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Michael We.

GIULIO ALDINUCCI: Tarsia

Ein musikalisches Holzpuzzle


GIULIO ALDINUCCI: Tarsia
Genre: Ambient
Verlag: Home Normal
Medium: CD
Preis: ~10,00 €
Kaufen bei: Norman Records


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Album-Teaser

Eine Intarsie ist eine komplizierte Einlegearbeit aus Holz und anderen Materialien wie Elfenbein oder Perlmutt, eine Art künstlerisches Holzpuzzle. In Europa tauchte diese Technik als eigenständiges Handwerk im 14. Jahrhundert in Spanien und Italien auf, dort vor allem in der Gegend um Siena in der Toskana, wo der italienische Elektroakustiker GIULIO ALDINUCCI zuhause ist. Sein erstes Album unter eigenem Namen – drei veröffentlichte er bereits als OBSIL – hat er nun nach dieser Technik benannt. Seine Begründung: Eine Intarsie ähnele einer elektroakustischen Komposition, weil beide aus sorgfältig ausgewählten, natürlichen Elementen bestehen, die jeweils eine spezielle Behandlung erfahren, um dann zu einem großen Muster zusammengesetzt zu werden.

Sehr natürlich, wenn man so will 'holzig', klingt das Album auf jeden Fall. Es bietet warmen, lebendigen und vorwiegend akustischen Ambient, offenbar unterlegt mit einer Reihe von Field Recordings.
Der Opener ("Alpha And Omega", 01) hat einen leicht orientalischen Einschlag. Längere Streicherdrones stehen in der Luft, erinnern an JULIA KENT oder HILDUR GUÐNADÓTTIR. Im Hintergrund knacken und klickern Geräusche, leises Vogelgezwitscher ergänzt den wohligen Klang, der zum Beispiel vergleichbar ist mit der Wintermusik des hier schon vorgestellten Labels PARVOART. Der Zusammenbau einzelner Elemente funktioniert auf "Tarsia" wirklich wunderbar, wie auch "Risacca" (02) beweist. Geräusche wie die eines Windspiels und ein Cello wirken gemeinsam kein bisschen esoterisch, sondern weit, naturnah und irgendwie herbstlich. "Castiglione Della Pescaia" (03) macht einen Schritt Richtung Moderne, klingt spaciger mit seiner Mischung aus Synthiedrones und weichen, langgezogenen Vocals, später auch leisen Stimmsamples. Traumhaft, der Atmosphäre von "Twin Peaks" sehr ähnlich.
"Terra" (04) ist ein ruhiges Stück, besteht nur aus kurzen Melodiefetzen und einigen Geräuschen, auch "Bookcrossing" (05) bleibt verweht und geisterhaft. "Sole" (06) dagegen greift noch einmal zum Rhythmus, bietet modernere, viele künstlich erzeugte, aber dennoch sehr warme Sounds. Das lange Schlussstück "Pianura" (07) setzt schließlich, um zur Intarsie zurück zu kehren, alle Bausteine zusammen. Sehr gedehnt mit vielen Loops liegt es zwischen Natur und Kosmos, ohne in der Länge an Atmosphäre zu verlieren, und klingt schließlich mit Grillengezirp aus.

Sehr stimmungsvolles Album mit einer ähnlichen Art von warmem, intelligentem Ambient wie zum Beispiel bei FENNESZ oder den schon erwähnten Cellistinnen. Für die kommenden, herbstlichen Tage uneingeschränkt zu empfehlen.

 
Michael We. für nonpop.de


Verweise zum Artikel:
» Albumseite beim Label
» GIULIO @ myspace


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Zusammenfassung
Sehr stimmungsvolles Album mit einer ähnlichen Art von warmem, intelligentem Ambient wie zum Beispiel bei FENNESZ, JULIA KENT oder HILDUR GUÐNADÓTTIR. Für die kommenden, herbstlichen Tage uneingeschränkt zu empfehlen.

Inhalt
1. Alpha And Omega (4:19)
2. Risacca (3:58)
3. Castiglione Della Pescaia, Winter 2011 (8:16)
4. Terra (3:47)
5. Bookcrossing (3:45)
6. Sole (5:04)
7. Pianura (Con Gli Occhi Di F.) (10:51)
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