Zu den einzelnen Titeln der CD:
Eröffnet wird "
Sonnenheim" (eigentlich wie
erwartet) von einem (kurzen) ambienten Track namens "
Black Moth", bei dem sich über suggestiven Sprachsamples ein ritueller Rhythmus ausbreitet und beschwörend der Text geflüstert wird. Es kommt dann fast schon einem musikaliischen Umbruch gleich, als die Stimme von
Andreas Ritter (
Forseti) "eins, zwei, drei, vier .." den ersten Knüller des Albums, "
Nighttime in Sonnenheim" anzählt. Dieser, von beiden Musikern teilweise in deutscher Sprache gesungene, Akkordeon-Mitschunkel-Titel stellt eine sehr gelungene Fusion der Bands :
Of the Wand and the Moon: und
Forseti dar. Es folgt auf ihn der direkte Übergang zum ähnlich instrumentierten "
Summer Solstice", bei welchem das Akkordeon dann einen wohlig-harmonischen Chorus mit der etwa aus dem Titel "
Gal Anda" bekannten Leslie-Orgel erzeugt. Kim Larsens Worte zu Sommer-Sonnenwende und der Liebe tauchen dabei mit einem reversem Hall fast psychedelisch durch die Musik hindurch und treten aus dem Off hervor an die Oberfläche. Auch dieses Lied läßt sich ebenfalls als gelungene Symbiose von
Forseti und
:OTWATM: bezeichnen. Weiter geht es dann mit dem treibenden "
Honour", welches durch die bereits wohlbekannten Flanger-Gitarren gekennzeichnet ist. Kim Larsen singt hier, entgegen dem bisherigen Konzept, auch mal "richtig". Leider ist die Studio - Version nicht ganz so überzeugend, wie es die bisherigen Live - Präsentationen waren, aber der dem
Hávamál entlehnte Text ist schön ausgewählt und der Titel wird sicherlich auch weiterhin ein Bühnenerfolg sein. Kaum ist er verklungen, da spielen sich bereits die Moll-Akkorde der Hymne "
My Black Faith" ins Ohr. Es stellt schon seit Jahren einen Höhepunkt auf
:OTWATM: - Konzerten dar und wird von den Künstlern gern als Zugabe gespielt. Ursprünglich sollte der Titel bereits auf "
Emptiness ³ " erscheinen, doch kam es bisher nur zu einer limitierten Live - Version auf einer
HauRuck! - 7". Um so erfreulicher, dass es nun in einer von dezentem Bombast untermalten Studioversion auf
Sonnenheim zu finden ist. Beim anschließenden, kurzen, "
Wonderful, Wonderful Sun" sind es dann Lyraklänge, Glocken und Pauke, die wiederum zu Akkordeon und Rhythmusgitarre eine kurze und ebenfalls eingängige Ode an die Sonne untermalen. "
Hollow Upon Hollow" hebt den Hörer daraufhin mit seiner kraftvollen Instrumentierung regelrecht empor, es erklingt ein wirksam platziertes Vocal-Sample und man kann sich dem energetischen Titel auf Dauer kaum entziehen. Zitat: "Here comes the Bloodwind" .. sehr mitreißend.
Tatsächlich reiht sich auf "
Sonnenheim" ein "Hit" an den nächsten .. und der folgende heißt dann "
Camouflage". Von Titel und Text her, könnte das Lied auch eine Anspielung auf die Flecktarn-Vorliebe mancher Neofolk - Liebhaber sein. Es erklingen E-Gitarren zu einem rituellen Trommel-Rhythmus und verschiedenen Samples verfeinern den Track. Es folgt, als kleine Verschnaufpause, die Krach - Collage "
Lieblos hin zur Dunkelheit", welche direkt in den Titel "
Hail Hail Hail! II" übergeht, der dann wiederum musikalisch sehr dem Vortitel "
Camouflage" ähnelt - weshalb alle drei Stücke irgendwie zusammen zu gehören scheinen. Mit "
Here's An Ode" liefern Kim Larsen und dessen Mitstreiter, zu welchen auch
Sonne Hagal's
John van der Lieth an den Trommeln und beim Backgroundgesang zählt, einen Titel, der wirklich mal 1:1 nach
Death in June klingt, aber deshalb natürlich keineswegs schlechter ist. Er dürfte wohl als eine Ode an jene Band zu verstehen sein. Das darauf folgende, hypnotische "
I Shall Feast" lullt den Hörer dann, gleich einem Mantra, regelrecht ein und erst "
Like Wolves" erweckt ihn aus diesem Zustand wieder - auf angenehme Weise mit Bass und Akustik - Gitarre. Ein schönes, harmonisches aber doch irgendwie auch dahin plätscherndes Lied. Wesentlich kräftiger kommt "
Winter Solstice" daher ... bei dem sich angesichts des Textes ("What lovely tune sweet Satan sings - 6-6-6 upon the Wind") gar nicht so recht sagen läßt, ob die darin erklingenden Weihnachtslied-Glocken nur augenzwinkernd gedacht sind ... sie erweisen sich aber - gerade auch zum Thema Wintersonnenwende / Yule - als wirklich gelungene Instrumentierung. Darauf folgen dann (ganz passend) ein paar Minuten Stille .. bevor der Hidden Track "
Let Othinn Rise Again", einer Beschwörung gleich, das Album "
Sonnenheim" abschließt.
Bei :Of the Wand and the Moon: weiß der Hörer in der Regel, was ihn erwartet - und das sind v.a. schöne, warme und recht eingängige Melodien, die mit dezenter Stimme zu einer akustischen Gitarre vorgetragen werden. Diese Basis wurde weiter ausgebaut und ergänzt, natürlich wirkten sich auch die Kollaborationen mit anderen Musikern sehr befruchtend aus. Mit viel Liebe zum Detail wurde somit ein beachtliches Hörerlebnis erschaffen, durch welches sich Kim Larsen wohl endgültig an die Spitze des Genres gespielt hat. Niemand, der die Band bisher mochte, wird von "
Sonnenheim" entäuscht sein, eher ganz im Gegenteil. Die CD stellt den bisherigen Höhepunkt in der musikalischen Laufbahn der Band dar und bietet tatsächlich (fast) alles, was das Neofolk - Herz begehrt: Es finden sich darauf geschrammelte, akustische und gezupfte, elektronische Gitarren, Trommeln und Akkordeon, Samples, Krach, Texte um nordische Mythologie, Naturromantik und neues Heidentum, sowie ein Booklet mit angedeutetem Flecktarn-Muster und Runenverzierung in einer insgesamt sehr angenehmen und ausgewogenen Mixtur. Das Album weist bei aller Abwechslung eine überdurchschnittlich hohe musikalischen Dichte auf und besitzt ob der vielen, dezent angebrachten, technischen Schnörkeleien auch eine beachtliche Produktionsqualität. Es findet sich nahezu kein einziger, überflüssiger Track darauf - dafür jedoch ungewöhnlich viele herausragende, so dass es durchaus schwer fällt, echte Negativ-Punkte an
Sonnenheim auszumachen.
Vielleicht sollte man noch ein paar Worte zur gelegentlich wahrnehmbaren Kritik am geflüsterten Gesang verlieren: Larsen schreit seine Botschaften den Hörern nicht gern ins Ohr, vielmehr steht bei ihm das dezente, rezitative Element als Textpräsentation im Vordergrund. Er möchte dies so beibehalten und fordert den Hörer auf, hinzuhören. Dies sollte akzeptabel sein und nebenbei auch fraglich, ob seine Stimme - und damit die Lieder - noch so angenehm klingen würden, wenn die Texte "normal", oder zumindest "anders", gesungen würden.
Noch ein paar Äußerlichkeiten:
Das aufwendig verzierte, weiße Digipak, in welches diese CD gebettet wurde, weist eine
goldene Prägung auf, die die Farbe der Sonne, auf welche sich vieles an diesem Album thematisch bezieht, symbolisieren soll. In der Innenseite und auf dem Booklet sind Odal-Runen eingeprägt bzw. mit Lacktechnik aufgebracht. Das Album bietet - nach Abzug der Pause beim "Hidden Track" - etwa eine Spieldauer von 50 sehr kurzweiligen Minuten.