http://www.nonpop.de/nonpop/index.php?type=review&area=1&p=articles&id=2976&high=produced
NONPOP - Artikel > Rezensionen > Tonträger > PHASE II: Fleeting Spirits



Michael We.

PHASE II: Fleeting Spirits

Prog-Folk-Debüt nach 38 Jahren!


PHASE II: Fleeting Spirits
Genre: Folk (-Rock)
Verlag: HauRuck!
Erscheinungsdatum:
Februar 2016
Medium: CD
Preis: ~16,00 €
Kaufen bei: Labelshop


Schrift vergrößern Schrift verkleinern


PHASE II habe ich als Band, um ehrlich zu sein, nie wahrgenommen. Was vielleicht daran liegen mag, dass zwischen Gründung (1978) und Auflösung (1981) nur drei Jahre und eine Single ("Phase II", 1979) lagen. Dabei ist das progressive Folkduo aus den USA alles andere als uninteressant, wie sich nun – für mich – im Nachhinein zeigt. Allein bei den Namen wird der eine oder andere Kenner vielleicht hellhörig: Es handelt sich um MARK ANDREWS und NICHOLAS TESLUK, letzterer eine Hälfte des Ur-Neofolk-Duos CHANGES. Wie aus dem Nichts erschien vor sechs Jahren (2010) mit "Afterglow" eine Art modernisierter Werkschau: Sechs Stücke aus dem ursprünglichen (Live)Repertoire, einige bislang ungehörte Songs sowie – die größte Überraschung – ein neu komponierter Track. Diesen als Vorboten für weitere neue Stücke zu sehen, erschien vielen Reviewern damals zu gewagt. Aber nun, weitere sechs Jahre danach, erscheint mit "Fleeting Spirits" tatsächlich ein rundum neues Album – 38 (!) Jahre nach Gründung der Band das erste Vollzeitwerk. Ich fand es vor ein paar Tagen kommentarlos und ohne Absender in meinem Briefkasten – vielen Dank an wen auch immer, der mir PHASE II und diese wunderbare CD nahe gebracht hat.

"The Creation" (01) ist ein perfekter Opener, weil er die inzwischen erreichte Bandbreite des Duos andeutet, und das alles in nur 2:42. Die schmissige Akustik-Gitarre wirkt zusammen mit der Flöte sehr (neo)folkig, der Rhythmus schlägt allerdings schnell um in bluesige Western-Atmosphäre. Ein weiteres klassisches Blasinstrument sowie gezupfte Streicher kommen dazu, so dass insgesamt eine interessante Mischung entsteht, die zwischen angenehmer Fahrstuhlmusik, Western, Folk mit extremem Lagerfeuer-Flair und – vor allem am Ende durch den Synthesizer – 70er-Jahre-Prog liegt. "And Day Will Never Come Again" (02) geht durchweg eher in Richtung Prog-Rock, recht soft allerdings. Der zerrende E-Gitarren-Lauf mit Percussion, die gedoppelten und sehr sanften Vocals – alles sehr stimmungsvoll, immer wieder mit experimentellen Zwischenparts und einigen Parallelen zu PAUL ROLAND. Zum ersten Mal erinnert mich in "My Friend" (03) der Gesang deutlich an CHANGES, begleitet durch orgeligen 70er-Jahre-Folkrock mit tragischem Piano, zahlreichen weiteren Instrumenten und psychedelischen Effekten.
"White Horse Warrior" (04) überzeugt als dramatischer, düsterer Folksong mit Akkordeonklängen. Viel Lebenserfahrung hört man in "You Are Gone" (05), ein Duett unterlegt mit Pizzicato-Streichern und weiterer klassischer Instrumentierung. Der epische Zehnminüter "Berlin '70" (06) passt die Instrumente den erzählerischen Vocals an, schwelgerisch und mit sehr psychedelischen oder spacigen Zwischenspielen. In "I Am The Mirror" (07) schimmert NICK DRAKE durch – allerdings mit Snare Drums. Und "Silent Are The Oars Tonight" (08) ist die perfekte, schöne Ballade zum Abschluss, teils im Duett und mit erstaunlich kräftiger Percussion.

Bis auf Samples eines DYLAN THOMAS-Gedichtes stammen alle Bestandteile aus der Feder von MARK ANDREWS und NICHOLAS TESLUK. Es handelt sich also tatsächlich um das eigentliche Debüt des Duos mit durchweg neuen Songs – denen ein großer Zauber innewohnt. Für mich entsteht er durch ein Paradoxon: Sämtliche Lieder scheinen gleichzeitig vergangen und zeitlos. Zwar verweist die Musik durchweg auf Folk und Prog der 70er, wirkt aber – unter anderem – durch die umfassende, teils moderne Instrumentierung und die immense Lebenserfahrung der Vocals – wie im Alterswerk von JOHNNY CASH – sehr gegenwärtig. Die zahllosen Instrumente, die von Song zu Song wechseln und jedem Lied einen leicht anderen Anstrich geben, sorgen für Abwechslung. Und AXEL FRANK respektive ALBIN JULIUS ('produced by') für einen guten Sound. Für alle Fans von CHANGES, frühem (Neo)Folk und 70er-Prog ist "Fleeting Spirits" ein Fest!!

 
Michael We. für nonpop.de


Verweise zum Artikel:
» PHASE II @ Facebook
» PHASE II @ Discogs
» PHASE II @ Bandcamp


Anzeige:
Namentlich gekennzeichnete Beiträge spiegeln ausschließlich die Meinung des jeweiligen Verfassers bzw. Interviewpartners wieder. Nachdruck (auch auszugsweise) nur mit schriftlicher Genehmigung durch den Betreiber dieser Seite.
Link-Code zu diesem Artikel:
Wöchentliche Artikelübersicht per Mail
Werde NONPOP- Redakteur...
» Diesen Artikel bewerten
» Kommentar zum Artikel verfassen
Zusammenfassung
38 Jahre nach Gründung erscheint das Debüt des Duos, an der eine Hälfte von CHANGES mitwirkt. Sämtliche Lieder scheinen gleichzeitig vergangen und zeitlos. Für alle Fans von frühem (Neo)Folk und 70er-Prog ist "Fleeting Spirits" ein Fest!!

Inhalt
01. The Creation
02. And Day Will Never Come Again
03. My Friend
04. White Horse Warrior
05. You Are Gone
06. Berlin '70
07. I Am The Mirror
08. Silent Are The Oars Tonight

~ 49 min.
NONPOP RADIO
Nonpop Radio starten:

Hier Popup
Ebay- Angebote zum Thema:
Phase II