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Mithras Garden IV

Apokalypse auf Fort Asterstein


Mithras Garden IV
Kategorie: Spezial
Wörter: 1216
Erstellt: 20.09.2008
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Zum vierten Mal luden die Veranstalter des Mithras Garden-Festivals nach Koblenz. Nachdem man jahrelang den Koblenzer Club „SuppKultur“ in Beschlag genommen hatte, wählte man für das Line-Up STURMPERCHT, HEKATE, ARCANA und IN SLAUGHTER NATIVES das alte Fort Asterstein. Für die Veranstalter sicher auch ein Weg zurück zu den Ursprüngen, organisierte man doch bereits in den Neunzigern Konzerte auf der nahegelegenen Festung Ehrenbreitstein. Da die liebe Arbeit einen auch samstags in Beschlag nehmen kann, erreichte ich erst zu den ersten Klängen HEKATEs das Fort. Glücklicherweise waren auch andere RedakteurInnen anwesend, weshalb das Wort direkt an eine Zeitzeugin geht, die dem wunderlichen Treiben der STURMPERCHTen aus nächster Nähe beiwohnte.

Ein alter, fast zerfallener Ford in einem Stück Grün, welches sich langsam in Herbstfarben bettet. Eine kleine Bühne im Innenhof. Ein Publikum voller Vorfreude, das sich nach allzu langer musikalischer Veranstaltungsdurststrecke im Westen endlich wieder zusammenfindet. Mit der Wahl Fort Astersteins als Kulisse haben die Veranstalter sicher Sinn für Ästhetik und das Besondere bewiesen, doch musste so ziemlich allen Wettergöttern geopfert werden, damit solch hehres Unterfangen – ein Open Air im Herbst – nicht ins Wasser fällt. Bei solch kühlen Temperaturen, die wahrlich nicht nur von Klang und Ton erzeugt wurden, hilft nur eins:

Rein in die Felle! Mit Rasselns und Geweih! 

Noch im Tageslicht hutzeln die STURMPERCHTen auf die Bühne: “Wir rufen deine Wölfe!“ – genau so wird von der ersten Minute an Stimmung erzeugt. Schon beim zweiten Stück, „Stürm ins Leben wild hinein“, wird geschunkelt. Diese Mischung aus Gassenhauern und doch besinnlichen Momenten war bei STURMPERCHT durchaus gelungen. Und so war ich recht froh, dass dem Ruf nach einem gebratenen Hähnel nicht nachgekommen wurde, da Humor – besonders meiner – seine Grenzen hat. Stattdessen marschierte der „Wampelerreiter“ aus den doch etwas mickrigen Boxen. Nach Stücken über Tote und Gewürm folgt „Der Tanz des Tatzelwurms“. Das kollektive Rufen „Beschütze uns vorm Tatzelwurm“ sollte erhört werden und es wurde besinnlicher. Das Ambiente, dass bei dem folgenden „Der schlafende Wald“ erzeugt wurde, entbehrte eines Lagerfeuers, der richtigen Klangdosierung und der Würze von Tee- und Rauchkräutern. Alles in allem wurde diesem fantastischen Konzert, bei dem ich nur die Akustik ein wenig zu bemängeln habe, die Krone aufgesetzt durch die zusammen mit Gerhard von Allerseelen vorgebrachte Zugabe „I bin da Woid“. Geadelt sei allerdings der, der den Text verstanden hat. So ein `Saupreuß´ wie mir´, versteht den Österreicher manchmal nicht. Es folgen „SchnaderhüpflSKA“ und „Teufelsgeier“, bis Sturmpercht von der Bühne gelassen wurden. Der anfangs besungene „Kaiser Karl“ wird sich sicher nicht im Grabe umgedreht haben. Beim nächsten Mal Sturmpercht bin ich gerne wieder dabei. (Kathrin W.)

„Kein Mithras Garden-Festival ohne HEKATE“ – dieser Grundsatz wurde auch 2008 eingehalten. Aufgrund unterschiedlicher beruflicher und künstlerischer Projekte war es in letzter Zeit eher still um die Koblenzer geworden; dass man HEKATE noch nicht abschreiben sollte, bewies nicht nur die Organisation des Festivals selbst, sondern auch ein insgesamt fulminanter Auftritt, welcher – fast programmatisch – direkt mit einem neuen Stück, „Die dunkle Wolke“, in die Vollen ging. Dunkle Wolken waren, trotz des Dauerregens in der Region Mittelrhein, welcher bis zum Nachmittag angehalten hatte, nicht auszumachen, ein glücklicher Umstand, der sich bis zum Ende des Festivals nicht änderte. Dem stimmungsvollen Einstieg folgte „Tannkönig“, dem einen oder anderen sicherlich vom „Wilde Jäger“-Sampler her bekannt. Diesen beiden, doch eher unbekannten und daher gewagten, Stücken folgten mit „Mithras Garden“, „Fatherland“ und „Ocean Blue“ bekanntere Stücke der Gruppe, was vom Publikum direkt lautstark honoriert wurde. Sänger Axel Menzer ließ es sich nicht nehmen, auf den lyrischen Hintergrund vieler Lieder näher einzugehen und so dem zum Teil weit angereisten Publikum lokale Sagen, zum Beispiel die der Hauptprotagonistin des nächsten, ebenfalls unveröffentlichten Liedes, „Idilia Dubb“, näher zu bringen. In die fernen Pyrenäen führte hingegen „Montségur“, dem das dritte und letzte neue Stück, „Wellenreise“, folgte. Das martialische „moriture te salutant“ läutete das Ende des Konzerts ein, welches unerbittlich mit dem letzten Stück – natürlich – „Die Gedanken sind frei“, seinen Abschluss fand. Die aufkommenden „Zugabe!“-Rufe mussten dann leider von Axel Menzer mit Hinweis auf den eng gesteckten Zeitplan abgeblockt werden. Insgesamt hatte man den Eindruck, dass Band und Publikum die lange Pause gut getan hat – von beiden Seiten war der „Hunger“ wieder deutlich zu spüren. Das gilt besonders für die, zumindest für mich, überraschend zu HEKATE zurückgekehrte Susanne Grosche. Stilistisch scheinen HEKATE, gemessen an den drei vorgestellten neuen Stücken, die auf „Goddess“ vertretene künstlerische Linie konsequent fortzusetzen.

Auch ARCANA aus Schweden waren schon lange nicht mehr auf deutschen Bühnen zu sehen – sechs Jahre ist es her, dass man das WGT neo-klassizierte. Zunächst war aber ein zweiter Soundcheck nötig, da den Männern am Mischpult die Einstellungen abhanden gekommen waren, was die ohnehin vorhandene Nervosität der Schweden zusätzlich steigerte. Der Soundcheck verwandelte sich ohne große Umschweife in das erste Stück „Chant Of Awakening“, dem „Lost In time“ und „Wings Of Gabriel“ (mit einem anfangs schwächelnden Stefan Eriksson am Keyboard) folgten. Der Schwerpunkt lag mit „Parisal“, „Invisible Motions“ und „Abstrakt“ natürlich auf dem aktuellen Album „Raspail“, aber auch ältere Stücke wie „Angel Of Sorrow“ oder „We Rise Above“ kamen zum Zug. Da die Musiker zum Teil saßen und auch aufgrund der Körperstatur von Blickfang Ann-Mari Thim wirkte sich die Abschüssigkeit des Geländes von der Bühne weg bei ARCANA besonders negativ aus. Das Set musste wegen des Zeitverlusts zu Anfang um eine Viertelstunde gekürzt werden, eine Zugabe in Form von „My Cold Sea“ war aber noch drin und stimmte Band und Publikum versöhnlich. Trotz der genannten, zum Großteil nicht im Einflussbereich der Gruppe liegenden Kritikpunkte ein fantastischer Auftritt!

Als IN SLAUGHTER NATIVES in Form von Jouni Havukainen und seiner neuen Partnerin K. Binder, die Tomas Pettersson bestens ersetzte, die Bühne enterten, hatten sich die Reihen, sicher auch wegen der eisigen Temperaturen, schon etwas gelichtet. Der harte Kern erlebte einen sichtlich gut aufgelegten Meister, der Death Industrial-Perlen wie „Blood Testural“, „Invocation“, „Fifth Skin“, „Sacrosanct’s Bleed“, „Purgate My Skin“, „To Mega Therion“, „Tearing My Life Away“ oder „Clean Cathedral“ anstimmte. Der von einigen Besuchern bemängelte Sound war zumindest in Bühnennähe – auch bei den anderen Gruppen – fantastisch und brachte alle Facetten des INS-Sounds bestens zur Geltung. Unter einem sternklaren Himmel brachten nicht nur die eisigen Temperaturen endlich Bewegung in die Reihen. Spätestens beim letzten Lied, der Band-Hymne „Death, Just Only Death“ gab es dann kein Halten mehr – was auch für einen vom Sturm losgerissenen Pavillon galt, der dann glücklicherweise doch Niemanden verletzte. Jouni Havukainen strahlte im Anschluss wie ein Honigkuchenpferd und dachte gar nicht daran, von der Bühne zu gehen, weshalb die Zugabe direkt im Anschluss erfolgte: Die Männer von HEKATE stürmten die Bühne, nahmen ihre Perkussionsinstrumente in Beschlag und intonierten zusammen mit INS die beiden Stücke „You Are The Dead“ und „As My Shield“ vom immer noch aktuellen Album „Resurrection“. Der spontane Charakter dieser Aktion war im Sound deutlich spürbar, was zu vorgerückter Stunde indes niemanden wirklich störte.
Da um ein Uhr aufgrund der Auflagen des Ordnungsamts Schicht im Schacht war, zerstreute sich die Menge im Anschluss recht schnell – aber nur, um zum fünften Mithras Garden garantiert wiederzukommen. Über die Wahl des Auftrittslokalität gab es im Publikum verschiedene Meinungen: Ich persönlich hoffe, dass das Team um Axel Menzer am Fort Asterstein festhält. Der Termin sollte dann aber eine Idee weiter in den Sommer gerückt werden.


 
für nonpop.de


Verweise zum Artikel:
» Fort Asterstein
» Sturmpercht
» Hekate
» Arcana
» In Slaughter Natives

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