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Endsal

STEEL HOOK PROSTHESES: Calm Morbidity

Same, same, but different.


STEEL HOOK PROSTHESES: Calm Morbidity
Genre: Death Industrial/Noise
Verlag: Malignant...
Vertrieb: Malignant...
Erscheinungsdatum:
28. Oktober 2016
Medium: CD
Preis: ~13,00 €
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Etwas mehr als drei Jahre nach dem, 2013 ebenfalls bei MALIGNANT erschienenen Album "The Empirics Guild" legen die zwei alten Haudegen des US-Death-Industrial/Noise, JOHN STILLINGS und LARRY KERR alias STEEL HOOK PROSTHESES, ihr neues Opus "Calm Morbidity" vor. Zu diesem Anlass sah sich der Rezensent bemüßigt, noch einmal in seine damalige Rezension hineinzuspitzen, um amüsiert festzustellen, dass ebendort bereits geschrieben steht, was auch nach mehrfachem Durchhören des brandaktuellen Werkes als dominanter Gesamteindruck verbleibt: das Moment der Vorhersehbarkeit einer- und das kontinuierlicher Perfektionierung andererseits. Auch "Calm Morbidity" ist wieder ein STEEL HOOK PROSTHESES-Album lupenreinsten Wassers, das sich von seinen Vorgängern allenfalls durch einen abermaligen Zuwachs an Professionalität und interner Stimmigkeit unterscheidet, ansonsten aber das altbekannte Programm variiert – will heißen: Wer Überraschung und Innovation erwartet, ist hier weitgehend an der falschen Adresse, wer hingegen auf typischen Noise und/oder Death Industrial nordamerikanischer Prägung steht, darf bedenkenlos zugreifen. Und wer sich schließlich als dezidierter STEEL HOOK PROSTHESES-Fan begreift, der muss zugreifen, aber das versteht sich wohl von selbst.

Schon während des ersten Hördurchgangs fällt die weitere Zunahme atmosphärischer Elemente und Drones auf, die dem Ganzen bisweilen einen ganz leichten Drall in Richtung Dark Ambient verpassen, ohne freilich jemals auch nur ansatzweise so etwas wie Entspannung zu generieren. Konsequent durchzieht jene typisch unbehagliche, morbide, ungesunde Grundstimmung, wie man sie vom musikalischen Output des Duos STILLING/KERR gewohnt ist, die kompletten 58 Minuten Laufzeit, gewinnt im Vergleich zu den Vorgängeralben durch großzügigen Gebrauch flächiger, tieffrequenter Soundschichten aber noch einmal beachtlich an Tiefe und Intensität hinzu. "Once again", so sekundiert ganz in diesem Sinne der Promotext, "we find them channeling all things grim and grotesque, and while they don't stray too far from the charnel house atmospherics you've come to expect, there's a dynamic and dark energy that exists with Calm Morbidity that never existed before." Man fühlt sich ein kleines bisschen an jene Zauberformel erinnert, die dem einen oder anderen Leser aus dem einen oder anderen Südostasienurlaub geläufig sein dürfte: Same, same, but different! Anders gewendet: Alles wie immer, nur irgendwie noch ein bisschen besser. Und das ist, um den ungeduldigen Leser nicht lange auf die Folter zu spannen, auch tatsächlich die Quintessenz dessen, was es zu "Calm Morbidity" zu sagen gibt.


Nicht minder vertraut als die Gesamtgemengelage erscheint das interne Qualitätsgefälle, will heißen das quantitative Verhältnis jener Stücke, die als Folge eine zünftige Ausschüttung von Hurra-Molekülen im Gehirn zeitigen, zu denen, die auf Dauer eher sedierende Wirkung entfalten. Zu ersterer Kategorie gehört ganz, ganz klar das schlichtweg grandiose "Hand Of Glory": Der unumstrittene Smash-Hit des Albums präsentiert die besagte, packend-hypnotische Mischung aus harschen Noisepatterns und atmosphärischen Drones in Perfektion und punktet zusätzlich mit treibenden, rhythmischen Loops sowie erfreulich klaren Vocals anstelle jenes brutalstmöglich zerschredderten Geschnarres, das typische STEEL HOOK PROSTHESES-Tracks für gewöhnlich auszeichnet. Kaum weniger überzeugend der Track "Cancer Maiden", der sich durch eine ganz besonders fiese, ungesunde Grundstimmung auszeichnet und vermöge ununterbrochenen, amorphen Hintergrundgewummers sowie in unterschiedlichen Stadien der Verfremdung daherdriftenden Vokalparts den Begriffen "unbehaglich" und "unheimlich" (hier eher freudianisch verstanden) ganz neue Dimensionen verleiht. "Piss Prophet" schließlich ist der dritte dezidierte Kracher des Albums und setzt mit bratzigem Gewummer sowie den für STEEL HOOK PROSTHESES so typischen, verhackstückten Vocals ein, um schließlich, von an- und abschwellendem, rhythmischem Geplucker durchzogen, ein veritables Noise-Crescendo abzufackeln. Und auch die übrigen Stücke bewegen sich durchwegs auf hohem Niveau, lediglich "Cyclopia", "Paresthesia" und insbesondere "Sulphur Drip", das mit seinem subterranen Herumgegrolle bei achteinhalbminütiger Laufzeit auf Dauer doch arg ermüdend wirkt, hinterließen beim Autor ein Gefühl relativer Indifferenz. – Grosso modo betrachtet ist den Promoschreiberlingen von MALIGNANT in ihrer, gewohnt blumig formulierten, Einschätzung also rundum beizupflichten, dass "[f]rom the heavily polluted and blackened drones, decrepit, percolating frequency beds and acid dripping, highly processed vocals, everything about this release feels intensified and elevated."

Zu guter letzt sei noch erwähnt, dass die CD in einem schicken, vom GNAW THEIR TONGUES-Mastermind M. C. DE JONG gestalteten 6-panel-DVD-Digipak erscheint; und wenn zu dessen Gesamteindruck mangels Anschauungsmaterial bedauerlicherweise auch geschwiegen werden muss, so sei doch immerhin der überaus charmante, gleichermaßen tribalesk wie technoid daherkommende Gehörnte, der das Frontcover ziert, noch einmal explizit & dezidiert mit Lorbeeren umkränzt: Insofern das Motiv voll und ganz auf der Linie jener speziellen Ikonographie liegt, die das texanische Projekt im Laufe der vergangenen 17 Jahre kultiviert hat, im Vergleich mit der Covergestaltung der Vorgängeralben aber durch ein klares Plus an Atmosphäre und Tiefenschärfe besticht, gilt nämlich auch hier die Devise, die für "Calm Morbidity" ganz generell gilt: Wie immer, nur besser. – Fazit: Solide Noise-Hausmannskost, bei der man wenig bis gar nichts falsch machen kann.


 
Endsal für nonpop.de


Verweise zum Artikel:
» STEEL HOOK PROSTHESES @ facebook
» STEEL HOOK PROSTHESES @ bandcamp
» STEEL HOOK PROSTHESES @ blogspot
» STEEL HOOK PROSTHESES @ discogs
» STEEL HOOK PROSTHESES @ youtube
» MALIGNANT RECORDS-Homepage
» MALIGNANT RECORDS @ bandcamp
» "Calm Morbidity" @ bandcamp

Themenbezogene Artikel:
» S.H.P.: The Empirics Guild


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Zusammenfassung
STEEL HOOK PROSTHESES folgen unbeirrt ihrer thematischen & musikalischen Agenda und perfektionieren sie kontinuierlich weiter: Die gewohnt stilsichere Kombination flächiger Drones, bratziger Noisepatterns & schnarriger Vocals kommt atmosphärischer & komplexer als jemals zuvor daher.

Inhalt
01: Doused With Acid (5:42)
02: Cyclopia (6:14)
03: Hand Of Glory (4:44)

04: The Medicus (4:54)
05: Paresthesia (5:45)
06: Cancer Maiden (4:53)
07: Deep In The Marrow (5:24)
08: Piss Prophet (5:58)
09: Stranguary (5:17)
10: Sulphur Drip (8:30)
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