|
Endsal
KINDSTOD: Rasputin
Grimmer Harsh Noise aus des Karnevals finsterer Zentrale
Kategorie: Rezension
Erstellt: 01.11.2018
Wörter: 653
Artikelbewertung:
Noch keine abgegeben
Nachdem sich NONPOP ja insbesondere dem Nachwuchs bzw. Künstlern mit einer weniger umfangreichen Fanbase verpflichtet sieht, zumal, wenn sie obendrein auch noch in einem musikalischen Nischengenre lokalisiert sind, das für sich genommen schon eine eher übersichtliche Anzahl an Interessenten umfasst, sei heute das Augenmerk auf eine jüngere Veröffentlichung des Düsseldorfer Projektes KINDSTOD gerichtet, das 2013 von einem überaus umtriebigen, ein gefühltes Dutzend weiterer Noise- und Black-Metal-Projekte betreibenden, Zeitgenossen namens PAHA HENKI gegründet wurde. Wie in einem Interview von 2016 zu lesen, charakterisiert der ausführende Musikant seine akustischen Emissionen selbst als "DANGERous ANTI muSICK" – und wie es dieser Neokategorismus bereits einigermaßen unmissverständlich nahelegt, bewegen wir uns mit KINDSTOD auf den weitläufigen Tummelwiesen des Noise-, genauer gesagt des Harsh-Noise-, um nicht zu sagen: des Harsh-Noise-Wall-Genres. Und insofern dieses, im engeren begrifflichen Sinne auf RORO PERROT und dessen HNW-Urkeimzelle VOMIR zurückgehende, Subgenre als zentrale Intention bekanntlich die akustische Umsetzung des nihilistischstmöglichen Maximalnihilismus verfolgt, drängt es sich als Betätigungsfeld einem Künstler freilich geradezu auf, der als zentrale, sein Schaffen bestimmende Themen "Chaos, Death, Murder, Madness, Anti-Religion, Humour" aufzählt.
KINDSTOD: "Rasputin"
Und auch, wenn die stilistische Varianz der derzeit bei discogs gelisteten KINDSTOD-Veröffentlichungen etwas breiter gefächert ist und von HNW über Noise und Power Electronics bis hin zu Experimental reicht, so ist das vorliegenden Opus ohne Wenn und Aber dem HNW-Genre zuzuordnen, auch wenn es nicht jene ganz rigorose Statik aufweist, die den Output der ultraorthodoxen HNW-Fraktion gemeinhin auszeichnet. Nein – und das ist rundum positiv gemeint –, "Rasputin" kommt – immer im Rahmen der gegebenen Verhältnisse freilich – durchaus abwechslungsreich daher und baut zwischenzeitlich sogar so was ähnliches wie einen, naja, nennen wir's mal: ... Groove auf, der genuin von einem, freilich völlig zerhackstückten und restlos entstellten, Gitarrenriff herrühren könnte – sicher kann man sich da freilich nicht sein, doch wen zur Hölle juckt's? Als ob Fragen der Entstehungs- und/oder Fabrikationsgeschichte von Bedeutung wären, wenn's um die Bewertung nihilistisch sich gerierender Klangattacken geht. Der Umstand, dass die Bewertung eines nihilistischen Artefaktes in ihrer Widersprüchlichkeit dem begriffsimmanenten Widerspruch des "nihilistischen Artefaktes" an sich kaum nachsteht, wie dies immer wieder herzerfrischend vom einschlägigen tumblr-Blog "Harsh Noise Wally" thematisiert wurde – dieser nebensächliche Umstand sei hier aus voller Überzeugung ausgeblendet.
KINDSTOD
"Rasputin" geht jedenfalls mit Schmackes nach vorne los, ohne sich dabei auf fundamentalistisches Weißes Rauschen reduzieren zu lassen, vielmehr bratzt, brummt, rumpelt und dröhnt es eine gute halbe Stunde so variationsreich vor sich hin, dass es für den Freund und Kenner dergleichen exotischer Klangspezialitäten ziemlich verlässlich ein Anlass zur Freude sein dürfte. Wer also VOMIR, THE RITA oder WEREWOLF JERUSALEM zu schätzen weiß und ganz generell dem Noise-Genre zugetan ist, der sollte KINDSTOD im allgemeinen und "Rasputin" im besonderen unbedingt mal ein Ohr leihen: die massive Monotonie, die bei einem Gros des Outputs der genannten Projekte konstitutiv für dessen sinnenverwirrenden Effekt ist, wird hier zwar immer mal wieder aufgebrochen, dies tut der Kohärenz und Konsistenz des monolithischen Gesamteindrucks sowie dem damit einhergehenden ... äh ... Hörvergnügen jedoch keinerlei Abbruch.
KINDSTOD Live
"Rasputin" wurde bereits im Frühjahr 2018 veröffentlicht, die materiale Version erschien in einer Auflage von zehn (jawoll!) Stück als auf A- und B-Seite identisch bespieltes C-60-Tape, die digitale Version ist bei Bandcamp nach wie vor verlässlich als Download erhältlich. Brandneues Material von KINDSTOD gibt's übrigens in Bälde im Rahmen einer umfangreichen Compilation mit dem nicht unbedingt subtilen Titel "Total Slitting Of Wrists", die auf dem nicht minder unsubtil benannten Label FOLTERKELLER RECORDS des rührigen Herrn HENKI erscheinen wird. – Man darf also mit gutem Grund gespannt sein und KINDSTOD im Auge behalten.
Bitte bewerte den Artikel fair und nach sachlichen Gesichtspunkten. Deine Stimme gibt dem Redakteur eine wichtige Rückinformation über seine Arbeit.
Verweise zum Artikel:
» KINDSTOD @ bandcamp
» KINDSTOD @ facebook
» KINDSTOD @ discogs
Anzeige:
Namentlich gekennzeichnete Beiträge spiegeln ausschließlich die Meinung des jeweiligen Verfassers bzw. Interviewpartners wieder. Nachdruck (auch auszugsweise) nur mit schriftlicher Genehmigung durch den Betreiber dieser Seite.
*Du bekommst max. eine Nachricht pro Woche mit allen neuen Artikeln.
Du kannst die Wochenschau jederzeit abbestellen.
Das Spartenmagazin für authentische Musik...
Seit dem ersten Januar 2007 ist das Musik- und Kulturmagazin NONPOP offiziell auf Sendung.
NONPOP richtet seinen Fokus auf jene Themen, die im Niemandsland zwischen Mainstream und Subkultur nur mäßig oder nie in ihrer gesamten Vielgesichtigkeit ausgeleuchtet werden.
Talentierte Redakteure gesucht...
Du wolltest schon immer professionell über die Themen schreiben, die Dich ganz besonders interessieren und Deiner Meinung nach zu wenig beachtet werden? Trotz Deiner Fachkenntnis bist Du wissbegierig und neuen Themen gegenüber aufgeschlossen? Dann wollen wir gern mehr von Dir erfahren!
Erfahrungen sammeln...
Als Redakteur profitierst Du bei uns von der Arbeit mit einer professionellen Autorensoftware, der Hilfe einer Lektorin und dem Fachwissen aller Redakteure. Für den praktischen Einstieg werden Dir zudem wichtige Informationsmaterialien zur Verfügung gestellt. Innerhalb der Redaktion steht man sich jederzeit mit Rat und Tat zur Seite.
Eine Idee verwirklichen…
NONPOP ist ein unkommerzielles Magazin. Es ist uns daher nicht möglich, Autorengehälter zu zahlen. Als Mitarbeiter erhältst Du jedoch kostenfreie Rezensions-Exemplare, Akkreditierung zu bestimmten Veranstaltungen und natürlich wertvolle journalistische Erfahrungen. Wirke mit an einer gemeinsamen Idee!
Schreib uns...
Für einen ersten Eindruck reicht eine formlose und kurze Vorstellung mit einem kleinen Überblick zu Deinen musikalischen & kulturellen Schwerpunkten und ein aussagekräftiger Probetext. (Das Thema kann frei gewählt werden.) Wenn Du bereits eine genaue Vorstellung davon hast, an welcher Stelle Du Dich bei uns besonders einbringen kannst, schreib das bitte gleich dazu.
Sollte eine regelmäßige Mitarbeit für Dich nicht in Frage kommen, kannst Du auch als freier Redakteur beim Magazin mitarbeiten.
(Werde Online-Redakteur bei NONPOP!)
Bitte kontaktiere uns über unser Kontaktformular.
Um die Funktion vor Mißbrauch zu schützen, ist es nur registrierten Mitgliedern möglich, diesen Artikel zu bewerten. Bitte logge Dich ein.
Um die Funktion vor Mißbrauch zu schützen, ist es nur registrierten Mitgliedern möglich, diesen Artikel zu kommentieren. Bitte logge Dich zuerst ein.
|
Zusammenfassung
Solides und im Rahmen dessen, was das Genre zulässt, nachgerade variationsreiches HNW-Opus eines noch relativ jungen, vielversprechenden Noise-Projektes aus dem Rheinland: Bratzt zünftig und geht nach vorne los - und da sage noch mal einer, der Rheinländer könne nur Karneval!
Inhalt
A1: Untitled (30:00)
B1: Untitled (30:00)
MC & Download, Cassette limitiert auf 10 Exemplare.
NONPOP RADIO
Nonpop Radio starten:
Hier
Ebay- Angebote zum Thema:
Kindstod
|