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Endsal

V.A.: Epicurean Escapism III

Aller guten Dinge sind drei.


V.A.: Epicurean Escapism III
Genre: Experimental
Verlag: The...
Vertrieb: The...
Erscheinungsdatum:
6. Juni 2016
Medium: CD / DVD / Katalog
Preis: ~22,00 €
Kaufen bei: The Epicurean


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Am 27. und 28. Mai stieg in Berlin der vierte Teil des "Epicurean Escapism"-Festivals, dem der Veranstalter THE EPICUREAN aka ANEMONE TUBE abermals ein schickes CD/DVD-Bundle selbigen Titels flankierend zur Seite gestellt hat. Seit der zweiten Auflage der Veranstaltung im Jahr 2013 erscheint es im Corporate Design und enthält neben einem ausführlichen Booklet jeweils eine CD und eine DVD im schlicht-eleganten, schwarz-weißen Folder. Da die Premiere des Festivals 2012 noch von einem DVDr-Tape-Bundle in einer, nicht ganz so schicken, Luftpolsterfolienverpackung begleitet wurde, die sich nicht so recht ins angestrebte optische Gesamtkonzept fügen wollte, ergänzte man den dritten Durchgang im Jahr 2014 etwas außerhalb der numerischen Reihenfolge durch die "Epicurean Escapism I"-Compilation, was für leichte Verwirrung sorgte – konsequenterweise erscheint das Finale der Trilogie anlässlich des vierten Teils der Konzertreihe nun unter dem Titel "Epicurean Escapism III". Zu seinem Bedauern konnte der Rezensent diesmal leider nicht in Berlin mit dabeisein, weshalb er die folgenden Ausführungen ausschließlich auf das bezogen wissen möchte, was CD & DVD hergeben. Und das ist, wie wir im Folgenden noch sehen werden, ebenso umfangreich wie bemerkenswert – was angesichts der durch die Vorgänger bereits ziemlich hoch gelegte Messlatte allerdings durchaus den Erwartungen entspricht.

Beginnen wir mit der CD, die, von wenigen Ausnahmen (FEMEHEIM, HAVAN, MARTA ZAPPAROLI) abgesehen, jeweils einen exklusiven Track von jedem Projekt enthält, das am letzten Maiwochenende 2016 im Berliner "Tiefgrund"-Club aufspielte. Eingeleitet wird der Reigen von zwei unumstrittenen Grandseigneurs des Genres, KEVIN TOMKINS und PAUL TAYLOR von der notorischen SUTCLIFFE JÜGEND, hinsichtlich derer eine weitschweifige Einführung wohl obsolet sein dürfte, gehören sie neben WHITEHOUSE doch zu den Keimzellen der PE-Ursuppe schlechthin. Die beiden brillieren gleich zu Beginn mit einem der, wenn nicht gar dem absoluten "Hit" der Scheibe, einem wild mäandernden Uptempo-Noisekracher, der wesentlich von einem ebenso irrlichternden wie unbeirrt voranpluckernden, -wummernden & -rumpelnden Beat in Kombination mit TOMKINS' vertraut aggressiv-wahnwitzigen, hochgepitchten und überdrehten Vocals geprägt ist. Verglichen mit jüngsten und jüngeren Veröffentlichungen kommt der Track ungewohnt rhythmuslastig daher und ist insofern allenfalls der zweiten Hälfte des – btw. exquisiten! – aktuellen Albums "Offal" vergleichbar. "Amuse-Bouche", so der Titel der Nummer, wusste den Rezensenten übrigens von Durchlauf zu Durchlauf mehr zu begeistern und steht in dessen unmaßgeblicher Meinung mittlerweile als eines der überzeugendsten Stücke da, die die Knaben von der Insel in den letzten Jahren zu Gehör gebracht haben.


Wir wechseln das Parkett und drosseln die Geschwindigkeit massiv, den nun folgen ALFARMANIA mit ihren gewohnt rumpeligen, und dennoch – oder besser wohl: gerade deswegen ausgesprochen intensiven Post-Mortem-Electronics. Der, nun, nennen wir's mal: Grundgroove, der "I Blodets Glöd" trägt, weist eine frappierende Ähnlichkeit mit SPKs "Genetik Transmission" vom 82er Klassiker "Leichenschrei" auf, und dieser Umstand dürfte mutmaßlich eher als Referenz zu deuten denn auf Zufall zurückzuführen sein. Ansonsten ist das Stück durchaus vokallastig, im Zentrum steht zu Beginn eine eingespielte Rede obskurer Herkunft in schwedischer Sprache, im weiteren Verlauf übernimmt KRISTIAN OLSSON dann das Vokalruder mit den für ihn so typischen, ebenso lethargisch-resignativen wie destruktiv-hassigen Mantragesängen. Ein gewisser hypnotischer Effekt stellt sich beim Hörer schon aufgrund der fast zwölfminütigen Laufzeit beinahe zwingend ein, doch will das Stück entdeckt werden, und so sollte man ihm, möchte man seine raue Brillanz in vollem Umfang wahrnehmen, ein wenig Zeit geben, um sich "einzugrooven".

Es folgen LAST DOMINION LOST mit "To The Master, A Long Goodnight", das in Titelgebung, Struktur und Gehalt an den, am 11. Oktober 2015 verstorbenen JOHN MURPHY erinnern soll, der ja bekanntlich Gründungsmitglied und bis zuletzt Drummer der, seit einigen Jahren in Berlin residierenden, Band war. Der Beitrag basiert auf letzten Aufnahmen mit MURPHY an den Percussions, die er auf jene für ihn so charakteristische, minimalistisch-reduzierte, dabei hochkonzentrierte und immer wieder erstaunlich pointierte Weise bedient, während diverse schrammelige Noise-Einschübe, die abstrakten Gitarrensounds von JULIAN PERCY sowie die schnarrig-verzerrten Vocals von JON EVANS und dem, hier als Gastsänger fungierenden, GERECHTIGKEITS LIGA-Member TILL BRÜGGEMANN dem Stück eine für LAST DOMINION LOST durchaus typische, intensive und dichte Atmosphäre verleihen.

Der ehemalige RADIO WEREWOLF-Frontmann NIKOLAS SCHRECK, der mittlerweile ebenfalls in Berlin die Zelte aufgeschlagen hat und dort, nach allem, was man hört, einer Existenzform irgendwo zwischen Künstler, Musiker, Yogalehrer, Teilzeitmystiker, Hobbyguru, Maler, Schriftsteller, Geistheiler, Transzendentaltausendsassa oder allem zusammen frönt, folgt mit einem, qua SCHRECKs Gesang subtil chansonesk klingenden, Dark-Ambient-New-Classic-Hindi-Tribal-Crossover, der in seiner prätentiösen Eigenwilligkeit sicherlich nicht jedermanns Gusto ist. Der Autor gesteht an dieser Stelle offen, noch nie ein allzu begeisterter Fan von SCHRECKs pathetisch ziselierten und irgendwie immer ein bisschen selbstverliebt klingenden Sangeskünsten gewesen zu sein. Der bekennende Buddhist und "spirituelle Lehrer" von eigenen Gnaden selber scheint in dieser Hinsicht indes vor Selbstvertrauen nur so zu strotzen, jedenfalls legt die ausgesucht enthusiastische Emphase, mit der er "Lord Sutekh's Dream" zum Besten gibt, diese Annahme recht nahe. Wie gesagt: Wer's mag … – das Stück, soviel sei nichtsdestoweniger konstatiert, gehört in jedem Fall zu den besseren des Meisters und hat zweifellos eine üppige Portion Bonuspunkte im Rahmen der Exotik- und Exzentrik-Wertung verdient. Für SCHRECK-Fans sicherlich ein Schmankerl, für alle anderen zum mindesten gewöhnungsbedürftig.


Weiter geht’s mit den, dem Rezensenten bislang praktisch unbekannten BŪDRUS aus Litauen. Und die wissen mit ihrer, irgendwo zwischen Martial Industrial und Dark Ambient changierenden, musikalischen Melange durchaus zu bestricken; von erwähnenswerter Würze ist insbesondere die schneidig-deklamatorische Männerstimme, die die Lyrics vorträgt und in ihrem impulsiven Pathos an KARJALAN SISSIT denken lässt. Alles in allem ein gelungenes, ebenso treibendes wie emotionales Stück von einem relativ neuen und bislang weitgehend unbekannten Projekt, das den Hörer zu packen weiß und mit diesem Beitrag neugierig auf weiteres Material macht.

Es folgen die deutschen Szene-Urgesteine von GERECHTIGKEITS LIGA, welche mit "23/7" einen leidlich unterhaltsamen, wenn auch recht beliebig klingenden, dezidiert experimentellen Track beisteuern, der straßenbauaffine Alltagsgeräusche, Sprachdurchsagen und allerlei Field Recordings zu einer, in der Summe leider etwas schwachbrüstig und inkohärent wirkenden, Klangcollage zusammenfügt. Da es sich mit weniger als vier Minuten Laufzeit allerdings um das kürzeste Stück der CD handelt, tut es ganz bestimmt niemandem weh und kann guten Gewissens unter der Rubrik "Jedem Tierchen sein Plaisierchen" verbucht werden.

Den Schweden von SKIN AREA fällt schließlich die dankbare Aufgabe zu, dem vorliegenden Potpourri mit "Sighs Of Warning" einen würdigen Abschluss zu verpassen. Das Nebenprojekt von IRMs MARTIN BLADH und MAGNUS LINDH wartet zu diesem Behufe mit einem langsam und bedächtig sich entfaltenden Zehnminüter auf, dessen erster Teil eine befremdlich modifizierte, weibliche Stimme gegen eine kontinuierlich anschwellende Noisewand ankämpfend Fragmente BLADHscher Lyrics vortragen lässt; im letzten Viertel tritt dann langsam, langsam Entspannung ein, das Sogartige des Tracks mündet in lose nebeneinander hertreibende Noisepatterns, über die hinweg schließlich BLADH selber mit der für ihn so eigentümlichen, leicht verhuscht und dabei doch kalt & präzise wirkenden Stimme abermals den, in seiner Zerquältheit für den Mann aus Norrköping einigermaßen exemplarischen Text vorträgt. Alles in allem ein überaus dichtes, beklemmendes und dabei doch hypnotisches Stück mit intensiver Atmosphäre, das die Audiosparte von "Epicurean Escapism III" in einem rundum stimmigen Finale ausklingen lässt.

Womit wir uns dem visuellen Teil dieses umfangreichen medialen Kombipaketes, respektive der DVD zuwenden wollen. Wir erinnern uns: Während "Epicurean Escapism II", 2013 als faktisch erster Teil der Trilogie erschienen, die Videoarbeiten von MIKE DANDO aka CON-DOM präsentierte, versammelte "Epicurean Escapism I" ein Jahr später das Video-Oevre von MARTIN BLADH – auf "Epicurean Escapism III" kann man sich unter dem Titel "Proceed With Inquiry" nun einen Überblick über das Video- und Bühnenschaffen des DAVE PHILLIPS machen, und das ist, soviel sei vorab schon mal gesagt, nichts für schwache Nerven. Der gebürtige Schweizer ist als Musiker und Performance-Künstler bereits seit über 25 Jahren präsent und dürfte dem Gourmand des Experimental-/Noise-Sektors insbesondere aufgrund seiner Aktivitäten mit der, 1987 von RUDOLF EB.ER aka RUNZELSTIRN & GURGELSTOCK in Zürch als Extreme-Arts-Kollektiv gegründeten SCHIMPFLUCH-Gruppe ein Begriff sein, wo er – neben EB.ER selbst, JOKE LANZ aka SUDDEN INFANT und DANIEL LÖWENBRÜCK, Betreiber des TOCHNITH ALEPH-Labels in Berlin – zur Kern-Belegschaft gehört. Es sei an dieser Stelle übrigens freimütig eingeräumt, dass deren psychotherapeutisch-kathartische Aktionskunst nie so recht des Rezensenten cup of tea war: zu überfrachtet im theoretischen Überbau, zu regressiv und amorph das künstlerische Ergebnis – so war stets sein Eindruck, doch mag dieser freilich einer zu sprunghaften und oberflächlichen Beschäftigung mit der Materie geschuldet sein. Wie auch immer: Während EB.ER sich vorrangig die intrapersonell-subjektive Mikroebene zum kreativen Tummelplatz auserkoren hat, fokussiert sich PHILLIPS im Rahmen seiner Solo-Machenschaften eher auf die interpersonell-objektive Makroebene, will heißen: hier werden die dicken Bretter kollektiver, ja: globaler Missstände gebohrt. Konsequenterweise stellt der geschätzte Kollege UWE SCHNEIDER vom AFRICAN PAPER-Webzine PHILLIPS in jenem einführenden Text, den er für das Booklet verfasst hat, aufgrund seiner künstlerisch-musikalischen Umtriebe in Verbindung mit seinen "critical views and comments on the state of late-capitalist society and the consequences of our way of life for life on earth" denn auch als "sound activist" vor: dies eine Bezeichnung, die in unserer sprachlich hochsensibilisierten Zeit aufhorchen lässt und die Assoziationen in Gefilde dirigiert, denen der Künstler wenigstens zum Teil durchaus entspricht.

DAVE PHILLIPS sieht sich als Fortschrittskritiker, will diese Kritik aber nicht auf das Prinzip Fortschritt schlechthin, sondern lediglich auf jene spezielle Variante bezogen wissen, die in der zeitgenössischen, hyperkapitalistisch geprägten Gesellschaft der westlichen Industrienationen dominant ist. Diese lehnt er als zu einseitig, zu exklusiv auf die rational-diskursive und materialistische Ebene abonniert, ab, und stellt ihr ein, wie sagt man so hübsch: ganzheitliches Verständnis entgegen, das freilich ausgesprochen vage bleibt und dem unbefangenen Zeitgenossen schon von den Hippies her vertraut vorkommen dürfte: "A way of dealing with nature and with each other, which is not dictated by materialist values, which is balanced, respectful and careful, which is not only business oriented and based on dominance and superiority, but perceives humans as a part of a whole." So weit, so wunderbar – diesem frommen Wunsch, wenn er dergestalt allgemein formuliert bleibt, wird sich höchstwahrscheinlich jeder erst einmal anschließen können, wird hier im Grunde genommen doch nichts anderes als der alte Traum vom Garten Eden vor (!) dem Sündenfall, kurz gesagt: vom großen, allumfassenden Glück in einer superaltruistischen Friede-Freude-Eierkuchen-Welt artikuliert. Dummerweise versteckt sich der Teufel aber selten in den großen Perspektiven, sondern meistens im Detail; strittig dürfte also weniger das formulierte Ziel – Glück & Frieden für alle & alles – sein, sondern vielmehr der Weg dorthin. Auf diese Frage hat selbstredend auch Sound-Aktivist DAVE PHILLIPS keine Antwort. Was freilich in schönster Ordnung ist, schließlich weist schon der programmatische Titel der DVD – "Proceed With Inquiry" – auf die vornehmliche Aufgabe der Kunst hin: Fragen zu stellen, Antworten hingegen allenfalls zart anzudeuten; andernfalls, als Vermittlerin allein seligmachender Konzepte, tritt sie uns in ihrem defizitären Modus als Agitation oder Propaganda entgegen.

Interessanterweise handelt es sich bei den intensivsten und beklemmendsten Clips, die der Rezipient auf der DVD zu sehen bekommt, gerade um solche, die sich aufgrund Ihrer Explizitheit schon beinahe irgendwo in der Grauzone bewegen. Die Rede ist von den Videoarbeiten, und hier insbesondere von "Video Action" sowie "Threnody". Bei ersterem handelt es sich um einen knapp 20-minütigen Zusammenschnitt von Screenings, die PHILLIPS im Rahmen seiner "Video Action"-Performances zeigte: mal mehr, mal weniger kurz aufgeblendete, zum Teil wirklich schwer erträgliche, Bild- und Videoschnipsel, durchbrochen von schlaglichtartig auftauchenden Kommentaren, welche das Verhältnis des Menschen zu einer Gesellschaftsform hinterfragen, die jedes Bewusstsein für die Verbindung mit der Umwelt und infolgedessen für Verhältnismäßigkeit, Verantwortung & Mitgefühl gegenüber Welt & Mitgeschöpf hinter sich gelassen hat. "Threnody" hingegen basiert auf einem Videofilm, der von der südkoreanischen Tierschutzgruppe CARE ins Netz gestellt wurde und die massenhafte Vernichtung von Schweinen nach Ausbruch der Maul- und Klauenseuche Ende 2010 in Südkorea zeigt. Das Perfide: Die Tiere wurden nicht getötet, sondern lediglich in einer riesigen Grube zusammengetrieben und schlussendlich lebendig begraben. Der Videomitschnitt von CARE zeigt, mal in der Totale, mal in quälenden Close-Ups, wie sich die immer panischer werdenden Tiere in der Grube, in die unaufhörlich mehr Schweine getrieben werden, vor Panik gegenseitig beißen, tottrampeln und in stetig sich steigernder Todesangst quieken, nein: brüllen – und dieses vieltausendfache, agonale Geschrei hat PHILLIPS zur Basis des, 2013 auf der Compilation-2CD "A Collection Of Hair" erschienenen, Tracks "Threnody To The Victims Of Gluttony“ gemacht, der das Video begleitet. Die Wirkung kann mit mit Begriffen wie verstörend, beklemmend oder schockierend nur oberflächlich umschrieben werden – ziemlich sicher jedenfalls dürfte selbst dem leidenschaftlichsten Fleischesser der herzhafte Genuss einer Grillhaxe, Bockwurst o. ä. nach Inaugen- und -ohrenscheinnahme von "Threnody" für's erste gründlich verhagelt sein. Womit "Soundaktivist" PHILLIPS sein Ziel erreicht hat, wohlgemerkt ohne jene besagte rote Linie zu überschreiten, die Kunst von propagandistischer Agitation scheidet, beschränkt er sich doch lediglich auf die radikale, will heißen: realistische Präsentation und künstlerische Infragestellung jenes Terrors, mit dem der Mensch die ihn umgebende Fauna überzieht. Der weitgehende Verzicht auf die Formulierung von Antworten lässt den Aktivisten PHILLIPS zu guter letzt also hinter dem Künstler zurücktreten – und das ist gut so.

Neben weiteren Videoarbeiten und Kollaborationen (u. a. mit THE HATERS-Mastermind GX JUPITTER-LARSEN) finden sich auf der DVD Mitschnitte diverser Performances, so z.B. die von 1996 datierende, "Schimpfluch-Gruppe Paris" betitelte, auch unter "Spastic Food" oder "Spaghetti Action" bekannte, die DAVE PHILLIPS und RUDOLF EB.ER, unterstützt von einer Geigerin, vor mit Spaghetti gefüllten Tellern sitzend zeigt, in die sie, Gesicht voran, abwechselnd die Köpfe fallen lassen, um schließlich, sich auf der Bühne wälzend, Equipment & Mobiliar zu zerkloppen. Nun ja.  – Auch schön: "Screamscape, act 3", aufgeführt im Juni 2015 im Rahmen des "Screamscape"-Festivals der Kunsthalle "Fri Art" in Fribourg/Schweiz, die, so ist zu lesen, zu diesem Anlass "in ein internationales Institut zur Erforschung des Schreis“ verwandelt werden sollte: „Ziel ist die Erschaffung eines einmaligen Klangpanoramas (dem Screamscape) zusammengesetzt aus zahlreichen Studien, Theorien, Betrachtungen und Gefühlen in Verbindung mit dem Schrei." Nomen est omen: Unterlegt von allerlei amorphem Gerumpel, Gerappel und Geschepper lässt PHILLIPS sodann eine Truppe von fünf Mädels (wenigstens werden fünf von ihnen namentlich im Booklet erwähnt, es könnten aber auch mehr sein ...) während seiner Performance herumspringen und kreischen, was die Kunststudentinnenlungen hergeben. – Diese beiden Beispiele sollen genügen, um dem Leser eine vage Ahnung zu vermitteln, wo die Reise hingeht. Mache Er sich selbst ein Bild: dem Rezensenten liegt es fern, den Interpretationsspielraum, die Aufmerksamkeit und die Begeisterungsfähigkeit potentieller Zuschauer durch wahlloses und womöglich tendenziöses Gespoilere einzuengen. "Proceed With Inquiry" vermittelt in jedem Fall einen außerordentlich abwechslungsreichen und vielschichtigen Überblick über das Werk eines Künstlers, der eine klare  Botschaft hat und mit der Art, wie er sie bisweilen an den Mann und/oder die Frau bringt, durchaus zu polarisieren weiß. Eins wenigstens scheint relativ sicher: Wer sich die DVD ansieht, mag auf Nasch- und Knabberkram währenddessen getrost verzichten: der Appetit wird ihm mit ziemlicher Sicherheit binnen kurzem vergangen sein.


Summa summarum bleibt auch der dritte Teil der "Epicurean Escapism"-Reihe dem Konzept treu, repräsentative Einblicke in das Schaffen herausragender Exponenten post-industrieller Gegenkultur in Film, Bild und Ton zu vermitteln, und setzt dieses einmal mehr absolut überzeugend um. CD und DVD finden im 24-seitigen Booklet eine kongeniale Ergänzung, die sämtliche vertretenen Künstler und Projekte noch einmal angemessen mit Fotos, Bildern, Collagen und Texten in Szene setzt und dem Leser/Betrachter vorstellt. Insbesondere UWE SCHNEIDERs einführender Essay "Our progress is one-sided – the cosmos of Dave Phillips" sei an dieser Stelle noch einmal lobend hervorgehoben, erleichtert er demjenigen die Annäherung an DAVE PHILLIPS Werk doch spürbar, der damit vorher nichts oder nur sehr wenig zu tun hatte. "Epicurean Escapism III" ist in jeder Hinsicht eine runde Sache geworden und setzt der Trilogie das finale Krönchen auf.

Schade eigentlich, dass es das jetzt gewesen sein soll, doch bekanntlich soll man ja aufhören, wenn es am schönsten ist – das ist THE EPICUREAN zweifellos gelungen. Last but not least bekommt der Endverbraucher übrigens ein nachgerade traumhaftes Preis-Leistungs-Verhältnis geboten: Denn mal ehrlich, wo, bitteschön, bekommt man heutzutage für schlappe 22 Euro noch eine solch hochkonzentrierte Packung Kunst, Film und Musik serviert? Na? Na? – Eben. Also ran da!

 
Endsal für nonpop.de


Verweise zum Artikel:
» THE EPICUREAN-Homepage
» THE EPICUREAN @ bandcamp
» "Epicurean Escapism III" @ bandcamp
» SUTCLIFFE JÜGEND-Homepage
» ALFARMANIA-Homepage
» LAST DOMINION LOST @ facebook
» NIKOLAS SCHRECK-Homepage
» BUDRUS @ discogs
» SKIN AREA @ facebook
» DAVE PHILLIPS-Homepage
» DAVE PHILLIPS @ bandcamp

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Zusammenfassung
Die "EE"-Trilogie findet hier einen rundum gelungenen Abschluss, der wie immer durch hohe Qualität in Form & Inhalt, bemerkenswerten Facettenreichtum sowie profunden künstlerischen & intellektuellen Anspruch besticht. Ein besseres Preis-Leistungs-Verhältnis ist schwerlich vorstellbar.

Inhalt
I. Epicurean Escapism III - CD

01: SUTCLIFFE JÜGEND: "AMUSE-BOUCHE" (6:04)
02: ALFARMANIA: "I Blodets Glöd" (11:46)
03: LAST DOMINION LOST: "To The Master, A Long Goodnight" (5:35)
04: NIKOLAS SCHRECK: "Lord Sutekh's Dream" (6:44)
05: BŪDRUS: "Duobe" (4:53)
06: GERECHTIGKEITS LIGA: "23/7" (3:53)
07: SKIN AREA: "Sighs Of Warning" (10:14)


II. Epicurean Escapism III - DVD: DAVE PHILLIPS: "Proceed With Inquiry"

1. Video Works:

1.1: Video Action
1.2: Scutigera
1.3: Truth Is Invented By Liars
1.4: Threnody
1.5: Rattus
1.6: Daniel
1.7: Iv Ea Pe

2. Performances:

2.1: Schimpfluch-Gruppe Paris
2.2: Abolishing Religion
2.3: 130731
2.4: Hole/Holy
2.5: Screamscape
2.6: Extreme Rituals

3. Collaborations:

3.1: As Long As The Victims May Be Quietly Buried
3.2: Samstags Nie
3.3: I Curse You And All Your Kind
3.4: ?10
3.5: Untitled #3

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