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MAURICIO KAGEL: Mimetics

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MAURICIO KAGEL: Mimetics
Genre: Neue Musik
Verlag: Wergo
Medium: CD
Preis: ~18,00 €
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Wenn man sich zunächst den Titel dieses Albums anschaut, stellt man sich einige Fragen. Handelt es sich um Nachahmung, und wenn ja wovon? Oder handelt es sich um Mimetika, also um chemische Wirkstoffe, die - wirken sie direkt - als Agonisten oder - wirken sie indirekt - als Antagonisten bezeichnet werden. Diese werden dann - betrachtet man sie aus der literaturwissenschaftlichen Perspektive - Gegenspieler genannt. Was wiederum bedeutet, dass wir hier bereits einige Denkaufgaben mit auf den Weg bekommen. Dazu kommt, dass der Komponist MAURICIO KAGEL (24.12.1931-18.09.2008) auch nicht so leicht einzuordnen ist. Er war nämlich auch noch Dirigent, Librettist und Regisseur. Er schrieb Instrumentalmusik, Werke für Musiktheater, Film und gilt als einer der wichtigen Vertreter der Neuen Musik des auslaufenden 20. Jahrhunderts. Diese Informationen inklusive Verwirrspiel werden dann vom Album "Mimetics" leider nicht aufgelöst. Es verstärkt alles noch.

Zunächst schrieb KAGEL 1961 ein Solostück, das er "Metapiece" nannte. Dieses kann in unterschiedlichen, auch simultan erklingenden Kontexten gespielt werden. Geschieht das, wird das Solostück zu "Mimetics" - einem recht freien, zeitlich eher ungebundenen Stück beziehungsweise gleich Album. Dem Interpreten sind hier dann auch gleich mehrere verschiedene Realisationsformen erlaubt. Andere Komponisten können zum Beispiel hinzugezogen werden. Die wiederum können entweder gleichzeitig oder abwechselnd in das Spiel des Originalstückes eingebunden werden.

SABINE LIEBNER, bekannt durch ihre Interpretationen von JOHN CAGE und MORTON FELDMAN, hat sich dieser Spielanweisung, die ja im Eigentlichen gar keine ist, angenommen und spielt dann mit dieser offenen Form. Sie hat sich allerdings niemand anderen erwählt als KAGEL selbst. Das heißt, sie spielt ausschließlich KAGEL. Sie setzt andere Stücke von KAGEL hinzu. Entweder wird das Original-Solostück damit ummantelt, oder LIEBNER überlagert es. Und zum Schluss spielt sie "Metapiece" selbst, und zwar als zwanzigminütige Soloversion.
Unglaublich gutes Timing ist für so ein Spiel nötig. Auch die Arbeit an den Pedalen scheint mir so geschult wie erfahren zu sein. Der Dynamik-Bereich liegt hier zudem fern jeder populärmusikalischen Produktion. Im Verhältnis dazu ist er gar riesig - von sehr leise bis urplötzlich laut. Grad das erste Stück verleitet dazu, den Regler weit aufzudrehen. Wenn dann aber der erste laute Ton gespielt wird, springt man regelrecht auf.

Stück 1 beginnt also sehr leise. Einige Töne erklingen und verschwinden gleich wieder. Danach wird immer wieder angeschlagen, doch erst nach etwa einer Minute wird forte gespielt. Man schreckt da wie erwähnt hoch, weil heutzutage fast niemand mehr einen solch umspannenden Dynamikbereich kennt. In den folgenden Stücken ist das sehr ähnlich. Hinzu kommen längere (Halte-) Pausen. Aus diesem Grund wirken die Stücke 1-9 fast so, als wären sie eins. Allerdings sind sie gemischt. In Titel 10 werden dann die Klavieretüde "An Tasten" und "Mimetics" ("Metapiece") gleichzeitig gespielt. In Stück 12 wird ein Metronom zum Instrument. Hier handelt es sich um das Filmmusik-Stück "MM51" für Klavier. Und das letzte Stück fasst das Vorangegangene zeitlich zusammen. Hierbei handelt es sich ja auch um eine Version des verstrickten Originals.

Dieses Album verlangt also Kombinationsvermögen und Zeit ab. Es wirkt voller als das, was so gespielt wird. Denn die Stille spielt hier mit. Die Schwankungen zwischen leise und laut sind selbst Instrument. Lässt man sich auf eine solche Dynamik ein, kann das Durchhören mehr als überaus eindrucksvoll sein.

 
awk für nonpop.de


Verweise zum Artikel:
» MAURICIO KAGEL-Seite
» SABINE LIEBNER-Biografie auf allmusic
» Label-Seite

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» KAGEL: Rrr 8 Orgel-Stücke 10 Märsche


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Zusammenfassung
Dieses Album verlangt Kombinationsvermögen und Zeit. Es wirkt voller als das, was so gespielt wird. Denn die Stille spielt hier mit. Die Schwankungen zwischen leise und laut sind selbst Instrument. Lässt man sich auf eine solche Dynamik ein, kann das Durchhören mehr als überaus eindrucksvoll sein.

Inhalt
* metapiece Teile 1-6 14:00
* cuatro piezas para piano 6:46
* an tasten (Klavieretüde) gleichzeitig mit mimetics (metapiece) 18:24
* mm51 ein stück filmmusik für klavier 8:43
* metapiece (mimetics) 23:54
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