Michael We.
TWELVE THOUSAND DAYS: Insect SilenceZwischen Folklore und Soundtrack
Genre: Neofolk
Verlag: Final Muzik Erscheinungsdatum: Sommer 2018 Medium: CD Preis: ~14,00 € Kaufen bei: Discogs Zwei große Bandnamen, die sich hier treffen: EYELESS IN GAZA und ORCHIS. MARTYN BATES, Teil des erstgenannten Duos, und ALAN TRENCH, Mitglied des zweitgenannten Dark-Folk-Kollektivs, gründeten vor inzwischen 18 Jahren TWELVE THOUSAND DAYS. Verästelte Folkmusik im weiteren Sinne, irgendwo zwischen Folklore und bedrohlicheren Soundlandschaften. Ich hatte dieses Projekt wegen langer Sendepause eigentlich schon zu den Akten gelegt, aber zwölf Jahre nach dem bis dato letzten Album "From The Walled Garden" ist nun auf FINAL MUZIK recht überraschend ein neues Album erschienen. "Insect Silence" führt die angesprochene Mischung weiter, ist in meiner Wahrnehmung aber noch tiefer, geheimnisvoller als frühere Werke. Kräftige Akustikgitarren, Schellen und der typisch brüchige, wehmütige Gesang eröffnen in "Death Went Fishing" (01) die Liedersammlung. Abgesehen von der quietschenden E-Gitarre in der Mitte muss ich an eine aufgedrehte Version von IN GOWAN RING denken, eine ähnliche, verschrobene Herbstwald-Stimmung breitet sich aus. Der Gesang in "Mad As The Mist" (02) ist etwas klarer, sicherer, schwebt mit einer einzelnen Gitarre durch Sounds im Untergrund, die den titelgebenden Nebel wabern lassen. Die immer wieder auftauchende, trümmernde und pfeifende E-Gitarre sorgt zwischendurch für bessere Sicht. Dieser inbrünstige Gesang, überwiegend zu Akustikgitarren und unterstützt von lautmalerischen Klängen, wechselt sich im Laufe ab mit wehmütigen, überwiegend zarten Instrumentals, wie etwa "Old Ladies As Birds" (05) mit seinen traurigen Flöten. Erstaunlich, wie trotz aller Gegensätze eine so ganzheitliche Stimmung entsteht. Während man in "Errant Desires" (06) die Bäume atmen und dröhnen hört, bezaubert "Pathless" - 16 Minuten lang! - durch rezitierende Frauenvocals und viele szenische, auch bedrohliche Zwischenspiele. Auf schräge Orgel mit irrem Geflüster ("Descent", 10) folgt ein folkloristisches Instrumental ("Fieldwork", 11), bevor das elfenhafte "Arrow" (12) und ein weiteres Instrumental den Schluss bilden. Einige Texte von WILLIAM BUTLER YEATS wurden hier vertont, und dessen Faible für (irische) Folklore, für das Okkulte und die Magie, scheinen auf der Musik von "Insect Silence" deutlich durch. CURRENT 93 oder HEXVESSEL wandern auch in den Vergleichstopf, wer solchen Psychedelic Folk oder Neofolk mag, wird sich auf diesem Album sofort sehr zuhause fühlen. Und bei zunehmendem Hören schimmern immer mehr Feinheiten durch. Für mich als Sommerhasser ein wirklich perfektes Album, um den kommenden Herbst mit fallenden Blättern und nebligen Wäldern einzuläuten.
Michael We. für nonpop.de
Verweise zum Artikel: » Labelseite
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Zusammenfassung
Nach zwölf Jahren ein Lebenszeichen des Duos. Eine stimmungsvolle Wanderung zwischen Folklore, Psychedelic Folk und Soundtrack. Perfekt, um den kommenden Herbst mit fallenden Blättern und nebligen Wäldern auch musikalisch einzuläuten.
Inhalt
01. Death Went Fishing
02. Mad As The Mist 03. Night Harmonium 04. Invoke Hecate 05. Old Ladies As Birds 06. Errant Desires 07. Pathless 08. She Raises Her Eyes 09. A Coat 10. Descent 11. Fieldwork 12. Arrow 13. Red And Golden Fire ~ 68 min. |