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Roy L.

De Frontanel :: Grotesque

can a full grown woman truly love a midget?


De Frontanel :: Grotesque
Genre: Minimal
Verlag: T.u.T. / R.u.R.
Vertrieb: T.u.T. /...
Erscheinungsdatum:
September 2005
Medium: Vinyl 10''
Preis: ~13,00 €
Kaufen bei: T.u.T. /...


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Um ganz ehrlich zu sein, zu Zirkussen hegte ich immer ein gespaltenes Verhältnis. Schon als Kind hielt ich nicht viel vom desperaten Spiel taumelnder Vierbeiner, die unter dem Kreischen und Klatschen lüsterner Augenzeugen - deren "Hände eigentlich Dampfhämmer waren" - gezwungen wurden, ihre immergleichen Runden zu drehen. Fasziniert dagegen war ich von dem zigeunerhaften Flair rastlos umherziehender Artisten. Das ständige Außenseiterdasein und die melancholische Heiterkeit besaßen einen exotischen, nächtlichen Zauber, dem eine große metaphorische Kraft innezuwohnen schien.
Charles de Frontanel, Gründer des GRAHN GEEN-YOL Labels, präsentiert in seinem neuen Werk eine weitere Spielart der Schaustellerei: der Exhibitionismus des Absurden, der Deformation und Degeneration. Der alteingesessene Minimalelektroniker ist außerdem Besitzer des Weird Cabaret De France, einem alten französischen Landhaus, das Monsieur de Frontanel als eine Art Unterschlupf für Zirkusfreaks und andere ausgestoßene Randexistenzen einrichtete und in welchem regelmäßig "kontroverse" Vorführungen dieser sonderbaren Persönlichkeiten stattfinden. Das Konzept von "Grotesque" besitzt also demnach einen authentischen Hintergrund und wird nicht nur, wie es für unsere Szene so üblich geworden ist, vom halbherzigen Interesse aus der Ferne getragen. Kenner und Freunde von Filmen wie Tod Browning's Klassiker Freaks werden sich hier sicher heimisch fühlen. Das Motiv, wonach die außergewöhnlichen und abweichenden Physiognomien der Charaktere in de Frontanel's Inszenierung als moralistische Reflexion einer Weltabsurdität dienen soll, ist mir allerdings zu sehr zu einem vielfach abgenutzten Klischee verkommen. Man kann sich schließlich auch ohne zwielichtigem moralischen Hintergedanken nämlicher Ästhetik des Grotesken widmen, eine Schublade, die sogar sexualpsychologisch auszureizen wäre.
So, ich denke, jetzt haben wir genug drum herum geredet um etwas davon abzulenken, dass der Tonwert an sich nur beschwerlich zu skizzieren ist. Zu hören gibt es in den knapp 23 Minuten, was in Genrekreisen gemeinhin als "3rd wave electronics" bezeichnet wird. Minimalistische, einfach gestrickte Kompositionen, die mitunter auch den Spieltrieb ihres Schöpfers erraten lassen. Der Auftakt wirkt mir ein wenig zu gemütlich um wirklich als exzentrische Parade durchgehen zu können, kurios anzuhören ist aber die Legierung von Akustikgitarre und altmodischen Elektrobeats durchaus. Auch das Titelstück lässt zu naiven Synthesizergrundierungen die Saiten erklingen, gemeinsam mit dem französischen Sprechgesang haftet dem ganzen eine befremdlich stilvolle Atmosphäre an. Ansonsten haben wir hier vornehmlich kurze elektroakustische Versatzstücke vorliegen, unter denen auch ein Tanzflächenhit wie "La Jument Boîte" zu finden ist. Die pittoresken Szenerien werden von den aussagekräftigen Titeln häufig in ihrer Bildhaftigkeit kastriert. Elefantenmenschen und Schlangenfrauen liefern sich mit tollgewordenen Standuhren ein düsteres, tragikomisches Schauspiel. Scheinbar wäre "Grotesque" die geeignetste Untermalung für einen dieser schrägen tschechischen Animationsfilme.
Trotzdem, so richtig grotesk geht es hier nur in den Kopfwelten der Hörer zu, deren Phantasien von den Äußerlichkeiten dieser Veröffentlichung angeheizt werden. Musikalisch hinkt die Platte der anspruchsvollen, üppigen Gestaltung und der authentischen, verrückten Atmosphäre um einiges hinterher. Sammler und Eingeweihte wird dies sicherlich wenig stören, und alle anderen werden ohnehin Mühe haben, eine der nur 275 Kopien zu erhaschen.


 
Roy L. für nonpop.de


Verweise zum Artikel:
» T.u.T. / R.u.R.


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Zusammenfassung
Musikalisch hinkt die Platte der anspruchsvollen, üppigen Gestaltung und der authentischen, verrückten Atmosphäre um einiges hinterher. Sammler und Eingeweihte wird dies sicherlich wenig stören, und alle anderen werden ohnehin Mühe haben, eine der nur 275 Kopien zu erhaschen.

Inhalt
A:
La Curieuse Parade
Autour De Feu
Elephantiasis
L'horloge Folle
La Jument Boîte

B:
Le Partenaire
Grotesque
La Femme Serpent
Barbarie

tut002, schwarzes Vinyl, limitiert auf 275 Kopien, inkl. 6 Inserts
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