Michael We.
RAISON D'ÊTRE & TROUM: XibipiioZweiter, neoklassischer Teil der Zusammenarbeit
Genre: Drone
Verlag: Transgredient Erscheinungsdatum: September 2017 Medium: CD Preis: ~13,00 € Kaufen bei: Drone Records Vor vier Jahren begannen zwei meiner Lieblingsprojekte mit der Zusammenarbeit: TROUM und RAISON D'ÊTRE; das deutsche Drone-Duo um Labelbetreiber STEFAN KNAPPE und das Hauptprojekt des Schweden PETER ANDERSSON. 2015 erschien eine erschien mit "De Aeris In Sublunaria Influxu" (Besprechung) eine erste gemeinsame CD, die bereits sehr harmonisch klang, was die Zusammenarbeit angeht. Der nun nachfolgende, zweite Teil "Xibipiio" übertrifft dies noch einmal, klingt wie aus einem Guss und darüber hinaus - insbesondere ungewöhnlich für TROUM - an einigen Stellen prachtvoll neoklassisch.
Der gemeinsame Arbeitsprozess scheint für "Xibipiio" ein anderer gewesen zu sein. Denn während beim ersten Mal beide gemeinsam Musik beigesteuert haben, basiert die zweite CD auf Originalaufnahmen von RAISON D'ÊTRE, die im Zuge der Zusammenarbeit entstanden. Diese wurden von TROUM nun bearbeitet und erweitert, zum Beispiel mit Gitarren-, Flöten-, Akkordeon- oder Cello-Klängen und Stimmen. Eine Aufzählung, die den genannten ungewöhnlichen Ersteindruck erklärt. Verantwortlich für die stellenweise urige, treibende Atmosphäre ist neben der Instrumentierung die Tatsache, dass beide Beteiligten sich wohl gerade mit dem Indiandervolk der Piraha beschäftigen, das abseits der Zivilisation im brasilianischen Urwald lebt. "In Den Wellen, Ein Sehnen" (01) eröffnet mit schabenden, geigenähnlichen Drones; der Sound von Anfang an extrem organisch, nach holzigen Materialien klingend. Die Töne variieren wie ein Bogen auf Saiten. Warmer, atmender Ambient auch mit stimmähnlichen Sounds, die mich immer wieder an gregorianische Gesänge erinnern. "The Machine Starts To Sing" (02) bleibt zum Anfassen räumlich, mit langgezogenen, gleißenden Drones und scheppernder Percussion, die Anmutung eher abwartend und in der Luft stehend. Das hörnerartige, mächtige Dröhnen von "Eigi Einhamr" (03) lässt mich eher an Fjorde als an Urwald denken, eine sphärische Melodie und zitherähnliche Klänge schieben sich im Verlauf, mit Scharren und Knirschen, durch große Eisbrocken. Über die noisigen Choräle von "ĀRDAGA" (04) geht es zum zentralen, zehnminütigen Mittelstück "Hang'-E-Lah" (05), in dem sich mehrere zentrale Klänge mischen, etwa die großen, flächigen und choralen Drones mit gezupften, Saiten. Spektakulär wirken in der zweiten Hälfte des Albums die treibenden Drum-Parts, die im ebenfalls fast zehnminütigen "Expulsion Of The False Self" (08) Drones zerteilen und vor sich hertreiben, später begleitet von orchestralen, orgeligen Tönen. Das rhythmischste Stück unter Beteiligung von TROUM, das ich kenne, bevor mit "EPŌDÓS" (09) ein ruhiger, nachhallender und sehr droniger Abschluss steht. Ein extrem spannendes Album, bei dem zum Beispiel Fanfaren, Streicher oder Hörner für den überraschend stark ausgeprägten neoklassischen Charakter sorgt. Auf der anderen Seite wirken bedrohlichere Klänge wenn vielleicht auch nicht eisig, so doch zumindest kühl. Was "Xibipiio" durchweg verbindet, ist die außerordentlich organische Intensität jeder Note, jedes Klangs der 62 Minuten. Tolle, phasenweise spektakuläre zweite CD.
Michael We. für nonpop.de
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Zusammenfassung
Ein extrem spannendes Album, bei dem zum Beispiel Fanfaren, Streicher oder Hörner für den überraschend neoklassischen Charakter sorgt. Auf der anderen Seite wirken bedrohlichere Klänge wenn vielleicht auch nicht eisig, so doch zumindest kühl. Tolle, phasenweise spektakuläre zweite CD.
Inhalt
1. In Den Wellen, Ein Sehnen (05:05)
2. The Machine Starts To Sing (04:48) 3. Eigi Einhamr (06:45) 4. ĀRDAGA (05:55) 5. Hang'-E-Lah (10:57) 6. Dreiklang Aus Äther (06:04) 7. Iyä-Kyl (05:44) 8. Expulsion Of The False Self (09:39) 9. EPŌDÓS (07:02) ~ 62 min. |