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awk

GELBART: PREEMPTIVE MUSICAL OFFERINGS

TO SATISFY OUR FUTURE MASTERS


GELBART: PREEMPTIVE MUSICAL OFFERINGS
Genre: Kraut-Pop
Verlag: Gagarin Records
Medium: Vinyl-LP + Download
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Der aus Tel Aviv stammende und seit 2005 in Berlin lebende Multiinstrumentalist ADI GELBART hat für sein neues Album nicht nur die Musik komponiert, sondern sie der Einfachheit halber vorher eingespielt – klar! – und auch gleich noch gemixt. Dieser Mensch ist nämlich sein eigenes Studio. Und das ist vollgepackt mit seltsamen Geräten. Allesamt analog. Manche batteriebetrieben. Andere wurden vorher noch schnell neu verkabelt oder mit Lötstellen an merkwürdigen Stellen versehen. Auf jeden Fall – das haben die Instrumente und Maschinen, die zum Einsatz kommen, gemein – sind nur noch wenige davon im Originalzustand. Die meisten haben eine Transformation durchgemacht. Sie gingen durch die Hände GELBARTs. Das allein ist schon Grund genug, ein Gerät zu etwas anderem werden zu lassen – fernab von gängiger Nutzung. So liegt es konsequenterweise dann auch auf der Hand, dass, wenn es um aktuelle Strömungen der akkurat, hochkomprimierten Musik geht, dieser Mann kaum Interesse daran zeigt. Ihn interessieren andere Dinge. So zum Beispiel Apparate und Klänge aus der Frühzeit der elektronischen Musik. Auch die konkrete Musik findet er interessant. Vor allem aber reizt es ihn, in die undenkbaren Bereiche zu denken. Stößt er dort auf eine Idee, setzt er sie um, macht sie zu Musik. Und die klingt, als ob er sie aus einer vergangenen Zukunft geholt hat, um sie hier gegenwärtig werden zu lassen. Dazu das fantastisch, nervös anmutende Klangbild. Und fertig ist etwas, das man nicht oft in der hiesigen Musiklandschaft auftauchen sieht: ein seltener, quietschbunter Vogel. Die Musik des neuen Albums nimmt sich dementsprechend schrill aus. Kunterbunt geht es zur Sache.

Schon der erste Titel „He Who Speaks Through Pyramids“ hört sich an, als käme er aus dem Tanzsalon des Raumschiffs Orion. Die Orgel ist kein digitaler Synthesizer sondern ein alter Staubsauger – jedenfalls könnte es einer sein. Und die Töne, die dieses Ding produziert, klingen in allen Bedeutungen des Wortes schräg. Auch in „Tsuburaya“ (02) orgelt, bzw. knödelt es schräg. Dazu, in „The Big Sleep“ (03), kommen sowohl Geräte, die wie Blasinstrumente klingen, als auch Tasteninstrumente, die fiepen, zum Einsatz. Dazu gesellen sich am Ende Maschinengeräusche und ein Spinett – oder etwas, das danach klingt. „Leaves for Gamera“ (04) wartet dann mit orientalischer Conga-Rhythmik auf. Dazu eine passende halb- bzw. vierteltönige gespielte Melodie, wieder das nach einem Spinett klingende Gerät und eine Klarinette.
Manchmal klingen die Titel, wie in „Harpsichord automata“ (05), auch nach alter Computer-Musik. Hierfür verwendete GELBART das im Titelnamen genannte Harpsichord – ein mir bisher noch unbekanntes, vermutlich im Eigenbau entstandenes Instrument, das auch in „Dust“ (06) zu hören ist. Aber sicher bin ich mir nicht. Es könnte nämlich auch die alte Vermona-Orgel sein, die im Pressetext neben allerhand Drum-Machines, nicht näher benannter Elektronik, einer Klarinette und einer Trompete, einem Doppel-Bass und anderen Instrumenten angegeben ist.

Manchmal klingt das Ganze jazzig, manchmal spacig, immer lo-fiig, ungerade, schrill und bunt. Nun, ADI GELBART ist ein komischer Vogel, ein Paradiesvogel vielleicht, einer von der seltenen Sorte.

 
awk für nonpop.de


Verweise zum Artikel:
» GELBART-Seite
» Label-Seite


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Zusammenfassung
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Inhalt
Side A
1 He who speaks through pyramids
2 Tsuburaya
3 The big sleep
4 Leaves for Gamera
5 Harpsichord automata
6 Dust

Side B
1 Spacetime reverie
2 The source
3 Birth of Alpha
4 March of the thinking machines
5 The message
6 Echoville
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