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Michael We.

DER BLAUE REITER: Dies De Cendra

Erste Stücke in neuer Besetzung


DER BLAUE REITER: Dies De Cendra
Genre: Neo - Klassik
Verlag: La Esencia...
Erscheinungsdatum:
Dezember 2015
Medium: Vinyl 7''
Preis: ~10,00 €
Kaufen bei: Steinklang


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Nach der Trennung ist vor dem Album. Leider existiert eine der aufregendsten Neoklassik-Bands nicht mehr in Originalbesetzung. Mein Bedauern darüber habe ich zum Erscheinen von "Le Paradis Funèbre II" (Besprechung) schon formuliert. LADY NOTT (Geige und Vocals) verließ das Duo vor etwas mehr als einem Jahr, und das angesprochene Album – ein Rückgriff auf "Le Paradis Funèbre", das allererste Werk von DER BLAUE REITER – war so etwas wie ein Abschiedsgeschenk, der sich schließende Kreis in der Diskografie. SATHORYS ELENORTH kündigte damals bereits an, dass DER BLAUE REITER weiter bestehen soll. Und zwar unter Beteiligung von CECILIA BJÄRGO. Als ehemaliges Mitglied von ARCANA und Frau von PETER BJÄRGO ist sie musikalisch alles andere als unbekannt und übernimmt – wie nicht anders zu erwarten war – den weiblichen Rezitationsteil des Projektes. Als Gast war sie ja bereits auf "Le Paradis Funèbre II" zu hören, gemastered übrigens von ihrem Mann.
Ob es am personellen Umbau liegt, weiß ich nicht. Jedenfalls erscheint das neue geplante Vollzeitalbum der bombastischen Zwei-Mann/Frau-Kapelle ein Jahr später als geplant. "Fragments of Life, Love & War" soll im Laufe des Jahres 2016 auf den Markt kommen, unten könnt Ihr einen ersten Teaser hören. Vorbote ist nun diese Single mit zwei neuen Stücken und CECILIA BJÄRGO in Aktion.

Inhaltlich drehen sich die Songs um den Spanischen Bürgerkrieg und insbesondere um die Situation Kataloniens, also die Invasion und die Eroberung durch Francos Truppen Ende 1938, Anfang 1939. Dies ist den Liedern auch ohne entsprechende Spanischkenntnisse, durch Einspielung – offenbar historischer – Ansprachen anzuhören.
Auf klanglicher Ebene 'historisch' beginnt "Dans L'Obscurantisme De La Guerre" (A), mit Rauschen und Knistern, einer Klassikaufnahme wie von Schelllack und einem der erwähnten Wortbeiträge zu Katalonien. Das Umschalten in den Gegenwartsmodus geschieht aber recht schnell. Dramatische Streicherlayer und weitere Sprachsamples leiten über zur düsteren und tragische Neoklassik von DER BLAUE REITER. Auch die martialischen, typischen Snare Drums beziehungsweise Trommeln stoßen dazu, ebenso wie ein überraschend weicher Klarinettensound. Das alles türmt sich mächtig und bedrohlich auf, inklusive der schnarrenden Sprechvocals von CECILIA BJÄRGO.
Die Atmosphäre von "Dies De Cendra, Temps De Silenci" (B) ist etwas verwehter, weniger direkt. Einzelne Töne und Geräusche liegen über einer langsamen, tragischen Streichermelodie. Eine erneut martialische Ansprache – in der ich immer wieder den Ausspruch "Lang lebe Katalonien!" identifizieren kann – vermischt sich mit einer geloopten Klaviermelodie.

Martial Neoklassik, die dieses Mal auf Vergangenes verweist, sowohl (teils) musikalisch als auch inhaltlich. Ich spüre weniger Bombast und bin auf Anhieb nicht ganz so ergriffen wie bei einigen früheren Songs, insbesondere auf "Nuclear Sun" (zum Beispiel bei "The Fall Of Light", mein persönliches Referenzstück). Vor allem fällt auf, dass die starke gemeinsame Rezitation Mann / Frau offenbar kein Stilmittel mehr ist. DER BLAUE REITER bewegen sich aber nach wie vor auf sehr hohem Niveau. Ich kenne kein Projekt, das es so stilsicher schafft, für Pathos anfällige Elemente ohne jeden Anflug von Kitsch zu kombinieren. Wie sich der etwas nachdenklichere, historischere Gestus auf Albumlänge auswirkt – ich bin sehr gespannt.

Teaser auf das neue Album



 
Michael We. für nonpop.de


Verweise zum Artikel:
» DBR @ Discogs
» Single @ Bandcamp

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Zusammenfassung
Zwei Stücke in neuer Besetzung als Vorboten auf das kommende Album. Wie immer auf hohem Niveau: Bombastische Neoklassik mit Pathos, aber ohne Kitsch. Gefühlt etwas nachdenklicher als früher, mit viel historischem Material rund um den Spanischen Bürgerkrieg.

Inhalt
A. Dans L'Obscurantisme De La Guerre (5:38)
B. Dies De Cendra, Temps De Silenci (5:58)
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