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SCORN, DÄLEK, DRUMCORPS

In der "Maria" am Ostbahnhof (Berlin)


SCORN, DÄLEK, DRUMCORPS
Kategorie: Spezial
Wörter: 800
Erstellt: 23.07.2008
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Konzert von SCORN, DÄLEK und DRUMCORPS am 17.07.2008

22 Uhr, am Verdi-Gebäude vorbei, wo aus einem mir nicht bekannten Grund Alarm ausgelöst wurde, passierte ich die "Schilling"-Brücke, wechselte von Kreuzberg nach Friedrichshain und kam, einen Steinwurf vom "Ostbahnhof" entfernt, bei der "Maria" an. Die Türen waren noch geschlossen, zehn bis fünfzehn Leute standen verstreut davor. Ich rauchte eine Zigarette und wartete. Zehn Minuten später tauchte unerwartet ein Bekannter von mir auf, den ich eher bei einem zeitgleich stattfindenden Impro-Gig vermutet hätte. Sei es drum. Das Warten wurde so gemildert, und man verköstigte Wodka-Orange. Ich schaute mich um. Mittlerweile hatte sich eine kleine Schlange vor dem Eingang gebildet. Das Publikum war heterogener als erwartet. Metaller mit "Neurosis"- und "Mayhem"-Shirts, Punks, Hopper, Minimal-Schnitten in Cocktailkleidchen, Hardcores in Dreiviertel-Hosen, Rastafaries...
Ich stellte mich mit meinem Bekannten an. Der letzte Tropfen Wodka-O floss die Kehle runter, an der Zigarette wurde nochmal gezogen und dann ging es rein. Es gab einen Stempel auf das rechte Handgelenk und direkt neben der Kasse stand etwas lieblos eine Kiste mit Platten der auftretenden Künstler. Mittlerweile war es 23:30 Uhr und SUDDEN DEAF betraten die Bühne. Warum das Equipment der Leute auf einer recht großen Bühne so weit hinten aufgebaut worden war, leuchtet mir nicht ein. Zumal die Herren von SUDDEN DEAF auch noch hinter Notebooks standen. Ihre Musik möchte ich als ideenreichen, aber innovationsarmen Breakcore bezeichnen. Gute Sound-Flächen, abwechslungsreiche Drum-Schleifen, schicke Sample-Einsprengsel, aber der zündende Funke wollte nicht recht überspringen. Die erste Pause. Ein DJ sorgte für relaxt harte Untermalung, während ich an der Bar ein Bier bestellte. Ich kam mit einem Herrn aus Edinburgh ins Gespräch und gemeinsam zogen wir ein wenig über die Yuppie-Touris aus New York her, erläuterten die Lebensverhältnisse in Glasgow und dem Berliner Stadtteil "Neu-Kölln" und tranken natürlich unser Bier.
Runde 2: DÄLEK betraten die Bühne. Der Soundtüftler war wieder am falschen Ende der Bühne postiert, aber wenigstens der Frontmann und Rapper der Beiden kam nach vorne. Ich versprach mir ein gutes Konzert, schließlich gelten DÄLEK als die erste Adresse in Sachen Industrial gepaart mit Hip Hop. Ich wurde enttäuscht. Ein unausstehlicher Soundmatsch, der jedes Detail und jede Nuance verschlang, gebündelt mit der Stimmgewalt eines 13jährigen, der im Musikunterricht ein seine Stimmkapazität überforderndes Lied auf Benotung trällern darf. Mann, war ich genervt. Erstmal ein neues Bier, etwas frische Luft und eine Zigarette. Ich traf meinen Bekannten wieder und wurde einem Bekannten meines Bekannten vorgestellt. Beide waren über die bisherigen Auftritte genauso 'glücklich' wie ich. Der Bekannte meines Bekannten wurde sogar recht wütend, da er wohl monatelang durchgearbeitet hatte, um Geld für die Gründung eines Verlages anzusparen. (Für die Gründung wünsche ich Erfolg.) Zwei mir Unbekannte stiegen in unseren Kanon ein. Also rauchten wir zu fünft Zigaretten, tranken Bier, schauten auf die Spree, danach ins Nichts, drehten uns um, musterten die Damenwelt, tranken Bier um Bier, zogen wieder an unseren Zigaretten. So ging das etwa 45 Minuten, danach erreichte eine Bass-Welle meinen Gehörgang und die Magengegend. Sollten das etwa SCORN sein? Ja, sie waren es. Danke von meiner Seite aus an Mr. Kampfzwerg himself, MICK HARRIS, dass er den Abend rettete. Simple, aber heftige Dub-Beats, kontrolliertes Feedback-Gejaule, mantrawürdige Basslinien. Ja, in der Musik konnte man sich verlieren. Ja, mit der Musik konnte man sich austoben. Ja, dieses Konzert bereitete viel Spaß.
Eine weitere Pause. Ein weiteres Bier. Eine weitere Zigarette. Mir wird mal wieder das Kernproblem von Track-Musik bewusst. Eine Musik mit Stil, aber ohne Inhalt ist der Unterschied, der keiner ist. Die Wiederholung von Motiven erzeugt Eingängigkeit, die Wiederholung macht's, weil es keinen Inhalt gibt, der es machen könnte. Ich ziehe an meiner Zigarette und höre die Menge grölen. DRUMCORPS legen los. Es gab von Anfang an was auf die Fresse, in die Schnauze und voll auf die Zwölf. Es war heftig, doch leider ist Mr. Drumcorps so ein unsympathischer, gekünstelter Poser, das die Musik dabei verloren ging. Er wirkte wie Ziggy Stardust auf einem Rastafari-Erleuchtungstrip, der auf einer Sepultura-Veröffentlichung ausgerutscht ist und dafür jetzt Applaus erwartet. Er war unfreiwillig komisch.
Bei der gefühlten Hälfte des Konzerts machte ich mich auf den Nachhauseweg. Obwohl SCORN einen klasse Auftritt hinlegten, war es insgesamt eher enttäuschend. Gerüchten zu Folge sollen die Veranstalter wochenlang zu zweit losgezogen sein, um im gesamten Innenstadtbereich von Berlin Plakate zu kleben. Diese Qualität des Engagements wurde bedauerlicherweise von den Künstlern nicht zurückgegeben. Bis auf SCORN wirkten sie entweder peinlich oder gelangweilt. Schade: Dabei hatten die Künstler etwas, das in Berlin eher selten ist; eine schicke Location, ein Publikum, das an Quantität seinem Namen auch gerecht wird (Ich schätze 200-300 Leute.), eine große Bühne, eine vernünftige Anlage. Vielleicht gab es bei dem einen oder anderen Kommunikationsprobleme mit dem Tontechniker, das kann man als Besucher immer sehr schlecht abschätzen. Jedenfalls hätte man weit mehr aus den Kapazitäten holen können.


 
für nonpop.de


Verweise zum Artikel:
» MICK HARRIS
» DÄLEK bei Myspace
» SUDDEN DEAF bei Myspace
» DRUMCORPS


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