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Tony F.
Apokalyptik Folk Silvester 2006
Sol Invictus, Spiritual Front und Frank Machau in Leipzig
Kategorie: Spezial
Wörter: 1143
Erstellt:
04.01.2007
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Da mir in diesem Jahr für Silvester der Sinn eher nach einer Party stand und mit dem vom EIS & LICHT VERLAG organisierten "Apokalyptik-Folk-Silvester-2006" in Leipzig eine interessante Veranstaltung angeboten wurde, machte ich mich am Silvestermorgen zusammen mit dem Redaktionskollegen MICHAEL SCH. gen Leipzig auf. Dort angekommen begaben wir uns noch für einige Stunden in die Leipziger Innenstadt, in der man sich schon auf die Silvesternacht vorbereitete, um uns schließlich auf den Weg zum Veranstaltungsort zu machen.
Gegen 20 Uhr trafen wir dann am Hellraiser-Club ein, um beim Betreten des Clubs verwundert festzustellen, dass das Hellraiser ein recht großer Club mit großer, übersichtlicher Bühne ist. Während SPIRITUAL FRONT ihren Soundcheck beendeten, fragten wir uns dann auch, ob die Veranstaltung tatsächlich soviel Publikum anziehen würde, um den Saal gut zu füllen. Der Abend zeigte dann aber, dass unsere Skepsis völlig unbegründet war, denn nach und nach füllte sich der Saal mit letztlich insgesamt ca. 350 Besuchern. Die Kulisse bei den Konzerten war dementsprechend hervorragend.
Eigentlich hätten NEBELUNG den Konzertabend eröffnen sollen. Da diese aber buchstäblich in der letzten Minute krankheitsbedingt absagen mussten, wurde es für den Veranstalter noch einmal hektisch, um einen entsprechenden, spielfähigen Ersatz zu organisieren. Letztlich erklärte sich FRANK MACHAU (ORPLID, PRIMUS INTER PARES) dann dazu bereit, einen kurzen Soloauftritt zu spielen. So eröffnete zur Überraschung einiger Gäste also FRANK MACHAU, puristisch, nur von seiner Akustikgitarre begleitet, den Abend. Er begann schwungvoll mit "Der letzte Ikaride" von der letzten Veröffentlichung "Sterbender Satyr" und verlegte sich auch danach für so einen Abend passend auf eine eher druckvollere Spielweise von Stücken aus dem Schaffen von ORPLID. "Auf deine Lider leg ich Schlummer", "Das Abendland" und zum Schluss "Im Sturm" seien hier beispielhaft erwähnt. Das Publikum honorierte den Auftritt entsprechend, und man merkte, dass sich die Stimmung allgemein bereits positiv hob.
Als zweite Band gingen anschließend SOL INVICTUS auf die Bühne. Die Tatsache, dass SOL INVICTUS bereits jetzt schon spielten, hatte eine ganz pragmatische Erklärung. Da die Band am nächsten Morgen bereits sehr früh am Flughafen sein musste, wollte TONY WAKEFORD die Lokalität spätestens um Mitternacht verlassen. Deshalb blieb nur die Variante übrig, dass SPIRITUAL FRONT als letzte spielen sollten.
Die mittlerweile auch schon wieder mehrjährige und nicht erste Metamorphose des Bandgefüges von SOL INVICTUS scheint mittlerweile endlich beendet zu sein. Die vierköpfige Band bestand an diesem Abend aus TONY WAKEFORD, ANDREW KING, der ebenfalls sang und ansonsten das Glockenspiel bearbeitete und eine kleine umgehängte Trommel schlug, sowie CAROLINE JAGO am Bass und LESLEY MALONE an der Bodhran. RENEE ROSEN war leider ebenfalls erkrankt, wie TONY, um irgendwelchen Gerüchten vorzubeugen, sofort beschwichtigend mitteilte. Die Band eröffnete ihr Konzert mit dem Klassiker "Abattoirs of Love" und spielte insgesamt ein recht interessantes Set, das mit alten und auch neuen Stücken aufwartete. Erstmals wurde auf der Bühne auch ein Laptop - in jedem Sinn positiv klangbildverbreiternd - eingesetzt, mit dem grollende, atmosphärische Klänge, Sprachsamples und Violinenfeedbacks eingespielt wurden.
Die Band wirkte sehr agil. ANDREW KING übernahm den Gesang bei "Twa Corbies", intonierte eine Acapella-Version von "Edward" und doppelte zudem öfters den Gesang von TONY WAKEFORD. Zudem muss man einfach feststellen, dass ANDREW KING mit seiner etwas typisch englischen, schrulligen Art hervorragend zu SOL INVICTUS passt und so einen zweiten Beziehungspunkt in der Band schafft. LESLEY MALONE an der Bodhran verpasste dem Sound von SOL INVICTUS insgesamt eine rhythmischere, druckvollere Note, als man es in den letzten Jahren teilweise gewohnt war. CAROLINE JAGO am rein akustischen Bass spielte ebenfalls ein souveränes Konzert. War der verzerrte Bass von KARL BLAKE in den letzten Jahren teilweise zu aufdringlich, weil nicht mehr akzentuiert sondern dauernd eingesetzt, fehlte einem der verzerrte Bass allerdings hier und da schon als druckerzeugendes Stilmittel.
Das Interessante an dem Konzert war, wie gesagt, dass nicht nur ältere Stücke wie "Eve", "English murder", "Angels fall" oder "Stay" gespielt wurden und auch die letzte Platte mit "We are the dead men" und "Old London weeps" bedacht wurde, sondern dass auch komplett neue, noch nicht gehörte Lieder zum Besten gegeben wurden. Und eines kann man sagen: SOL INVICTUS werden sich in diesem Leben sicher nicht mehr neu erfinden, aber die neuen Stücke haben durchaus Potential, sodass man auf die Veröffentlichung im Jahr 2007 gespannt sein kann. Zum Abschluss des regulären Sets wurde dann noch das vom euphorischen Publikum geforderte "Black Easter" gespielt, bevor die Band mit "Believe me" und einem neuen, recht kraftvollen Stück das Konzert beendete.
Abschließend kann man eigentlich nur hoffen, dass nach den bandinternen Querelen der letzten ein, zwei Jahre nun endlich wieder Ruhe einkehrt und man sich wieder auf die Musik konzentriert. Dieses Konzert mit einem sichtlich gut aufgelegten TONY WAKEFORD hat auf jeden Fall wieder Lust auf mehr gemacht.
Nachdem man sich zum Jahreswechsel mehr oder weniger in den Armen gelegen hatte und man gut sichtbar das Feuerwerk über Leipzig bestaunen konnte, wurde man recht schnell von den ersten Klängen von SPIRITUAL FRONT wieder vor die Bühne gelockt. Jeder Interessierte dürfte die Band in diesem Jahr sicher mindestens einmal gesehen haben, dennoch schaffte es die Band mit ihrer Spielfreude und der Bühnenqualität von SIMONE SALVATORI wieder einmal, die allgemeine Feierlaune noch zu verstärken. Wie bei den letzten Konzerten üblich, spielte sich die vierköpfige Band zu "Raging Bull" durch ihre letzten drei Veröffentlichungen. "Bastard angel", "The shining circle", "Song for an old man", "Jesus died in Las Vegas" oder "Cold love in a cold coffin" waren somit selbstredend mit von der Partie. Dem Rockstarimage wurde zudem noch durch fliegende BHs genüge getan. Nach dem furiosen und druckvollen regulären Set wurde es in der Zugabe mit der Piano-Version von "Autopsy of a love" noch einmal etwas besinnlicher, bevor das Konzert mit einer zweiten Zugabe endete. Nach dem Ende der Konzerte konnten sich die verbleibenden Gäste anschließend natürlich noch im kleineren Saal bei entsprechender Beschallung weiter die Nacht um die Ohren schlagen.
Insgesamt habe ich die Veranstaltung als locker, ungezwungen und rundherum gelungen wahrgenommen. Der Ablauf geriet nie ins Stocken. Es gab nur kurze Umbaupausen, und der Klang war insgesamt sehr gut. Die Änderung der Spielreihenfolge erschien mir im Nachhinein für so einen Abend sogar als folgerichtig. Alle Künstler ließen niemals ihre Spielfreude vermissen. Nicht zuletzt die Möglichkeit, wieder einmal die sonst über ganz Deutschland verteilten Freunde zu treffen, machte diesen Abend aus. Letztlich muss man auch dem Veranstalter danken. Denn ob so eine Veranstaltung in diesem Rahmen an Silvester funktioniert; das weiß man erst dann, wenn es losgeht. Letztlich muss ich auch noch MAREK von QUELLENTHAL danken, der noch in der Lage und auch willens war, zwei geschaffte Redakteure, die niemals vor den nächsten ein, zwei Stunden ein Taxi bekommen hätten, zum Hotel zu fahren. Ach ja, TONY WAKEFORD und Band hat der Abend ebenfalls dermaßen gefallen, dass sie letztlich auch zum Ende des SPIRITUAL FRONT-Konzerts noch vor Ort waren. Es wird wohl eine kurze Nacht geworden sein...
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