RADIAN: On Dark Silent Off

Das Antriebsrad dessen, was einst Post-Rock genannt wurde, hat nun, nach einem Ausflug in die Vokalmusik, zu seinen Wurzeln zurückgefunden. Nicht, dass HOWE GELB – der Mann, der einst in den sagenumwobenen West-Berliner Klubs Metropol und Loft ein- und ausging (man hat mir erzählt, dass dort in den 1980ern niemand so oft zugegen war) – irgendetwas am Sound von RADIAN verschlechtert hätte ... Es ist nur so, dass die drei wuchtiger klingen, wenn nichts davon ablenkt.

Dies ist das sechste Album der drei Wiener NORMAN, BRANDLMAYR und SIEWERT – der seit 2011 Gitarre spielt und mit am Elektronischen werkelt. Und es ist eine Rückkehr. Nämlich die zu THRILL JOCKEY, dem Chicagoer Label, das sie über weite Strecken ihres Schaffens begleitet hat.
Der Sound von RADIAN schwankt seit ihrem Debut-Album "TG11" zwischen laut und leise. Und nun, auf "On Dark Silent Off" zwischen altbekannt krachend chaotischen, aber auch melodiösen Passagen – ohne dass diese jedoch zu sehr im Vordergrund stünden. Dazu, wie immer, wurde digitale Hardware zwischen Instrument und Lautsprecher geklemmt. So kommt es mittels mikroschnittartigem Rearrangieren zu Klängen, die dem ursprünglichen Instrument nicht immer gleich zugeordnet werden können.

Auf dem neuen Album kracht es im Kern allerdings immer noch recht ordentlich. Drumherum etwas improvisierter Jazz, Tapping und Gliding, selbst – wenn auch nur punktuell – an Hardrock oder Metal erinnernde Passagen. Selbstverständlich nimmt auch die Experimentalmusik, wie die der Label-Kollegen MATMOS, oder der schon erwähnte Post-Rock der ebenfalls auf THRILL JOCKEY veröffentlichenden TORTOISE, großflächig Platz im Sound-Spektrum von RADIAN ein. Schließlich gibt es dann noch den Einfluss des Elektronischen. Clicks, Cuts und Knistern. Und das stellt dann auch die Besonderheit dieser Band dar. Nicht allein, nein. Das Gesamtpaket macht den Sound. Und der ist unverwechselbar. Eine Vielzahl von Variablen, die um den Kern kreisen, der knirscht, knackt und krachend zu Bruch geht, um, wenn es dann still ist, das Gehörte noch einmal wirken lassen zu können.

Im Spannungsfeld zwischen Hell und Dunkel machen RADIAN einzigartig laut kraftvolle, gleichzeitig aber auch beharrlich sanft ruhige Musik. Denn es ist das Extreme an den Enden der Musik.

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