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Damián M. D.

AUTECHRE "Quaristice" Tour 2008 in Graz

+ SND + ROB HALL 13.03 in der Postgarage


AUTECHRE
Kategorie: Spezial
Wörter: 960
Erstellt: 21.03.2008
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Seit dem 21. März 2003 bereichert die Postgarage das Nachtleben in Graz. Das Lokal ist in zwei Bereiche, die unabhängig von einander funktionieren können, geteilt. Die Stage 1 ist eine Großraumdisko und Konzerthalle mit Platz für schätzungsweise 500 Besucher. Dagegen ist die Stage 2 eine kleine, gemütliche Disco mit einer sehr „glamourösen“ Dekoration, die mit 80 Besuchern absolut überfüllt sein dürfte. Das Programm der Postgarage umfasst meistens die alternative Seite des Mainstreams. Darunter verstehe ich verschiedene Partys aber auch Konzerte von Electro-, Drum'n'Bass-, Indie Rock-, Hip Hop- und anderen Projekten. In der Stage 2 findet derzeit die Konzertreihe für experimentelle Musik „Sonntags Abstrakt“ statt. In diese Reihe traten z.B. am 12. März 2008 das sehr beeindruckende KLAMMER & GRÜNDLER DUO aus Graz mit einem Sound, den ich als experimentell konkreten elektronischen new Jazz – oder so etwas – bezeichnen würde, auf. Die Postgarage hat sich in den letzten fünf Jahren einen prominenten Namen als Veranstaltungsort in ganz Österreich erarbeitet. 

Und nun zum Konzert. Kurz nach Einlass (21:00 Uhr) betrat ich die Postgarage. Der Abend begann in der Garderobe mit einer etwas merkwürdigen Situation, als ein Mitarbeiter mich skeptisch ansah  und arrogant fragte, ob ich überhaupt eine Ahnung hatte, was für eine Musikrichtung an den Abend lief. Offensichtlich war ihm mein „Look“ nicht „cool“ genug, um als ernstzunehmender AUTECHRE-Hörer durchzugehen. Der Mann ist ein gutes Beispiel von einem auf „Coolness“ und Aussehen fixierten, oberflächlichen Indiefaschist – das musste ich einfach mal sagen. Am Merchandising Stand traf ich auf einen schüchternen aber freundlichen SEAN BOOTH, der sich kurz mit mir unterhielt. Aus dem Gespräch lernte ich vor allem die richtige Aussprache des Namens AUTECHRE, und die wäre „Auteker“. Um die Uhrzeit war die Halle noch ziemlich leer. Die meisten der schon anwesenden Gäste, waren jene, welche extra nach Graz gereist waren, überwiegend Wiener und Slowenen. ROB HALL war schon mit seinem ersten Set des Abends beschäftigt. Der Stil des britischen DJs war der am wenigsten experimentelle der Veranstaltung. HALL meisterte aber seine „Chill-in“ Aufgabe mit Talent. Die ersten 45 Minuten spielte er Drum'n'Bass so atmosphärisch wie diese Musik überhaupt nur sein kann. Die Menschen saßen in Ruhe und der Laden füllte sich allmählich.

Um ca. 22:00 fing dann das Konzert von SND an. Das mir bis zu dem Abend unbekannte britische Projekt lieferte ein äußerst spannendes Set. Die erste Hälfte des Konzerts wirkte auf mich sehr aggressiv. Die ständigen Rhythmusbrüche, die „clicks n'cuts“ und die in den Hintergrund verlegten düsteren Melodien bauten eine sehr kühle Atmosphäre auf, die fast wie Industrial wirkte. Das Ganze war am Anfang absolut untanzbar – was aber nicht negativ gemeint ist. Nach etwa einer halben Stunde der Klangmauer von SND wurde die Musik strukturierter und die Besucher fingen an sich zu bewegen. Nach einem sehr abrupten Ende wurde die Bühne frei für ROB HALL. In seinem zweite Auftritt legte er ein eher klassisches Drum'n'Bass Set auf; ohne außergewöhnliche Höhepunkte, seine Musik war sehr tanzbar und erwies sich als das perfekte Vorbereitung für das AUTECHRE-Konzert. Nach der zweiten Hälfte seines Sets wurde mich bewusst, dass die Postgarage endlich voll geworden war.

Kurz vor Mitternacht (mit etwas Verspätung) verließ HALL die Bühne und die bisher sehr minimale Beleuchtung ging aus. Es wurde endlich Zeit für AUTECHRE, die dieses Mal eine besondere Variation ihrer Musik zum Besten gaben. Zwar waren immer noch die typischen AUTECHRE-Töne und die sehr experimentelle und spannende Struktur zu erkennen, aber das Ganze entfernt sich vom Ambient und wurde viel tanzflächenfreundlicher, direkter und energiegeladener. Diese Tour diente der Präsentation des neuen Album „Quaristice“, das leider vor dem Konzert in Graz ausverkauft war. Darum kann ich keinen Vergleich zwischen dem Tonträger und dem Konzert ziehen. Ziemlich beeindruckend war die totale Abwesenheit von Lichteffekten. Konzerte sind normalerweise immer eine zum Teil musikalische und zum Teil visuelle Erfahrung. Bei elektronischer Musik passiert in der Regel nicht viel Spannendes auf der Bühne und Künstler setzen – um dem entgegenzuwirken – sehr viel Beleuchtung und Videos ein. Lichteffekte sind üblicherweise eine notwendige Unterstützung für die Musik, damit das Publikum in Tanzstimmung kommt. Bei AUTECHRE funktioniert alles ganz anders: Die Bühne und die Tanzfläche wurden während des ganzen Konzerts dunkel gehalten. Dadurch wurde das Konzert zu einer reinen musikalischen Erfahrung. Ich glaube, dass das Licht aus zwei Gründen ausblieb. Einerseits, damit die Musik einfach perfekt aufgeführt werden konnte. Die Mischung zwischen Monotonie und Abwechslung und die sehr durchdachten und perfekt strukturierten Kompositionen waren eine ständige Einladung sich zu bewegen. Andererseits kommt hinzu, dass AUTECHRE offensichtlich eine, die Postgarage noch übertreffende, zusätzliche Bassanlage verwendeten. Das Ergebnis war unglaublich. Ich habe noch nie im Leben einen so harten Bass erlebt. Ohne die Melodien zu bedecken, durchdrang der Bass meinen ganzen Körper, und ich konnte ihn an meiner Kleidung und meinen Haare fühlen. Man könnte sagen, dass den Konzert barrierefrei gewesen ist: ein Blinder hätte gar nichts verpasst und ein tauber Mensch hätte problemlos zu dem Rhythmus tanzen können. Von Anfang an wurde der größte Teil des Publikums in eine Art Trance versetzt. Das Ganze wurde nur gestört durch ständige Flashs von Leuten, die ein Bild von der verdunkelten Bühne machen wollten. Wozu Bilder von Künstlern machen, die versuchen, nicht sichtbar zu sein? Das Ende des Konzerts schlug eine Richtung ein, die mir persönlich nicht so gut gefällt: Dancehall Drum'n'Bass. Diese, an Reggae erinnernde Musikrichtung finde ich eher uninteressant. 

Das war aber eigentlich ganz gut für mich, da ich sehr müde war und früh ins Bett musste – so etwas passiert, wenn Veranstaltung unter der Woche stattfinden. Ich ging, während die letzten Minuten des Auftritts von AUTECHRE noch liefen. Ich verpasste also einen winzigen Part eines sehr beeindruckenden Konzertes und den dritten und letzten Set von ROB HALL. Allgemein hinterließ der Abend einen sehr gute Nachgeschmack: Es ist schön zu sehen, dass in einer Kleinstadt wie Graz auch jenseits des Steierischen Herbst Festivals äußerst interessante Veranstaltungen stattfinden.


 
Damián M. D. für nonpop.de



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