"Aucassin et Nicolette" heißt das neueste Werk des Hauptbetätigungsfeldes von Eric Roger, Gaë Bolg. Ein Werk, das die Gemüter erregt und in der Szene sicher auf ein geteiltes Echo stoßen wird. Eben genau wie in unserer Redaktion. Im folgenden zwei unterschiedliche Blicke auf das Werk.
Zugegeben, der größte Gaë Bolg-Freund war ich noch nie: Zu aufdringlich empfand ich immer den etwas aufgesetzt wirkenden Pathos und Bombast, der zuckerwattegleich in Form dicker Schichten von Trommeln und Bläsern auf den Hörer einstürzte. Umso überraschter war ich von der neuesten Veröffentlichung von Eric Roger, „Aucassin et nicolette".
Schon die, im Vergleich zu älteren Veröffentlichungen, gesetztere Gestaltung des Tonträgers, die freilich nicht auf den typisch schelmischen Humor des Franzosen verzichtet, und das Fehlen des Anhängsels „…and the Church of Fand“ weist dem Hörer den Weg. Befindet sich die CD einmal in der Anlage, wird dieser erste Eindruck bestätigt.
Nach einem eher gemächlichen Intro folgen mit Invocation I und Le Diable Parle erst einmal zwei fast kakophone Stücke, die sicherlich beim ersten Hören nicht leicht zu konsumieren sind. Die nun folgenden Lieder finden schon etwas leichter den Weg ins Gehör, aber dennoch: Dieses Album wächst mit jedem Durchlauf und fordert seinen Hörer. Wenn man aber einmal Zugang zur Welt von „Aucassin et Nicolette“ gefunden hat, findet man sich auf einem musikalischen Bazar wieder. Gelungen trifft hier mittelalterliche Barden- und Minnesangskunst auf moderne Elektronik. Der Grundton ist zumeist, für Gaë Bolg-Verhältnisse, ungewohnt düster, befreit sich aber von Zeit zu Zeit auch in fröhliche und ekstatische Regionen, die gerade in diesem Kontrast sehr akzentuiert wirken. Daß bei Eric Roger dabei sowohl musikalische wie auch vokalistische Fähigkeiten über alle Zweifel erhaben sind, muß nicht extra erwähnt werden.
Mit „Aucassin et Nicolette“ beschreitet Eric Roger und Gaë Bolg mutig neue Wege. Anhängern des „alten“ Gaë Bolg-Stils sei aber in der Tat dringend ein Reinhören vor dem Kauf empfohlen. (Richard)
Beim Prophecy - Ableger
Auerbach-Tonträger erschien im vergangenen Monat mit
"Gaë Bolg - aucassin et nicolette" eine weitere Veröffentlichung des ehemaligen
Sol Invictus -Trompeters und -Keyboarders
Eric Roger. Mit diesem neuen Werk beschreitet der Franzose eigenwillige und avantgardistische Wege, auf welche er Gaë Bolg-typisches wie die wuchtigen Trommeln nicht mitgenommen hat. Zwischen mittelalterlichen Folkloreklängen, Blockflöten und vokalistischen Eskapaden ist schwer jenes wiederzufinden, das man bisher mit dem Namen "Gaë Bolg" verknüpfte. "Aucassin et nicolette" bietet ein musikalisches Spektrum irgendwo zwischen dem Soundtrack zu "Das Omen" und Mike Oldfields Musik in den siebziger Jahren ("
Danse" klingt verdächtig nach dessen "In Dulce Jubilo"). Bei "
Le Cygne Noir" wird der Hörer zwar ein wenig an
L'Orchestre Noire - Zeiten erinnert, insgesamt geht das Album aber eher experimentelle Wege, die Eric vermutlich viel besser mit seinem Projekt
Seven Pines gegangen wäre. Am besten gefällt mir an dieser Veröffentlichung das Orgelstück "
Passacaille", welches dem Zuhörer sehr anschaulich die Klangvielfalt dieses Instrumentes aufzeigt.
Das Konzept dieser CD bildet ein aus dem 13. Jhd. stammendes Prosimetron namens "
aucassin et nicolette", welches von der abenteuerlichen Liebe zwischen dem Grafensohn Aucassin und der schönen Sklavin Nicolette berichtet. Auf dem mehrfach ausklappbaren und für Gaë Bolg ungewohnt vielfarbigen Digipak sind die Texte abgedruckt.
Der vorliegende Tonträger erscheint zwar nervig bis belanglos, jedoch keineswegs lieblos. Das fehlende Namensanhängsel "And The Church Of Fand" macht sich leider musikalisch bemerkbar, denn es fehlt etwas: Das martialisch-wuchtige früherer Werke. Es gibt auf dieser CD aber auch Vertrautes zu hören ... vor allem Eric Roger's eigenwilligen Gesang. (Michael S.)