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Endsal

MICHAEL IDEHALL: No Man's Land

Okkulte Programmatik vs. dancefloorkompatible Schmissigkeit


MICHAEL IDEHALL: No Man's Land
Genre: Post Industrial
Verlag: Ant-Zen &...
Vertrieb: Ant-Zen &...
Erscheinungsdatum:
15. April 2016
Medium: CD
Preis: ~13,00 €
Kaufen bei: Ant-Zen...


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Ebenso wie THOMAS MARTIN EKELUND aka TREPANERINGSRITUALEN, seines Zeichens umtriebiger Betreiber des, für allerlei pittoreske Elektronik- und Post-Industrial-Veröffentlichungen wohlbekannten, BELÄTEN-Labels, hat auch der Autor, Maler/Designer und Musiker MICHAEL IDEHALL seinen Lebensmittelpunkt im schwedischen Göteborg. So scheint es einigermaßen folgerichtig und nachvollziehbar, dass sich die Wege der beiden Herrschaften bereits vor einigen Jahren kreuzten und man in der Folge die kreativen Kräfte immer wieder einmal bündelte, um gemeinsam zu musizieren oder zu performen. Und so kommt es auch, dass die Erstveröffentlichung zentraler Ecksteine der IDEHALLschen Diskographie über BELÄTEN erfolgte, selbstverständlich im labeltypischen Cassetten-Format. Zwei dieser Alben, "SOL" von 2012 und "Deep Code" von 2014, wurden dankenswerterweise unlängst von ANT-ZEN unter dem Titel "Deep Code Sol" wiederveröffentlicht und dergestalt einer breiteren Hörerschaft zugänglich gemacht, das vorliegende Album "No Man's Land" präsentiert sich hingegen ab ovo als 100%ige Ko-Produktion beider Labels: "this release is brought to you by ant-zen & beläten", lesen wir auf ANT-ZENs Bandcamp-Seite und freuen uns, lässt dies doch mit einiger Berechtigung auf eine weitere Zuspitzung in Sachen bratziger Groovyness spekulieren.

Um IDEHALLs Musik zu charakterisieren, werden immer wieder gerne Vergleiche zu DEN Stamm- & Ahnherren des klassischen, elektronikbasierten Post Industrial schlechthin gezogen, und in der Tat teilt MICHAEL IDEHALL mit COIL nicht nur die Vorliebe für bisweilen frickelig-weirde, bisweilen bratzig-groovige, in jedem Fall aber hochgradig psychoaktive Soundlandschaften, sondern auch das ausgeprägte Faible für eine, allem künstlerischen Schaffen zugrundeliegende und dieses inspirierende, magisch-okkultistische Weltanschauung: explizit kommt dies insbesondere in IDEHALLs Texten und Büchern (mit Blick auf COIL beachte man hier die Vorliebe für Runen- und Sigillen-Ornamentik) zum Ausdruck, implizit deutet es sich in Titeln wie "Vril-Ya", "Nagelfar" oder "Raven Of Abraxas" bereits an. Ebenso wie ehedem COIL ist es IDEHALL um die praktisch wirksame und erfahrbare, Strukturen transzendierende Kraft von Musik im Zusammenhang mit Kontemplation, Ritual und Ekstase beschaffen, Musik wird also nicht nur als Mittel ästhetischer Erbauung, sondern als funktionales Agens begriffen. Betrachtet man das Oevre in seiner Gesamtheit, so scheint der Vergleich also durchaus gerechtfertigt, wenngleich die schiere Intensität, Authentizität und Kohärenz sowie der überbordende Facettenreichtum des Gesamtwerkes von JOHN BALANCE und PETER CHRISTOPHERSON selbstredend unerreicht – und höchstwahrscheinlich ohnehin unerreichbar – bleiben.

"No Man's Land" klingt insgesamt noch straffer durchkonzipiert als seine Vorgänger: wie aus einem Guss steht das Album da und strotzt dennoch vor Abwechslungsreichtum und Energie. Die dezidiert experimentellen oder, um einen derzeit ganz besonders wohlgelittenen terminus technicus in Anschlag zu bringen: die obskuren Passagen sind zugunsten einer beatlastigeren, rhythmusorientierteren Gangart zurückgefahren worden, ohne dass dies auch nur ansatzweise zu einer Verflachung in Inhalt und/oder Ausdruck geführt hätte, ganz im Gegenteil: das Album nimmt den Hörer maelstromgleich in seinen Sog auf, zieht ihn tiefer und tiefer und gibt ihn nur gegen die konzentrierte Aufbietung all seiner Kräfte wieder frei: "ant-zen and beläten invite you to visit 'no man's land' - easy to enter, but hard to leave", resümiert man labelseitig, und dem ist beizupflichten. Hinzuzufügen wäre vielleicht noch: der Effekt verliert sich nicht, sondern vertieft sich vielmehr von Hördurchgang zu Hördurchgang. Zu den tendenziell nach vorne losgehenden, teilweise durchaus tanzflächentauglichen, Hits der Scheibe zählen zweifelsohne das bereits erwähnte "Raven Of Abraxas", ein COIL-Klon reinsten Wassers, bei dem selbst die Vocals an JOHN BALANCE erinnern, der sinistre, irgendwie gleichermaßen apokalyptisch wie dionysisch tönende Tribal-Rundgesang "Yoni", der betont noisige Industrialklopper "Nightmare" und last but not least das hypnotische, von Gitarrenfeedbacks durchzogene und dergestalt subtil shoegazig-postrockig anmutende "Walkabout". Wer es etwas introvertierter und irrlichternder wünscht, dem sei das, Assoziationen an BAD SECTOR evozierende, ungeachtet seiner oberflächlichen Grobkörnigkeit ausgesprochen meditative, hochgradig faszinierende "Through The Looking Glass" oder das irgendwie verhalten lauernde, an die besseren Tage von SLEEP CHAMBER erinnernde "Sickness" ans Herz gelegt. Kurzum: Auf der gesamten CD findet sich nicht ein einziger, wirklich schlechter Track, auch Mittelmaß ist praktisch unauffindbar – in Zensurtermini gesprochen, kann jeder einzelne der 14 Tracks mit voller Berechtigung die Schulnote Eins oder Zwei für sich beanspruchen. Das muss man erstmal hinbekommen.

Insgesamt also ein rundweg empfehlenswertes Album für alle, die qualitativ hochwertigen, rhythmusorientierten Post Industrial elektronischer Provenienz ohne auch nur den Hauch eines Schießbudentechnofaktors zu schätzen wissen. Ein klitzekleines Quäntchen Faszination mehr mag möglicherweise noch der empfinden, der überdies magisch-okkulten Interessen und Leidenschaften frönt, doch hält der Autor dergleichen für verzichtbar: Auch Atheisten, Agnostiker und/oder Nihilisten werden an "No Man's Land" ihre helle Freude haben, so sie sich denn ungeachtet ihrer trostlosen Perspektive auf den uns umgebenden Wahnsinn einen Sinn für das Gute, Wahre und Schöne erhalten haben: Dieses Album ist eine dunkel strahlende Perle, die sich in rauer, widerborstiger Schale verbirgt und darauf wartet, vom Hörer entdeckt zu werden, um ihn in ihren Bann zu ziehen; in diesem Sinne: "easy to enter, but hard to leave" – wie wahr, wie wahr ...!


 
Endsal für nonpop.de


Verweise zum Artikel:
» MICHAEL IDEHALL-Homepage
» MICHAEL IDEHALL @ facebook
» MICHAEL IDEHALL @ SoundCloud
» MICHAEL IDEHALL @ discogs
» BELZEBEZ-Homepage
» BELÄTEN-Homepage
» ANT-ZEN-Homepage
» "No Man's Land" @ Beläten
» "No Man's Land" @ Ant-Zen

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» MICHAEL IDEHALL: Deep Code

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Zusammenfassung
Brilliantes Album! Absolute Empfehlung für jeden Connaisseur hochwertigen, elektronisch generierten Post-Industrial-Sounds mit ausgeprägter Rhythmusorientierung, magisch-okkulter Programmatik und einer gehörigen Prise COIL: Mr. IDEHALL macht auf "No Man's Land" alles richtig.

Inhalt
01: Of The Stupa (3:45)
02: Yoni (4:53)
03: Nagelfar (5:18)
04: No Man's Land (4:51)
05: Behind The Moon (4:01)
06: Deep Code (4:00)
07: Nightmare (5:41)
08: Through The Looking Glass (4:14)
09: Howlings (6:26)
10: Malleus (4:22)
11: Raven Of Abraxas (4:01)
12: Sickness (6:41)
13: Walkabout (5:39)
14: Angel Of Fear (4:06)

CD im weißen, silbern bedruckten Karton-Schuber
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