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Endsal

TUSEN ÅR UNDER JORD: Sorgsendömet Fobos

Ehre, wem Ehre gebührt!


TUSEN ÅR UNDER JORD: Sorgsendömet Fobos
Genre: Drone/Post Industrial/Neo-Klassik
Verlag: Trollmusic
Vertrieb: Prophecy
Erscheinungsdatum:
6. November 2015
Medium: CD
Preis: ~15,00 €
Kaufen bei: Prophecy


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TUSEN ÅR UNDER JORD waren dem Rezensenten bis heute Nachmittag vollkommen unbekannt. Vor zwei, drei Wochen nahm er an der Peripherie seines Bewusstseins eine entsprechende Reviewnachfrage wahr, und das einzige, was ihn dazu bewegte, sich das Material einfach mal auf blöde 'runterzuladen, waren das ansprechende, ebenso asketisch wie pathetisch wirkende Coverartwork und der Umstand, dass "Sorgsendömet Fobos" ursprünglich 2013 als Cassette in einer 100er-Auflage beim schwedischen HIBISKOFON-Label erschienen ist – und dieses war dem Rezensenten wegen einer hervorragenden Tape-Veröffentlichung des ebenso großartigen wie obskuren Projektes DUSA in angenehmer Erinnerung geblieben. Nach dem Download schlummerten die Dateien dann allerdings erstmal eine Weile auf des Rezensenten Festplatte vor sich hin, bis sie aus einer spielerisch-verträumten Laune heraus heute zum ersten Mal angeklickt wurden. Tja, und was soll man sagen: Der vorliegende Artikel entstand unter dem unmittelbaren Einfluss unwillkürlich einschlagender und ungebremst um sich greifender, galoppierender Begeisterung angesichts dieses gänzlich unerwarteten Juwels.

Über die Person hinter dem Projekt mit dem klangvollen Namen – zu deutsch in etwa "Tausend Jahre unter der Erde" – ist wenig bis nichts in Erfahrung zu bringen, was über den Promotext des Labels TROLLMUSIC, das "Sorgsendömet Fobos" nun mit Original-Coverartwork als schicke Digisleeve-CD wiederveröffentlicht, hinausginge: "Tusen År Under Jord is an obscure project from Sweden which transcends the common borders of ambient, dark folk and nostalgic vinyl sounds.“ So weit, so aussagekräftig. Geht man allerdings von den wenigen, dem Release beigefügten Fotos aus, auf deren zweien jeweils eine verwischte, männliche Gestalt zu sehen ist, die, inmitten einer mehr oder weniger desolaten Schwarzweiß-Landschaft mit ausgemergeltem Baumbestand und halbverfallenen Gebäuden herumstehend, dem Betrachter den Rücken zuwendet, so handelt es sich hier wohl um eben jenen, in der TROLLMUSIC-Info nur beiläufig namentlich erwähnten, DANIEL, dem wir dieses geheimnisvolle Juwel zu verdanken haben.


TUSEN ÅR UNDER JORD

Im übrigen steht das diffuse Flair des Mysteriösen dem Werk ganz trefflich zu Gesicht, denn was wäre Passenderes denkbar angesichts einer Musik, die sich nahtlos in jene Rubrik skandinavischer Ausnahme-Projekte einzureihen vermag, die man mangels differenzierterer Beschreibungen etwas schwammig als "obskur" zu bezeichnen sich genötigt sieht – man denke in diesem Zusammenhang etwa an den alten schwedischen Post-Industrial-Klassiker WHEN, aber auch an die bereits erwähnten DUSA oder ÄTTESTUPA. All diesen Projekten gemeinsam ist die relative Einzigartigkeit ihrer musikalischen Ausdrucksform sowie die dadurch beim Hörer induzierte, ebenso spezielle wie intensive Grundstimmung, welche sich durch einen diffusen Mehrwert auszeichnet, der die genretypische Standarddüsternis in Richtung einer irgendwie "weirden" Naturmystik spezifisch skandinavischer Strickart übersteigt. Das finstere Ende der emotionalen Palette wird hier wohl durch die requiemartigen Abgesänge ÄTTESTUPAs markiert, vis-à-vis sehen wir auf der vergleichsweise lichten Seite die verspielten, gänzlich unorthodoxen DUSA und ziemlich genau dazwischen TUSEN ÅR UNDER JORD mit ihrem irgendwie organisch-trippigen und doch feierlich-getragenen Hybriden aus Drone, Neo-Klassik, Dark Ambient und einer Prise Neo-Folk.

Womit wir bei der Frage angekommen wären, was den interessierten Leser und potentiellen Hörer auf "Sorgsendömet Fobos" denn nun eigentlich konkret erwartet. – Also, zuerst einmal gaaanz viel Hintergrundgeknister und -geknackse, so dass man sich ein wenig in die gute alte Zeit des jugendlich-unverbraucht ins Kraut schießenden Trip-Hop zurückversetzt fühlt. Indes, die Masche funktioniert immer noch, ist man versucht zu sagen, denn die fragliche Knisterattacke trägt ein Erkleckliches zu jener unnachahmlich sinistren, mysteriösen und doch irgendwie heimeligen Atmosphäre bei, die über die gesamte Spielzeit hinweg konsequent beibehalten wird. Das musikalische Material setzt sich aus einer Vielzahl unterschiedlichster Stilelemente zusammen. Es basiert in der Regel auf umfangreichen, flächigen Ambient- und Dronepassagen, die von allerlei Naturgeräuschen, orchestralen Einspielungen, folkig klingenden Melodiefetzen und bisweilen gar rudimentären, rhythmischen Loops durchzogen werden und dergestalt ein einzigartiges, ebenso feierliches wie tiefenentspanntes, düster-abgründiges und doch lichtdurchflirrtes, zauberhaft-verwunschenes Gesamtszenario entfalten. Auf der TROLLMUSIC-Homepage äußert sich der Künstler wie folgt: "The creative mélange that drives the musical ideas and dialects of Tusen År Under Jord is derived from 30 years of passionately listening to music as well as sifting through and ransacking thousands of hours of discarded and forgotten phonograms.“ Und ja, diese Freude am Archivieren und Beschwören des Nostalgischen ist unüberhörbar – man kann sich ihr nicht entziehen und will es auch gar nicht, denn all die einzelnen musikalischen Versatzstücke fügen sich so zwanglos, natürlich und harmonisch ineinander, dass es ein wahrer Ohrenschmaus ist. Und auch, wenn der Rezensent den inflationären Missbrauch, der mit dem nun folgenden Adjektiv so gern getrieben wird, von ganzem Herzen verabscheut, so vermag er im vorliegenden Falle selber nicht mehr an sich zu halten, denn hier trifft es des Pudels Kern: TUSEN ÅR UNDER JORD machen mystische Musik.

"Sorgsendömet Fobos" in der Detailübersicht: Den Opener gibt eine dronelastige, von Klavieranschlägen und folkigem Geflöte durchsetzte, düstere Einleitung in die Geschichte, die in Teil II von einem Basisdrone über massivem Geknistere weitergeführt wird, um immer wieder von einem düster grollenden Bläser-Loop durchbrochen zu werden. Teil III kommt mit seinem grundlegenden, an einen Marsch erinnernden Streicherthema dann ziemlich neoklassisch daher, um in die, von einsamen Hornstößen durchzogene, finstere Melancholie von Teil IV überzuleiten. Es bedarf übrigens keiner allzu regen Fantasie, hier bisweilen eine Affinität zu den orchestralen Stücken von BLOOD AXIS oder DER BLUTHARSCH (selbstredend vor dessen Mutation zur hippiesken Neo-Krautrock-Kapelle) zu diagnostizieren – last but not least deutet sich die Nähe zum Martial-Genre ja bereits in der Gestalt des betenden Jugendstil-Ritters auf dem Cover mehr als deutlich an. Teil V verharrt relativ statisch im nebulös-mysteriösen Knisterdroneraum, bis das Album mit dem finalen Track seine Klimax erreicht: "Sorgsendömet Fobos VI" beginnt ruhig, verhalten und atmosphärisch, um etwa ab Minute 3:40 einigermaßen abrupt in ein verträumtes Streicherthema zu verfallen, das hypnotisch wiederholt wird, bis es ab Minute 6:00 zum neuerlichen Break kommt; nach einer Ruhephase folgen erste, im Hintergrund verhallende Klänge, bis ein kraftvolles Fanfarenthema einsetzt, das sich immer weiter steigert, dann wieder abebbt, zu neuen Kaskaden anschwillt, um abermals schwächer zu werden, sich wieder steigert und so fort, bis sich schließlich – der Verfasser kann unter dem Ansturm der Euphorie nicht mehr anders, als lyrisch zu werden: alles irdische Weben und Streben in den Weiten des unendlichen Raumes verliert. – Der Hörer verbleibt mit offenem Munde geplättet zurück.

Was soll man noch sagen? Worte können diesem rundum gelungenen Album nur sehr bedingt gerecht werden – nichtsdestoweniger: hier stimmt schlichtweg alles. Ach ja, eine kleine, ganz persönliche Randnotiz für die literarisch interessierten Leser: Selten kam dem Rezensenten Musik zu Ohren, die ihm spontan passender als Soundtrack zu HANS HENNY JAHNNs Monumentalwerken "Perrudja" und "Fluss ohne Ufer" erschien, als eben "Sorgsendömet Fobos". Ebenso dicht und tief, ebenso labyrinthisch und geheimnisvoll, ebenso atmosphärisch und zauberhaft: ein Kronjuwel des Genres, wie man nur selten eines zu Gehör bekommt. – Absolute, uneingeschränkte, emphatische Empfehlung!


 
Endsal für nonpop.de


Verweise zum Artikel:
» TUSEN ÅR UNDER JORD @ discogs
» TROLLMUSIC-Homepage
» HIBISKOFON-Homepage
» TUSEN ÅR UNDER JORD @ Trollmusic
» Sorgsendömet Fobos @ Trollmusic

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» TUSEN ÅR UNDER JORD: Sandhavens Genklang


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Zusammenfassung
Diese CD, Reissue eines 2013 erschienenen Tapes, ist nicht mehr & nicht weniger als ein Meisterwerk: von unvergleichlicher Tiefe, atmosphärischer Dichte & musikalischer Originalität zelebriert T.Å.U.J. schwedischen Drone-Neo-Klassik-Folk in Vollendung. Ein Meisterwerk - uneingeschränkte Empfehlung!

Inhalt
01: Sorgsendömet Fobos I (4:42)
02: Sorgsendömet Fobos II (5:10)
03: Sorgsendömet Fobos III (3:24)
04: Sorgsendömet Fobos IV (5:26)
05: Sorgsendömet Fobos V (3:08)
06: Sorgsendömet Fobos VI (11:09)

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