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johannes s.

Lieber sterben...

...als meine Ideale verleugnen! KARL WILHELM DIEFENBACH


Lieber sterben...
Genre: Literatur
Verlag: Edition Minerva
Erscheinungsdatum:
2.Auflage 2011
Medium: Buch
Preis: ~70,00 €
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KARL WILHELM DIEFENBACH – „Lieber sterben, als meine Ideale verleugnen!"

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts ist der Fortschritt in Gestalt der Industrialisierung überall im Deutschen Reich spürbar. Das erste Automobil rumpelt über die Straßen aufblühender Großstädte, neue technologische Errungenschaften wie die Elektrizität legen den Grundstein für die moderne Massengesellschaft. Während die Geschicke des Staates von Aristokratie und Großbürgertum gelenkt werden, ist die Realität des kleinen Mannes in den Ballungszentren zumeist eine andere. Dieser erlebt in stickigen, überfüllten Mietskasernen oft Armut, Arbeitsfron und emotionale Entfremdung von der Natur. Im Schatten der rauchenden Schornsteine urbaner Schmelztiegel sehnt man sich nach Sonne, nach Freiheit und Natürlichkeit wider die wilhelminische Prüderie jener Tage. Der Wunsch nach einem einfacheren Leben in Frieden und Ursprünglichkeit gipfelt schließlich in der romantischen Idee einer umfassenden Lebensreform. Diese wird  in der schillernden Gestalt des Visionärs und Kunstmalers KARL WILHELM DIEFENBACH ihren eifrigsten Reformator finden.

"Per aspera ad astra"

Das Buch „Lieber sterben, als meine Ideale verleugnen!“ erschien bereits 2011 im Verlag EDITION MINERVA  anlässlich der Sonderausstellung „Der Prophet - Die Welt des Karl Wilhelm Diefenbach“. Die Wiederentdeckung dieses großen deutschen Utopisten war sowohl  der Villa Stuck in München als auch dem Wien Museum eine umfangreiche Werkschau an den ursprünglichen Wirkungsstätten DIEFENBACHs wert. So ist es nicht verwunderlich, dass sich die Direktoren beider Museen das Vorwort teilen durften.

Wer jetzt einen drögen Ausstellungsführer erwartet, wird bei einem Blick in die Inhaltsangabe positiv überrascht werden. Auf den folgenden knapp 240 Seiten erwartet den Leser eine Reise in die in Wort und Bild überzeugend dargestellte Lebenswelt DIEFENBACHs und dessen Jünger. Den Löwenanteil an dieser Arbeit leistet CLAUDIA WAGNER, die mit Fug und Recht als DIEFENBACH-Expertin bezeichnet werden kann. So promovierte Frau WAGNER mit einer Arbeit über den Künstler an der FU Berlin. Diese entstand übrigens in enger Zusammenarbeit mit dem Enkel DIEFENBACHs. CLAUDIA WAGNER lässt ihr großes Fachwissen über DIEFENBACH und dessen Epoche in sieben Aufsätze einfließen, die den als „Kohlrabi-Apostel“ verhöhnten Lebensreformer als Ehemann, Vater, Künstler, Romantiker und renitenten Propheten in all seinen Facetten skizzieren. In den Mittelpunkt stellt sie dabei exemplarisch dessen 68 Meter langes Monumentalwerk „Per aspera ad astra“ als zentralen Dreh- und Angelpunkt in DIEFENBACHs Vita. 

Aus der Inhaltsangabe

- Der Mensch Diefenbach – Ein Leben im Sinne der Reform
- Der Künstler Diefenbach – „Meister“ und Mission
- Per aspera ad astra – Frühwerke und gemalte Mission
- Die Lebensreform im Bild
- Wie hielt erˋs mit der Religion? Diefenbach und die Gretchenfrage
- Capri und die Inspiration der Insel
- Visionär der Zukunft

Die einzelnen Abschnitte sind kurzweilig zu lesen und formen ein umfangreiches, respektvolles Bild des „ersten deutschen Hippies“ im Kaiserreich. DIEFENBACH wird weder idealisiert noch als reine Kuriosität dargestellt. CLAUDIA WAGNER nähert sich dem Künstler stets im Kontext seiner Zeit und der damaligen politischen Umstände. Dennoch fehlt es natürlich nicht an humorigen Anekdoten über den Kulturrebellen und seine Kommune, die zum Schmunzeln einladen. So brachte ihm zum Beispiel die praktische Umsetzung von Licht- und Luftbädern den ersten Nudistenprozess der deutschen Geschichte ein. Konsequent folgt CLAUDIA WAGNER allen Stationen auf der Lebensreise des Meisters über München, Wien und Kairo, bis DIEFENBACHs Wirken schließlich auf der Aussteigerinsel Capri mit dessen Tod sein Ende findet.

Die Wegbegleiter

Nicht minder interessant zu lesen sind die nachfolgenden, etwas kürzeren Kapitel über die Schüler und Wegbegleiter DIEFENBACHs. Den Anfang macht die Autorin MARINA SCHUSTER mit ihrem Kapitel über HUGO HÖPPENER alias FIDUS. Dessen bekanntestes Werk „Lichtgebet“ dürfte wohl dem ein oder anderen Neofolk-Hörer bekannt sein. Danach beleuchtet NOEMI SMOLIK die Beziehung von FRANTISEK KUPKA und dem „Meister“ zwischen Spiritualismus und Abstraktion , gefolgt von HERMANN MÜLLERs abschließendem Kapitel über DIEFENBACHs Meisterschüler GUSTO GRÄSER.

Gestaltung

Die grafische Gestaltung ist, wie man es von einem Verlag für Kunst und Kulturgeschichte erwarten darf, umfangreich und bietet eine Vielzahl selten publizierter Fotos aus dem Nachlass DIEFENBACHs sowie eine große Fülle an Skizzen, Malereien und Studien aller vorgestellten Maler. Eine faustdicke Überraschung und einen echten Mehrwert hält EDITION MINERVA schließlich noch mit dem Einband bereit. Dieser ist nämlich auf der Innenseite mit dem kompletten Fries „Per aspera ad astra“ bedruckt, welches es aufgefaltet auf die stattliche Größe von 80 x 60 Zentimeter bringt und sich gerahmt hervorragend als Wandschmuck eignet.

Fazit

EDITION MINERVA  nimmt den Leser mit auf eine visuelle Reise durch ein utopisches Traumland irgendwo im Grenzgebiet zwischen Humanismus, nackter Ästhetik und prä-völkischem Gesinnungskitsch. Im historischen Kontext gesehen liegt hier nicht nur ein Bildband zu DIEFENBACH vor, sondern eine umfangreiche und spannende Abhandlung zu den Anfängen der Lebensreform. Die vielen beteiligten Autoren ermöglichen mit ihren durchweg hochwertigen Textbeiträgen, im Zusammenspiel mit den ausgesuchten Fotografien, einen einmaligen Blick auf ein Stück vibrierender deutscher Geschichte zwischen Konterkultur und Kommune.

Weiterführend  sei noch dem Freund der luftigen Werke von FIDUS ein interessantes und ambitioniertes Projekt ans Herz gelegt, das unter www.fidus-book.com erreichbar ist. Der Autor hat es sich zum Ziel gesetzt, anlässlich HÖPPENERs 150. Geburtstag 2018, alle Kunstkarten des DIEFENBACH-Schülers (auch diejenigen, die verschollene Werke zeigen) in Buchform zu publizieren.

 
johannes s. für nonpop.de


Verweise zum Artikel:
» EDITION MINERVA
» FIDUS-Projekt


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Zusammenfassung
KARL WILHELM DIEFENBACH: Künstler, Außenseiter, Reformator. Eine geniale Zusammenfassung aller Facetten DIEFENBACHs, anlässlich einer Sonderschau seiner größten Werke.

Positiv aufgefallen
* Umfangreiches historisches Fotomaterial
* Viele großformatige Abbildungen
* Inklusive verstecktem Poster

Negativ aufgefallen
* Momentan hoher Preis
* Schlechte Verfügbarkeit

Inhalt
* Werke, Biographie und Wegbegleiter DIEFENBACHs, kompakt auf 240 Seiten
* Viele Abbildungen, ausgesuchte Fotografien
* Großer versteckter Print: Per aspera ad astra
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