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Endsal

DØDSMASKIN: Fullstendig Brent

"Des Teufels Buhlen müssen brennen!" - Martin Luther, 1537


DØDSMASKIN: Fullstendig Brent
Genre: Post Industrial
Verlag: Malignant...
Vertrieb: Malignant...
Erscheinungsdatum:
24. März 2017
Medium: CD
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DØDSMASKIN sind aktuellster Neuzugang in der kontinuierlich expandierenden MALIGNANT-Familie und passen zweifelsohne bestens in die infernalisch-apokalyptische Gesamtgemengelage des traditionsreichen Black-Noise-Labels aus Maryland/USA, das in der Auswahl seiner Künstler von jeher dezidiert international orientiert war, was dem Umstand, dass PETER VINDEL und KJETIL OTTERSEN, die beiden Herren hinter DØDSMASKIN, aus dem tiefsten Norwegen kommen, ein Erkleckliches jener Erstaunlichkeit nimmt, die sich im ersten Moment möglicherweise einstellen mag. Insbesondere die Skandinavien-Fraktion – und DØDSMASKIN sind musikalische Bilderbuchskandinavier – ist hier mit STROM.ec, JARL, TREPANERINGSRITUALEN, IRM oder diversen NORDVARGR-Projekten bekanntlich durchaus prominent vertreten, insofern gelingt mit "Fullstendig Brent" sozusagen aus dem Stand der Einzug in die High Society skandinavischen (Post-)Industrial/Noise-Schaffens. Das allerdings absolut verdient, denn das vorliegende Album ist nicht mehr und nicht weniger als rundum überzeugend – was den Umstand, dass es sich um ein Debüt handelt, noch etwas bemerkenswerter macht.


DØDSMASKIN, (c) Malignant Records

Um auf den thematisch-inhaltlichen Schwerpunkt umzuschwenken, so lässt sich dieser recht zwanglos bereits aus dem Titel ableiten: "Fullstendig Brent" heißt zu Deutsch soviel wie "vollständig verbrannt" und rekurriert auf die Hexenverfolgungen und -verbrennungen des späten 17. Jahrhunderts in Nord-Norwegen, die dort, gemessen an der relativ dünnen Besiedlung des Landstriches, ganz besonders erbarmungslos durchgeführt wurden. So wurden alleine in Vardø, einem Dorf auf einer, heute durch eine Brücke mit dem nordwestlichen Festland verbundenen Insel, das damals wohl kaum mehr als 300 Einwohner zählte, zwischen 1601 und 1692 stolze 91, der Hexerei "überführte" Personen nach peinlicher Befragung qua Scheiterhaufen vom Diesseits ins Jenseits befördert. Und diesem unerfreulichen Thema durchaus angemessen wirkt "Fullstendig Brennt“ bisweilen wie der Soundtrack zu einem ungedrehten Film, so plastisch, eindringlich und dicht evoziert das, mit guten 40 Minuten Laufzeit vergleichsweise kompakt geratene Album eine Atmosphäre, die irgendwo zwischen der bleiernen Resignation muffiger Verliese, dem agonalen Grauen blutbesudelter Folterkeller und dem finalen Terror puritanischer Richtplätze changiert. Der Sound ist ein Konglomerat aus Post Industrial, Dark Ambient und Noise, der Promotext beschreibt das musikalische Material als "assembled constructs that incorporate field recordings, drones, atonal melodies and clusters of distortion and searing noise", was es im Grunde genommen auch ziemlich gut trifft. Gegliedert ist das Album übrigens in fünf Tracks, was, wie der Autor dieser Zeilen zu vermuten wagt, wohl nicht von ungefähr an die Aufteilung des klassischen Dramas in Exposition, Steigende Handlung, Klimax, Fallende Handlung sowie schließlich & endlich Lösung des Konflikts erinnert.


Ganz in diesem Sinne präsentiert sich der Eingangstrack "Båldom“ als getragenes, melancholisch-unheilvolles Präludium, das mit einem monotonen Harmoniumloop vor knisterigem Ofenfeuerhintergrund beginnt, um schließlich verwaschene Vokallinien einzuflechten, die sich zunehmend ungemütlicher verdichten. "Oho, hier braut sich was zusammen", mag der geneigte, um humorige Distanz bemühte Hörer noch kalauern, doch dass es der vorliegenden Veröffentlichung um alles mögliche, aber wirklich zu allerletzt um Humor beschaffen ist, dürfte auch dem merkbefreitesten Zeitgenossen ziemlich hurtig klar werden: Hier hat man es mit einem 100%ig bierernsten, absolut zappendusteren Werk zu tun, das dabei dennoch kein bisschen albern wirkt – und das, obwohl angestrengte Ernsthaftigkeit und unfreiwillige Komik erfahrungsgemäß eine recht enge Nachbarschaft pflegen. Diese Zielsicherheit im musikalischen Zugriff dürfte angesichts Norwegens traditionellen Rufes, eines der weltweiten Hauptanbaugebiete gut abgehangener, grimmer Finsternis zu sein, freilich nicht allzusehr erstaunen. Mit "Heksetimen" geht es weiter hinein und noch tiefer hinab ins Herz der Finsternis. Wir werden mit dumpfem, dark-ambient-affinem Gewummer eingestimmt, bevor der entzündete Scheiterhaufen atmosphärisch geradezu greifbar wird: genau daran erinnert nämlich das prasselnde, raumfüllende Geräusch, auf dessen Grundlage sich kakophonisches Getöse und der grundstürzende Sound einer akustischen Dampframme abwechseln und – wenigstens beim Rezensenten – die  Assoziation des Richtplatzes in den letzten Stunden der Vorbereitung wecken. Das anschließende "Christoffer Orning" bezeichnet zweifellos die Klimax des Albums, beginnend mit der Rezitation einer liturgisch anmutenden Textpassage; die Atmosphäre ruhig, doch angespannt und aufgeladen, die Ruhe ist trügerisch – man wartet auf die Entladung, die schließlich mit einem durchdringenden weiblichen Schrei einsetzt, gefolgt von einem ebenso schleppenden wie brachialen Beat, der mit diversem Geheul und Geschrei unterfüttert ist. Das Ganze steigert sich zu einem agonalen Crescendo, das dem Hörer fast den Atem zu rauben vermag und sich dabei unbarmherzig und unbeirrt wie ein infernalischer, massiver, alles niederwalzender Maelstrom voranarbeitet. "De Ti - 1621" beginnt abermals vergleichsweise ruhig, doch peu à peu verdichtet sich die subtil über allem schwelende, unbehagliche Grundstimmung, bis nach ungefähr drei Minuten der Knoten mit Einsatz der bereits erwähnten Dampframme platzt. Indes, so harsch der Track daherkommt, so hat er doch einen unüberhörbar kontemplativen (sic!) musikalischen Subtext, der von seiner schieren Dichte sowie der stark verlangsamten Rhythmik herrührt und Bilder von verbrannter Erde evoziert. Der Abschlusstrack "Dømt På Sitt Liv Til Ild Og Bål" setzt mit gemessen dröhnenden Gongschlägen ein und wirkt zu Anfang ein wenig inkonsistent, um nach zweieinhalb Minuten jedoch deutlich an Fahrt zu gewinnen. Insgesamt ist das Stück wohl am stärksten in den Grauzonen des Dark Ambient verortet, wenn auch mit dezidiert noisigem Einschlag. Besonders charmant mutete den Rezensenten das ziellos vor sich hinkreiselnde, triste Klavierthema an, das in den letzten drei Minuten einsetzt, um die zerbrechliche Melancholie, mit der "Båldom" begann, wieder aufzunehmen und die Stimmung des gesamten Albums auf ihre letzte, traurige Substanz zu konzentrieren. – Und es ist diese Melodie, die am längsten nachhallt.


Unnötig wohl zu erwähnen, dass man sich im Hause MALIGNANT wie üblich auch in Fragen der Haptik und Optik nicht hat lumpen lassen, und so kommt "Fullstendig Brent" im soliden 4-Panel-DigiPak aus texturierter Pappe mit angenehm reduziertem Aufdruck daher. Die einzige Marginalie, die es eventuell zu bemäkeln gäbe, ist das irgendwie ungelenk futuristisch sich gerierende Bandlogo, das zu einem solch spartanisch-rustikalen, knarzig-mittelalterlichen Konzept, wie es hier verfolgt wurde, einfach nicht recht passen will. Doch von diesem Mückenfurz abgesehen lautet das Fazit klipp & klar: "Fullstendig Brent" ist ein tiefscharzes Juwel – kaum zu glauben, dass man es mit einem Debütalbum zu tun hat. – DØDSMASKIN darf man in Zukunft jedenfalls getrost auf der Pfanne haben. Oder – angesichts des, dem Album vorangestellten, Lutherischen Mottos "Djevelhorer skal brennes" (Übersetzung s. o.) – wahlweise auch auf dem Scheiterhaufen. Heißer Stoff, das!


 
Endsal für nonpop.de


Verweise zum Artikel:
» DØDSMASKIN @ facebook
» DØDSMASKIN @ bandcamp
» DØDSMASKIN @ SoundCloud
» DØDSMASKIN @ discogs
» MALIGNANT-Homepage
» “Fullstendig Brent“ @ bandcamp

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Zusammenfassung
Gleichermaßen intensives wie beklemmendes Debütalbum, das die Hexenverfolgung im Norwegen des 17. Jhs. thematisiert und die entsprechende Atmosphäre effektiv zu generieren versteht. Doch Obacht: Dieses tiefschwarzes Juwel kommt ohne jedes noch so kleine Fünkchen Humor aus.

Inhalt
01: Båldom (9:45)
02: Heksetimen (7:18)
03: Christoffer Orning (10:40)
04: De Ti - 1621 (7:05)
05: Dømt På Sitt Liv Til Ild Og Bål (7:39)

CD im 4-Panel-Digipak aus texturierter Pappe
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