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Tony F.

KARNNOS: Dream Continent


KARNNOS: Dream Continent
Genre: Neofolk
Verlag: Cynfeirdd
Erscheinungsdatum:
Dezember 2015
Medium: CD
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Ende der 90er Jahre erlebte der Neofolk/Martial-Industrial eine echte Blütezeit, in der vielfach neue Projekte und Labels gegründet wurden und wobei es, so ehrlich muss man sein, natürlich auch oft Masse statt Klasse gab. Der große Hype verlor sich schließlich ab der Mitte der Nuller-Jahre. Die Szene änderte sich, viele Projekte und Labels verschwanden wieder – wenige neue, gute Projekte folgten.

Eine interessante Nische in diesem weiten Feld besetzte ab 1998 das französische Label CYNFEIRDD (inkl. eigenem Magazin), das mit Acts wie GAE BOLG, OMNE DATUM OPTIMUM oder WHILE ANGELS WATCH ganz eigene Marken setzte. Die portugiesische Band KARNNOS tauchte im Jahr 2000 das erste Mal im Labelkatalog auf, nachdem man zuvor schon auf Tape und CD-R veröffentlicht hatte. Die Band überzeugte mit einer ganz eigenen Mischung aus sehnsuchtsvollem Dark Folk und organischem, erdigem Ambient – alles mit einer Prise (Natur-)Mystik, Field Recordings und rituellen Anleihen versehen. Insofern war die Band nie etwas für Leute, die eher auf simplen, knalligen Neofolk standen. Insgesamt drei Alben erschienen bis 2005 auf dem Label – nur unterbrochen durch eine zu empfehlende Single auf HAU RUCK! im Jahr 2001.

Schon bei den Arbeiten für das letzte Album „Undercurrents And Lost Horizons“ traten diverse Schwierigkeiten innerhalb der Band auf, die fast dazu geführt hätten, dass dieses Album nie erschienen wäre. Daraus folgte allerdings auch der Eindruck, dass das Album nicht ganz ausgereift war, dass einfach mehr möglich gewesen wäre. Nicht überraschend besiegelte „Undercurrents And Lost Horizons“ dann auch das vorläufige Ende der Band. JOHAN AERNUS beschäftige sich in der Folgezeit weiter mit seinem ebenfalls bereits in den 90er Jahren gestarteten Ritual Ambient-Projekt WOLFSKIN. JOAO FILIPE ist seitdem vor allem als Mitglied des ruppigen Industrial-Acts SEKTOR 304 tätig gewesen.

Nach zehnjähriger Pause erscheint nun mit „Dream Continent“ völlig überraschend ein neues Album von KARNNOS. Das eigentlich erstaunliche dabei ist, dass sich die fünfköpfige Bandbesetzung trotz der langen Pause kaum geändert hat. Allein NUNO CRUZ hat die Band verlassen, wohingegen alle anderen Mitglieder inklusive Gründungsmitglied A. GUERRA wieder involviert sind. Verstärkt hat man sich durch J. OLIVEIRA, der erstmals den Bass als Instrument in den Sound der Band hörbar integriert. Lässt man das Album auf sich wirken, so fällt auf, dass der instrumentale Ambientanteil etwas höher ausfällt als in der Vergangenheit, sodass das Ganze teils etwas in Richtung WOLFSKIN tendiert. Das Klangbild an sich wurde behutsam weiterentwickelt und etwas mehr vom nebelig, rituellen Dark Folk entfernt und damit im Hier und Jetzt verortet. Am deutlichsten wird dies wohl im zweiten Stück „Floating Away From Sight“, das mit prägnanter Basslinie, akzentuierten Gitarrenfiguren und einem luftigen Sound nicht das Gefühl aufkommen lässt, man müsste Staub vom Bandposter pusten. Die subtilen Änderungen im Sound machen sich zudem durch sirrende E-Gitarrenklänge und andere Produktionsweisen bemerkbar, die das Soundbild etwas aufklaren. Gleichzeitig hat der treue KARNNOS-Hörer aber nicht das Gefühl, die Band hätte die Schraube zu weit gedreht. Der flüsternde Sprechgesang von JOHAN AERNUS, die sehnsuchtsvolle, melancholische Atmosphäre, die urwüchsige Percussion, die vielen eingesetzten akustischen Instrumente – das alles schafft innerhalb kürzester Zeit, den Anschluss wieder herzustellen. Dabei sind der Band mit „The Dream Continent“ oder eben auch „Floating Away From Sight“ wieder echte Perlen gelungen, die sich einprägen.

Über die Rückkehr vieler Bands nach jahrelanger Pause ist ja nicht zwingend nur Gutes zu sagen; „Dream Continent“ allerdings ist die überraschende, im Sound vielschichtige, konsequente und überzeugende Rückkehr von KARNNOS.

 
Tony F. für nonpop.de


Verweise zum Artikel:
» KARNNOS @ Facebook

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Zusammenfassung
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Inhalt
Inside The Dream
Floating Away From Sight
Timeless Echoes
Zenith Of The Hour
Hollows Of The Night
An Ocean Of Bliss
Homeless But Starfull
Whirling Spaceforms
Fogtrees And Sandstones
The Dream Continent
A Space Out Of Space
Out Of Sight
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