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Michael We.

FEU ROBERTSON: Tremblez Tyrans

Neofolk, irgendwie...


FEU ROBERTSON: Tremblez Tyrans
Genre: Neofolk
Verlag: Particul System
Erscheinungsdatum:
2018
Medium: CD / LP
Preis: ~10,00 €
Kaufen bei: Labelshop


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Die Tatsache, dass ich so gut wie nichts über diese Band weiß, bleibt bestehen - siehe nonpop/index.php?type=special&area=1&p=articles&id=3069&high=feu%20robertson">unsere Besprechung des Vorgängeralbums. Gleich bleibt aber ebenfalls, dass auch kein Hintergrundwissen notwendig ist, um diese fantastischen Songs zu genießen. Und so konzentriert sich auch die kurze Labelinfo zum neuen Album "Tremblez Tyrans" überwiegend auf die Musik und vermerkt lediglich, dass es sich bei FEU ROBERTSON um vier britische und französische Musiker - allesamt nur unter Pseudonymen vermerkt - mit Hauptsitz in Reims handelt. Seis drum. Die knapp 40 Minuten, unterteilt in acht Tracks, lesen sich im Gegensatz dazu wie ein dickes Buch, so viele Verweise sind darin versteckt.
Musikalisch lassen sich FEU ROBERTSON sicher nicht ausschließlich in die Rubrik Neofolk packen, hier spielen auch zu viele andere Genres eine Rolle, von Country über Psychedelic Rock bis hin zu Singer / Songwriter-Elementen. Inhaltlich aber, mit postmodernen Sichtweisen und einer Fülle von musikalischen und literarischen Zitaten passt dieses Album ganz gut dorthin.

"Texas Tarantula" (01) eröffnet mit warmen akustischen Klänge, mit Gitarren, Bass und einer extrem wehmütigen, intensiven Stimme. Der Refrain dagegen wird elektronisch verfremdet, wirkt schneidend mit seiner scharfen E-Gitarre. Ein träumerischer Wandel zwischen Post Rock und Folk, gegen Ende mit ein paar dronigen Schrei-Sounds und Motorengeräuschen (angeblich aus dem Film "Zabriskie Point"). Spontan hat mich vor allem die Stimme an den Britpop von SUEDE erinnert. "Meteor Striking" (02) macht auf Country-Ballade mit entsprechend knödeliger Intonation, zu der psychedelisch plingenden Gitarre und einem Banjo sorgen weitere Instrumente wie Klarinette oder Klavier für zunehmende Schräge, ein besoffener Ragtime. "Burial And Burning" (03) wabert dronig und packt die Falsett-Stimme in Zuckerwatte. Das rein instrumentale "Flirt I" (04) mit psychedelischem Folk und Vogelgezwitscher könnte auch von B'EE (IN GOWAN RING) stammen. Ein herausragender unter vielen guten Songs ist "Day Of Glory" (05), mit Hörnern und Fanfaren auch klanglich an klassischen Neofolk-Bands orientiert, passend dazu der klagende, beschwörende Gesang. Überraschend der Bruch hin zum skurril geschmetterten Kinderlied, die Fanfaren plötzlich eher im Humtata-Stil, am Ende läuft die Marseillaise auf einer Spieluhr. DR. GRIMES aus "Night Of The Living Dead" erklärt uns in "Blues For Miss Fitz" (06) zu Trommeln und Gitarrendrones die Welt. Am Ende stehen mit "Hot Turkey" (07) - entspannter Bluesrock mit Chorgesang - und "Flirt II" (08) - verwehter Spacefolk mit Gitarren - zwei deutlich ruhigere Lieder.

Den Begriff 'musikalische Hippies' habe ich irgendwo im Zusammenhang mit FEU ROBERTSON aufgeschnappt. Man kann ihn im besten Sinne anwenden. Freigeister, die sich - so ist das Album wohl entstanden - täglich für einen Song treffen und ihre Beobachtungen, teils auch improvisiert, in Musik packen. Die Stücke anschließend noch verfeinern und anreichern. Vergleiche sind schwierig, weil die Songs sehr unterschiedlich klingen; ebenso zahlreich sind auch Verweise der Band auf Originalstücke, die hier angeblich durchscheinen. Neben der erwähnten französischen Nationalhymne werden unter anderem FRANK ZAPPA oder JOHN LENNON genannt. Psychedelischer Folk als Basis mit einem ganzen Zauberkessel an Zutaten, leicht verrückt, aber niemals albern. Je 300 CDs und LPs sind gepresst worden, und ich empfehle ganz dringen, sich ein Exemplar davon anzuschaffen.

 
Michael We. für nonpop.de


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Zusammenfassung
Musikalisch lassen sich FEU ROBERTSON sicher nicht ausschließlich in die Rubrik Neofolk packen. Inhaltlich aber passt dieses Album ganz gut dorthin. Psychedelischer Folk als Basis mit einem ganzen Zauberkessel an Zutaten, leicht verrückt, aber niemals albern. Großartig!

Inhalt
1. Texas Tarantula (06:33)
2. Meteor Striking (05:30)
3. Burial And Burning (03:21)
4. Flirt I (Thoughtful) (04:07)
5. Day Of Glory (04:32)
6. Blues For Miss Fitz (04:04)
7. Hot Turkey (05:48)
8. Flirt II (Stargaze) (05:45)

~ 40 min.
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