Gefühlt war es recht lange ruhig um BAIN WOLFKIND. Die letzte Single „You're Surely Gonna Die“ liegt zwar erst drei Jahre zurück und davor wurde auch hier und da etwas veröffentlicht. Das letzte Vollzeitalbum „The Swamp Angel“ datiert aber tatsächlich von 2008. Insofern durfte man gespannt sein, ob der alte musikalische Ansatz – eine Mischung aus Blues, Country und Rock mit zumeist schwer dahin schleppenden Rhythmen und einer Atmosphäre wie in einer abgewrackten Bar aus einem TARANTINO-Film – beibehalten wurde. Im Blick behalten sollte man dabei diesmal aber nicht nur BAIN WOLFKINDs ehemalige Beteiligung an DER BLUTHARSCH, sondern auch ein früheres Projekt von ihm namens NOVO HOMO, das in dem Jahr eingestellt wurde, in dem BAIN WOLFKINDs erste Single erschien. NOVO HOMO kann man vielleicht etwas salopp als Verquickung von Martial-Industrial mit minimalistischer Elektronik bezeichnen – eine Art DAF der Martial-Szene mit ebenso verschwitzten Themen.
Warum ist das an dieser Stelle wichtig? Weil die Elektronik deutlich hörbar im Sound von BAIN WOLFKIND zurück ist – die verschwitzten Themen in ihrer Deutlichkeit allerdings (zum Glück) – nicht. Drum-Machine und elektronische Sequenzen nehmen jedenfalls einen gewichtigen Teil auf „Hand Of Death“ ein und drängen den Anteil der Gitarren am Sound zum Teil erheblich bis ganz zurück. Zudem wird die typische, oft extrem schleppende Rhythmik zugunsten von zumeist flotteren Tracks aufgegeben. Das Ergebnis klingt immer noch nach BAIN WOLFKIND, wofür alleine schon sein charakteristischer, schwerer Gesang steht. Aber andererseits fühlt man auch eine Nähe zum Post-Punk der Labelkollegen von BLACK LIGHT ASCENSION. Außerdem kommt einem ein Vergleich zu Musik aus einem ganz anderen musikalischen Spektrum in den Sinn, nämlich zur aus dem THE SISTERS OF MERCY Umfeld gehörenden Band JAMES RAYS GANGWAR, die in den 90er Jahren eine ähnlich angelegte Mischung aus Rock und Elektronik fabriziert hat – am deutlichsten wird das vielleicht bei „Down Town“.
Letztlich wird die schon erwähnte düster-verrauchte und alkoholgeschwängerte Atmosphäre um einiges aufgelöst, so dass ein strukturierteres, ungewohnt klares Soundbild entsteht – wobei Stücke wie das Piano-unterlegte „Hand Of Death“ oder „Crow Bar No. 2“ noch einmal in die Vergangenheit schielen. Ansonsten werden Elektronik-Blues/Rock-Songs ala „Desolation Street“, „Mexican Mud“ oder „Ashes & Bone“ präsentiert, die oftmals noch den filmischen Charakter früherer Werke ausstrahlen. Zuweilen wird aber auch komplett elektronisch gearbeitet, wobei so gelungene Songs wie das abschließende, melancholische „Scene Of The Crime“ herausgekommen sind. Inhaltlich geht es wie immer eher um die Abgründe im Leben oder um – eher problematische – Frauengeschichten; nichts Neues im Universum von BAIN WOLFKIND.
Etwas unerwartet bietet BAIN WOLFKIND somit mit „Hand Of Death“ eine Änderung im Sound an, die allerdings eine gelungene Abwechslung in seinem Schaffen darstellt und ein etwas offeneres, wenngleich recht einzigartiges Soundbild mit sich bringt. Gerade denjenigen, die mit dem sehr eigenwilligen, schwer-drückenden Sound der letzten Platten weniger anfangen konnten, ermöglicht dieser offenere Sound vielleicht einen neuen Zugang. Verdient hätte es das Album allemal.
Tony F. für nonpop.de
Verweise zum Artikel: » BAIN WOLFKIND @ Facebook
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Zusammenfassung
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Inhalt
01. Blood Trails
02. Desolation Street 03. Down Town 04. Hand Of Death 05. I'm A Dirty Man 06. Mexican Mud 07. Ashes & Bone 08. Crow Bar No. 2 09. White Heat 10. Scene Of The Crime |