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Richard K.

MARKUS LAAKSO: Amorphis (Buch)

Die offizielle Biografie


MARKUS LAAKSO: Amorphis (Buch)
Genre: Metal
Verlag: Edition...
Medium: Buch
Preis: ~20,00 €
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Finnland sei eine Nation der Geheimagenten: Nur so sei zu erklären, dass nichts von der Existenz einer finnischen Metal-Szene bekannt sei. So moderierte der Berliner Bodybuilder, Weinliebhaber und Pseudo-Auskenner Matthias Herr im Jahr 1994 auf der VHS-Compilation “Death is just the Beginning 2” das Video “Black Winter Day” der finnischen Gothic Death Metal-Band AMORPHIS an. Seine Worte waren schon damals Unsinn, denn mit Vertretern wie XYSMA, SENTENCED, UNHOLY, BEHERIT oder IMPALED NAZARENE hatte Finnland Mitte der 90er bereits eine ganze Legion an Bands aufzubieten, die zwar nicht so bekannt wie ihre schwedischen Pendants und doch Kennern der Materie vertraut waren. Nichtsdestotrotz konnte damals niemand ahnen, wie erfolgreich (und oftmals abscheulich) Metal aus Finnland mit Vertretern wie NIGHTWISH, HIM oder CHILDREN OF BODOM mal werden würde.

Ganz ohne Zweifel kam AMORPHIS bei dieser Entwicklung eine tragende Rolle zu: Als Missing Link zwischen dem tiefsten Death Metal-Underground der Anfangsjahre und des späteren Chartbreaker-Metals, als eine der ersten finnischen Bands, die Gothic-Elemente in ihren Metal-Sound integrierte und schlussendlich durch ihre 'Ursünde' , das Keyboard im finnischen Metal salonfähig gemacht zu haben. Der Tastenkleister gilt neben der berüchtigten FINNVOX-Produktion (auch hier waren AMORPHIS Vorreiter) als das Stilmittel des heutigen Suomi-Schwiegermutter-Stahls.
 
Weshalb dann eine Rezi zur in der EDITION ROTER DRACHE erschienenen AMORPHIS-Biografie in einem Magazin, das sich nonpopulärer und nonkonformer Musik verschrieben hat? Nun, zum einen wegen der skizzierten Bedeutung der Gruppe im frühen Death Metal-Underground, zum anderen, weil das Buch von MARKUS LAAKSO wirklich außergewöhnlich witzig, informativ und kurzweilig ausgefallen ist!

LAAKSO hat für seine Biografie mit wirklich allen aktuellen und ehemaligen Mitgliedern der Band gesprochen und fördert in der Tat viel Erhellendes über die Gruppe zu Tage, was auch vielen eingefleischten Fans nicht bekannt sein dürfte: Das geht von Raufgelagen im Kindesalter über unheimliche, im Nachhinein schreiend komisch geschilderte Begegnungen mit dem damaligen MAYHEM-Fronter DEAD in dessen Schlafzimmer in der norwegischen Black Metal-Kommune Kråkstad über ominöse Saufgelage im Garten der Mutter eines Konzertveranstalters, der heute eine gewichtige Rolle im finnischen Rechtsextremismus spielt, die Suizide musikalischer Weggefährten bis hin zu den klassischen Bestandteilen im Leben eines Rockstars: der Beinahe-Unfalltod im Band-Van, Alkohol- und Sex-Eskapaden, Drogen, Erlebnisse in russischen Strip-Clubs, Dünnpfiff auf Tour, die psychische Labilität der Frontmänner und so weiter und so fort. Das Ganze erzählt mit typisch finnischem, trocken-lakonischem Humor.

Grob kann man LAAKSOs Buch dabei in drei Teile fassen: Der erste ist der zweifelsohne spannendste und berichtet über die Anfangstage der Band und ihre Vorgängerprojekte VIOLENT SOLUTION, RYTMIHÄIRIÖ und natürlich die mächtigen ABHORRENCE – die erste finnische Death Metal-Band von internationalem Format. Dabei wird ein lebendiges und spannendes Sittengemälde der Metal-Szene von Helsinki ab 1987 gezeichnet und die Frage geklärt, warum man vor dem Unterzeichnen eines Plattenvertrags nicht den von den Label-Bossen (vermeintlich) großzügig angebotenen Pot konsumieren sollte: Es sollte bis in die Nuller-Jahre dauern, bis die Musiker nach zweimaligem Wechsel ihrer Plattenfirma trotz diverser Chartplatzierungen von ihrer Kunst leben konnten.

Nicht nur hier erinnert die Biografie von AMORPHIS stellenweise an jene von SPINAL TAP. Eine Schippe Wahnsinn obendrauf packte der neue Sänger PASI KOSKINEN, der ab „Elegy“ (1996) die Reihen der Gruppe verstärkte. Seiner Zeit ist der zweite Hauptteil gewidmet, der den Weg des als Straight Edge-Aktivisten in die Gruppe gekommenen Sensibelchens zum Alkohol- und Drogenwrack nachzeichnet. Auch in der Biografie unbestritten ist sein enormer Beitrag zum kommerziellen Durchbruch der Skandinavier und sein künstlerischer Input als Song- und Textschreiber: Nie vor und nach KOSKINEN hatten die Texte bei AMORPHIS eine so große Bedeutung, und es gehört zu den Überraschungen und Enttäuschungen des Buchs, dass der Rückgriff auf die Texte der nationalromantischen Werke der finnischen Dichtung, der Kalevala und der Kanteletar, vor KOSKINENs Einstieg primär dem Desinteresse der Band am Verfassen halbwegs anständiger Texte geschuldet war. In diesem Sinne war das Aufkommen der sich auf AMORPHIS berufenden und sich heidnisch gerierenden finnischen Humppa- und Pagan Metal-Bands wie FINNTROLL, KORPPIKLAANI oder ENSIFERUM ein Unfall der Musikgeschichte.

Der dritte Teil beschäftigt sich dann mit dem Einstieg des neuen Sängers TOMI JOUTSEN in die Band und der Entwicklung der Gruppe bis zu den Arbeiten am aktuellen Longplayer „Under the Red Cloud“: Nach Koskinens Ausstieg dauerte es lange, bis ein neuer Sänger gefunden werden konnte und es existierten bereits Pläne, als Instrumental-Gruppe weiterzumachen. Wie so oft rettete dann Kommissar Zufall die Band, ein Freund empfahl AMORPHIS seinen alten Musikkumpel JOUTSEN. Es begann die kommerziell erfolgreichste Phase der Band. Von Wirren dieser Konsolidierungsphase abgesehen liest sich die Biografie hier auch zunehmend professionell und routiniert: Die Gruppe gastiert nun zumeist im schon erwähnten FINNVOX-Studio, die Texte schreibt ein externer Autor und JOUTSEN arbeitet mit NIGHTWISH-Bassist MARCO HIETALA als Gesangscoach im Studio. AMORPHIS ist zu einem, wenn auch sympathischen, Unternehmen geworden. Ein Unternehmen, das finnische Musikgeschichte schrieb.

Eine gediegene Aufmachung mit Hardcover in Prägedruck und unzählige Fotos sowie Abbildungen von alten Konzertflyern etc. runden die Zeitreise ab. Pflichtstoff für alle Metaljünger!

 
Richard K. für nonpop.de


Verweise zum Artikel:
» Buchvorstellung auf Verlagsseite


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Zusammenfassung
Das Buch bietet neben einer furios verfassten Geschichte der Band AMORPHIS ein Sittengemälde der finnischen, europäischen und US-amerikanischen Death Metal-Szene der 90er. Statt Fakten und Tourdaten runterzurattern, regnet es Anekdoten und Noch-nie-Gehörtes: So muss ein Musik-Sachbuch sein!

Positiv aufgefallen
* Geschmackvolle Aufmachung
* Gewitzter und informativer Inhalt
* Rare Bandphotos und alte Konzertflyer
* Kurzbiographien aller ehemaligen und aktuellen Mitglieder

Negativ aufgefallen
* Das Lektorat hat in der Erstauflage einige Fehler übersehen

Inhalt
Hardcover-Buch mit 400 Seiten plus 32 Farbseiten im Format 14,8 x 21 Zentimeter
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