-Wechsel (jetzt: Schwarzes Sakko, aubergine-farbenes Hemd) nutzte Murphy ausgerechnet das herzergreifende "A Strange Kind Of Love", um den Übergang zum Altwerk zu schaffen, indem er die Lyrics mit denen des (in meinen Augen drittklassigen) BAUHAUS-Gassenhauers "Bela Lugosi's Dead" austauschte. Mag sein, dass ihr Schöpfer mittlerweile soviel Abstand zu seinen Stücken erreicht hat, dass ihn, so etwas zu tun, nicht mehr sonderlich juckt. Mich schon etwas. Trotzdem lustige Idee. Es folgt "Near The Atmosphere" bei dem Peter Murphy wieder sein Talent zur exzentrischen Bühnendramaturgie ausspielt und in katzenhafter, ballettesker Manier auf einem zweiten höher gelegenen Bühnenelement umherschleicht, um dann nach "The Passion Of Lovers", bei "She's In Parties" selber in die Tasten zu hauen. Insgesamt scheinen (auch ungeachtet, der jetzt ausgeprägten guten Laune des Publikums) die vergleichsweise einfachen Bauhaus-Songs hier wesentlich besser zu funktionieren. So konnte auch wieder einiges an verlorenem Boden gut gemacht werden. Das Konzert endete mit einer Echolot untermalten Cover-Version des DAVID BOWIE-Klassikers "Space Oddity" für das sich Murphy erneut umzog (Schaumstoff-Zylinder, schwarze Feder-Boa, Kippe im Mund, Velvet-Goldmine-Look) und seine Live-Band unter dem ins kalte Scheinwerferlicht gepusteten Zigaretten-Qualm in einen schwerelosen Weltraumschlaf schickte. Wunderbares Theater.
In der Summe war es wohl ein durchwachsener Auftritt, den PETER MURPHY und seine Musiker ablieferten, kein besonders guter, aber eben auch kein Total-Ausfall, wie einige schon behaupten.


 
Philip A. für nonpop.de


Verweise zum Artikel:
» Internet-Seite des Wave Gotik Treffens
» Offizielle Homepage von PETER MURPHY
» 18. WGT (NONPOP-Besprechung)

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Kommentare
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Songtitel
Philip A. (14-06-2009, 03:12)
@ manfromanotherplanet

Ja, Du hast recht; ich hatte den Namen von der Bauhaus-Tour im Kopf, die so hiess.. Danke! :)
Songtitel
manfromanotherplanet (13-06-2009, 15:10)
der Song heißt nicht "Near the atmosphere" sondern "Burning from the inside".
was machte Eckie?
Dominik T. (11-06-2009, 14:34)
"und zog kurz die Existenz des WGTs ohne PETER MURPHY als Gruftie-Übervater in Frage."

Kapier ich nicht.
Was machte STIEG? die Existen des WGT "in Frage ziehen"?

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