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Tony F.

DEATH IN JUNE: Essence!


DEATH IN JUNE: Essence!
Genre: Neofolk
Verlag: NER
Erscheinungsdatum:
Dezember 2018
Medium: CD / LP
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Diejenigen, die dem Auftritt von DEATH IN JUNE auf dem Runes & Men-Festival 2016 in Leipzig beigewohnt haben, konnten vermutlich kaum den Gedanken verdrängen, dass man dort, in der einzigartigen Kulisse des Volkspalasts einem Abschied beigewohnt haben könnte. Dennoch war letztendlich nie ganz klar, ob es vielleicht keine Live-Auftritte mehr geben wird oder ob DOUGLAS P. mit DEATH IN JUNE tatsächlich am Ende des Weges angekommen war - oder ob schlicht nichts davon eintreten würde. 

Nachzuvollziehen wäre das Ende von DEATH IN JUNE gewesen, da Geschichten vielleicht irgendwann auch einmal einfach auserzählt sind. Zudem hatte DOUGLAS P. in den letzten Jahren musikalisch einen Weg der Reduktion und des Minimalismus beschritten, der Alben wie „The Rule Of Thirds“ oder auch „Peaceful Snow“ inkl. des Schwesteralbums „The Snow Bunker Tapes“ bestimmte. Diese Reduziertheit setzte sich dann auch bei der Live-Päsentation durch, sodass am Ende konsequent quasi Solo-Auftritte auf der Agenda standen – lediglich der Beginn der 2016er Konzerte wurde von MIRO SNEJDR begleitet. Was sollte danach also noch kommen? 

Persönlich konnte ich mir eigentlich nicht vorstellen, dass es zumindest kein weiteres DEATH IN JUNE-Album geben würde. Die Ankündigung von „Essence!“ vor einiger Zeit hat dann allerdings vermutlich doch hier und da für Überraschung gesorgt. Die große Frage bestand nun eigentlich darin, welchen Weg DOUGLAS P. letztendlich eingeschlagen hat. Dass ein musikalisch ähnlich gelagerter Nachfolger zu „Peaceful Snow“ folgen würde, war aus meiner Sicht wenig wahrscheinlich, da das Album bei vielen Hörern damals nicht nur auf Begeisterung gestoßen ist. Letztlich hat DOUGLAS P. sich für eine Herangehensweise entschieden, auf die zumindest ich seit vielen Jahren gewartet habe und die der Albumtitel, der für DEATH IN JUNE-Verhältnisse tatsächlich erstaunlich nüchtern ausfällt, treffend zusammenfasst: „Essence!“. 

Das Album wirkt tatsächlich wie eine Rückbesinnung auf den Kern von DEATH IN JUNE, sodass man für Vergleichszwecke bis in die Mitte der 90er Jahre zurückgehen muss. Gleichzeitig kommt es fast einem Befreiungsschlag gleich. Schon alleine der Einstieg mit der kurzen Soundcollage „Welcome To Country“ vermag es, den Hörer direkt zu packen und die Spannung zu erhöhen. Danach bildet wie üblich die Akustikgitarre die Basis der Songs. Allerdings baut DOUGLAS P. darum endlich wieder eine reichhaltige Soundlandschaft aus Bass, Percussion, Chören, E-Gitarren-Einwürfen und Samples auf, inklusive hier und da eingeworfenem Flüstern sowie klanggewordenen Widerhaken und rhythmischen Verschiebungen. All dies hatte man in den letzten Jahren oft schmerzhaft vermisst. Die Songs sind zudem wieder variabler und dynamischer aufgebaut, wobei das eine oder andere Stück allerdings auch einen Tick kürzer hätte ausfallen können, um das Ergebnis zu optimieren. 

In erster Linie begeistern natürlich die eingängigen Stücke wie „God A Pale Curse“, das etwas kräftigere und groovige „The Trigger“, „Going Dark“, „To Shoot A Valkyrie“ oder „The Pole Star Of Eden“, die teils ohne Umwege in die klangliche Vergangenheit von DEATH IN JUNE weisen. Aber auch das soundtechnisch etwas freakig-überzogene „The Humble Brag“ – passend zum Titel des Stücks, der die heutzutage sogenannte „bescheidene Prahlerei“ als (Netz-)Phänomen aufnimmt - weiß mit seiner etwas bissigen Note zu gefallen. 

Inhaltlich tauchen verschiedene Muster im Schaffen von DOUGLAS P. wieder auf. Die Figur des Verräters –„traitors everywhere“ - taucht in „Snipers Of The Maidan“ erneut auf, wobei der vordergründige Bezug auf die konkreten Proteste in der Ukraine nicht zwingend davon ablenken sollte, dass DOUGLAS P. immer wieder gerne Verrat, Verlogenheit oder Widersprüchlichkeiten thematisiert. So gibt es seit den Unruhen auf dem Maidan und zu den dort stattgefundenen Scharfschützenangriffen sehr unterschiedliche Meinungen, Sichtweisen und Beschuldigungen bis hin zu der Annahme von – für die eigenen Leute tödlichen - „False Flag“-Aktionen. In „Going Dark“ zieht sich das lyrische Ich hingegen wieder einmal in die versteckte Beobachterrolle mit makaberer Note zurück – „like a fly on the wall, at my own funeral, I am free“. 

„The Dance Of Life – To Shoot A Valkyrie“, quasi ein Doppelstück, dessen erster Teil aus einer wiederkehrenden Phrase besteht, bevor der Übergang zu „To Shoot A Valkyrie“ folgt, sollte aufgrund der Textpassage „to shoot a valkyrie, to shoot a swan“ auch nicht zu schnell alleine in Richtung germanische Mythologie oder deutsche Geschichte gedacht werden, wenn man bedenkt, dass Valkyrie auch ein Gewehrtyp ist, der zur Jagd eingesetzt wird. Zumal im Text der „Deep State“ – also der politisch-militärische Komplex dem Schlafzustand („sleep state“) gegenüber gestellt wird  und auch das Sample am Ende des Stücks auf dunkle Umtriebe hindeutet. Wie auch immer – mit „My Florida Dawn“, einer atmosphärischen Spoken-Word-Soundcollage, deren Titel eventuell etwas mit Gedanken an den eigenen Un-Ruhestand zu tun haben könnte, setzt DOUGLAS P. den Schlusspunkt von „Essence!“. 

Zugegeben, auf ein Album wie dieses hatte man als langjähriger Hörer von DEATH IN JUNE wohl kaum noch zu hoffen gewagt. Teilweise über die Jahre selbst dekonstruiert und im künstlerischen Ausdruck auf den Alben seit den Nullerjahren reduziert, hat DOUGLAS P. sich mit „Essence!“ auf jeden Fall eindrucksvoll zurückgemeldet. Aus meiner Sicht muss man in der Diskographie von DEATH IN JUNE jedenfalls um Einiges zurückgehen, um ein ebenbürtiges Album zu finden. 

 
Tony F. für nonpop.de


Verweise zum Artikel:
» DEATH IN JUNE @ Facebook

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Zusammenfassung
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Inhalt
Welcome To Country
God A Pale Curse
The Trigger
Snipers Of The Maidan
The Humble Brag
Going Dark
The Dance Of Life - To Shoot A Valkyrie
No Belief
The Pole Star Of Eden
What Will Become Of Us?
My Florida Dawn
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