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Daisy

SUNN O))): Kannon

Qual und beglückende Befriedigung zugleich.


SUNN O))): Kannon
Genre: Drone
Verlag: Southern Lord
Vertrieb: Southern Lord
Erscheinungsdatum:
12.12.15
Medium: CD
Preis: ~16,00 €
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„Vowing to never rest despite strenuous effort...“

Die erste Textzeile, die uns der Gastvokalist ATTILA CISAR von der norwegischen Black Metal-Band MAYHEM aus den Tiefen seiner schwarzen Seele herausgurgelt, genau das könnte das Motto der Extrem Drone-Doomer um STEPHEN O'MALLEY und GREG ANDERSON sein.
Seit ungefähr 1998 dröhnt das Duo in seinem ureigenen Stil den Putz von den Wänden und das Schmalz aus den Ohren. Anfangs als EARTH-Tribute Project konzipiert, hat sich das Seattler Kollektiv schon seit einiger Zeit emanzipiert und gehört mittlerweile zu einer festen Größe im Drone-Genre. Während EARTH sich weiterentwickelt haben und mittlerweile eine Art doomige Americana spielen, sind SUNN O))) ihrem Stil bis auf kleinere Variationen weitestgehend treu geblieben. Sprich, die abgrundtiefen Gitarren sind das Trademark wie auch das Damoklesschwert, welches nur wenig Bewegung zulässt. Böse Zungen bezeichnen das ganze Konzept als „10 Minuten Intros, bevor der der eigentliche Song beginnt“… Aber das ist geschenkt, da das Projekt schon immer polarisierte und Geschmäcker bekanntlich verschieden sind.

Nun denn, hier ist also der neuste Erguss mit dem Titel „Kannon“, welcher am 12.12.2015 in Deutschland veröffentlicht wurde. Welchen Stellenwert das Album in der Diskographie einnehmen wird – das letzte Album „Monoliths & Dimensions“ liegt bereits sechs Jahre zurück – das weiß nur Gevatter Chronos.
Auf den ersten Blick fällt das bizarr-ästhetische Cover auf. Verantwortlich dafür zeichnet die Schweizer Designerin ANGELA LAFONT BOLLINGER. Ihre Interpretation der Vision des „Kannon“ ist ein eigenwilliger Eyecatcher. Nach dem visuellen Einstimmungsteil, widmen wir uns der Hauptsache: der Musik! Und fragen uns: In wie weit wird uns SUNN O))) trotz aller Stiltreue überraschen?
„Kannon“, der Titel des Albums, ist eine Ableitung von Guanvin, dem Namen einer Göttin des Mitgefühls, die die weibliche Form des Bodhisattva Avalokiteshvara darstellt. Guanvin bezeichnet eine der populärsten Figuren der buddhistischen Ikonologie. Im japanischen Sprachraum auch als Kannon bekannt. Das ganze Album ist, soviel sei schon gesagt, durchtränkt mit buddhistischen Ideen und der daraus folgenden Läuterung.
„Kannon 1“ lässt erst einmal die Assoziation „überlanges Intro“ aufflammen. Ein schwarzer Monolith, der sich mit Feedbacks ankündigt. Danach übernehmen monotone Gitarrenriffs in Zeitlupe die Regentschaft. „Kannon 1“ besticht durch einen sehr linearen Aufbau, der sich nur unmerklich verändert. Ein sehr hypnotischer Brocken, den die Herren kontemplativ fabrizieren. Der Sinkflug über ein dunkles Vulkanmassiv. Es rumort und brodelt. Aber wie ein Coitus Interruptus, immer beherrscht und doch kurz vor dem Ausbruch, während ATTILA düstere Verse rezitiert. Unser Lebensweg ist durch Leid gekennzeichnet. Hingabe, Opferbereitschaft und das nie endende Streben nach Erlösung bzw. Auflösung sind unsere Wegmarken. Wir vibrieren, wir atmen, wir sind.

„The daughter of the cruel king. The tree misfortunes to come, she allowed herself to die at the hand of an executioner“.

„Kannon 2“ wirkt etwas abwechslungsreicher und regelrecht feierlich. CISAR klingt hier fast wie ein gregorianischer Mönch. Die Gitarren dröhnen nicht ganz so gnadenlos. Für SUNN O)))-Verhältnisse wirkt es geradezu melodisch. Irgendwie eine Art nostalgischer Retro-Doom. Es wird viel mit Feedbacks gearbeitet. Insgesamt kommt das Stück nachdenklich und erhaben daher. Der Vulkan steht kurz vor dem endgültigen orgastischen Ausbruch. Wir werden aber nicht von der Lava überrannt, wie bei alten SUNN O)))-Stücken, nein, einzelne Aschebrocken regnen sanft auf uns herab. Gesegneter, schwarzer Staub bedeckt uns, hüllt uns ein. Nimmt uns die Luft zum Atmen. Macht das Herz klamm. Wir werden uns unserer fleischlichen Hülle bewusst, dem Käfig des Leiblichen.

„Suffering of the people as they fall ill. She caused death“.

Schließlich mündet alles in „Kannon 3“, den versöhnlichen Abschluss und die Krönung des Albums. Noch langsamer, noch feierlicher, die Zusammenfassung der beiden vorherigen Tracks. Es herrscht Resignation, helle Lavaströme überfluten die Einöde, Flora und Fauna enden, der ewige Kreislauf. Ewiges Vergehen, ewiges Neuentstehen. Das Sonnenrad kündet die baldige Rückkehr Weiser und Erfahrener. Buddhas Manifestationen schreiben Verse aus Feuer in den Himmel. Aber fürchtet Euch nicht, ihr Menschenkinder, es bricht ein neues Zeitalter an. Zeit des Bewusstseins, Zeit der Emotionen, Zeit des Höherstrebens.

„Her light is waving, crossing the infinite worlds. Expanding merging beginning and end“.

Was bleibt über das Album zu sagen? Es sei dahin gestellt, ob SUNN O)))-Devotees oder -Skeptiker auf das Album treffen, langweilig wird es niemand finden. Mit einer Laufzeit von überschaubaren 33 Minuten, hat man sich gerade mal in die tiefen Strukturen und verwobenen Themen reingehört, da ist es auch schon wieder vorbei. Zum Nebenbei hören waren SUNN O))) sowieso nie gedacht, die richtige Stimmung und entsprechende Muße ist für ein profundes Erfahren der Klangkunst vorteilhaft. Nochmal intensiver und wahrhaftiger lässt sich natürlich das traumatisierend und hypnotisierend wirkende Krachtheater der angeblich lautesten Band der Welt live erleben. Unvergessen sei das Konzert im Berliner Berghain 2009, zwei gitarrenspielende Sensenmänner lassen die Wände der kathedralenartigen Halle und die innersten Organe bis ins Mark erschüttern. Es ist Qual und beglückende Befriedigung zugleich.

„She destroys mortality, light reborn from shadow.“

Hirnschmalzteam: Markus Gerauer & Daisy

 
Daisy für nonpop.de


Verweise zum Artikel:
» SUNN O))) @ Wiki
» SUNN O))) @ Discogs

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» NAZORANAI (STEPHEN O'MALLEY): Nazoranai
» NWW/SUNN O))): The Iron Soul Of Nothing

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Zusammenfassung
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Inhalt
01. Kannon, Pt. 1
02. Kannon, Pt. 2
03. Kannon, Pt. 3

33:25 min.
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