Sally Doherty Quartet :: Foolish Heart

latin / jazz

Genre: Jazz
Verlag: Tiger Records
Vertrieb: Tiger Records
Erscheinungsdatum:
28.06.2005
Medium: CD
Preis: ~10,00 €
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Kategorie: Rezension
Erstellt: 13.08.2005
Wörter: 502
Artikelbewertung:

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1949 war es, als Mark Robsons "My Foolish Heart" über die amerikanischen Kinoleinwände flimmerte. Eine typische Hollywoodromanze, kitschig und künstlich, aber der von Victor Young geschriebene Titelsong blieb bis heute einfach unvergesslich.
Von einer Stimme wiederbelebt, die uns allen vertraut sein wird, schicken diese und andere Jazzballaden den Hörer auf eine Zeitreise zurück in die späten Fünfziger. Eine Zeit, in der man noch Hüte trug, New Yorker Bars von einer pianoschwangereren Cool-Jazz Stimmung erfüllt waren, derweil aus Südamerika mit dem Bossa Nova wortwörtlich eine neue Welle musikalischen Ausdrucks herüberschwappte.
Drei Jahre nach der erfolgreichen Veröffentlichung ihrer Folkadaptionen ("Black is the colour") wagt sich Sally Doherty in genau diese Atmosphäre, ein anregendes Gemisch aus nächtlich hingeworfenen Bluesrhythmen und lateinamerikanischem Temperament. Die Lieder, die sie dafür auswählte sind allesamt legendär und inzwischen absolute Klassiker des Genres, man denke nur an weltbekannt gewordene Hits wie "Cuando vuelva a tu lado" ("What a difference a day makes") oder "Bésame mucho". Über jedes davon ließe sich sicherlich eine ganz eigene, persönliche Entstehungsgeschichte erzählen, die an einer anderen Stelle von einem kompetenteren Schreiber hoffentlich irgendwann einmal zu Wort kommen wird. Der Hintergrund ist dabei immer aus Leidenschaften, Romantik, gescheiterter Liebe gewoben und Sally Doherty versteht es sehr gut, den emotionalen Gehalt dieser Songs mit einer intuitiven Akzentuierung rüberzubringen. Ihre kristallklare Stimme, die sich warm und sanft in Englisch, Spanisch und Portugiesisch auf die Musik legt, gibt sich mal melancholisch, mal sinnlich, erotisch und hin und wider auch leichtsinnig verspielt. Es ist fast, als hätte sie nie etwas anderes als Jazz gesungen.
Drei virtuose Musiker begleiten sie dabei verständig und lassen mit Bass, Schlagzeug und Piano die Lieder in einem ursprünglichen, unverfremdeten Gewand erscheinen. Nur das spanische "Historia de un amor" fällt hier samt Akkordeon und mit nahezu ländlicher Folknote etwas aus der Reihe. Keine Frage, die Intonierungen auf diesem Album sind völlig zeitlos, und dies gleich in doppelter Hinsicht. Durch entrückte, ausschweifende Improvisationen dehnen sich die Kompositionen großflächig aus und hinterlassen den Hörer jederzeit tief in ihre Rhythmen versunken. Man müsste seine Füße schon wirklich am Boden festnageln, aber selbst das würde sie nicht davon abhalten, bei "Softly as in a morning sunrise" impulsiv mitzuschwingen, über das Sallys Stimme federleicht schwebt und ganz sacht, nur kaum wahrnehmbar die Basssaiten berührt. Eine Pianoballade wie "The night we called it a day" dagegen lässt einen die ganze Schwere auf dem Grund eines Gefühls spüren. Es sind die ständig wechselnden Regungen eines verliebten, närrischen Herzens, die für diese Songauswahl die Dynamik und Stimmung ausmachen.
Sally Doherty beweist hier, dass sie ihre Stimme durchaus sehr vielfältig einsetzen kann und diese dabei ständig an neuen Facetten gewinnt. Mit dem Latin/Jazz - Projekt ist sie bereits seit letztem Jahr auf Tour, das Debüt des Quartetts war also längst überfällig und lässt für seine Zukunft Vielversprechendes vermuten, denn "Foolish Heart" ist ein wunderschönes, virtuos eingespieltes, nostalgisches Album für warme Sommernächte und Freunde von "Orfeu Negro" und rauchiger Barmusik.

(z. Zt. nur erhältlich über Tiger Records Mailorder)