Michael We.
GOLDEN VOID: BerkanaKraftvolles, psychedelisches Herbst-Gemälde
Genre: Psychedelic Rock
Verlag: Thrill Jockey Erscheinungsdatum: 25.09.2015 Medium: CD / LP Preis: ~14,00 € Kaufen bei: Bandcamp Die Liste der psychedelischen Rockbands aus Kalifornien ist lang, und viele der Bands, die darauf stehen, haben GOLDEN VOID sicher als Vorbild gedient; mal mehr, mal weniger. Allen voran JEFFERSON AIRPLANE oder GRATEFUL DEAD. Auch GOLDEN VOID stammen aus der Bay Area. Alle vier Bandmitglieder kennen sich seit der Schulzeit und machen auch seit damals gemeinsam Musik. Vielleicht klingt das Ergebnis deshalb besonders harmonisiert, aufeinander abgestimmt wie ein gut laufendes Uhrwerk. "Berkana" ist nach dem vielbeachteten Debüt das zweite Album, und hier erscheint mir die Bandbreite an Instrumenten und Melodien sogar noch größer. Neben den erwähnten Bands wird das Quartett gerne mit BLACK SABBATH oder vor allem PENTAGRAM verglichen, was ich nicht ganz nachvollziehen kann. Die luftigen Stücke auf "Berkana" sind mehr Rock als Metal, und von 'Doom' kann keine Rede sein. Psychedelische Elemente verleihen den Songs zwar durchaus eine melancholische und wehmütige Atmosphäre, dennoch ist viel mehr Herbst als karger Winter. Krachend rockig geht es los, mit bluesig schleppenden Gitarren und einprägsamen Melodien. Der enorm coole 70er-Gesang erinnert mich an Röhrenverstärker. Psychedelische Chöre und Melodieläufe sowie die Gitarrensoli von ISAIAH MITCHELL (auch Mitglied der US-Stoner-Rockband EARTHLESS) prägen den klaren, direkten Sound von "Burbank's Dream" (01). Wesentlich gedämpfter ist die Stimmung bei "Silent Season" (02), auf dessen wummerndem Bass perlende Synthie-Töne liegen, begleitet von nachdenklichem Gesang und zwar verträumten, aber immer noch rockigen Gitarren. Darauf habe ich gewartet: "Dervishing" (03) bringt noch die Orgel ins Spiel, zu einer glasklaren, wehmütigen Melodie und tollem Gesang. "Astral Plane" (04) ist wieder etwas bluesiger, dem Gesang haftet eine verwehte, weite Stimmung an, wozu die ausufernden Instrumentalparts gut passen, und bei der Flöte – na klar – ergeben sich dezente Anklänge an JETHRO TULL. "I've Been Down" (05) hält dann doch einem SABBATH-Vergleich stand, aber nur deshalb, weil der Gesang hier deutlich OZZY OSBOURNE hofiert. Die über lange Passagen eingängiste, poppigste und flächigste Nummer der sieben, mit einem zarten, leisen Zwischenteil, dreht am Ende auf und mündet in zerrenden Schweinerock. Zunächst nicht ganz so einprägsam und druckvoll wirkt "The Beacon" (06), in der zweiten Hälfte aber umso krachiger mit HENDRIX-Gitarre und großer Orgel. Und mein Lieblingsstück beendet das Album: "Storm And Feather" (07) ist eine langsame und verträumte psychedelische Ballade, ähnlich wie sie am Schluss des aktuellen KADAVAR-Werkes zu finden ist. Bei der Schwemme an 70er-Rockbands, die es im Augenblick gibt, stechen GOLDEN VOID positiv heraus. Eigenständig, kompakt und mit einem Gespür für Melodien und Stimmungen erinnern sie mich, wenn es überhaupt einen Vergleich braucht, am ehesten an HAWKIND. Oder in NONPOP-Sprache: Wie IN GOWAN RING, nur in Rock und weniger traurig. "Berkana" ist ein kraftvolles, aber nicht zu buntes Herbst-Gemälde, das man sich gerne und oft anschaut.
Michael We. für nonpop.de
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Zusammenfassung
Bei der Schwemme an 70er-Rockbands, die es im Augenblick gibt, stechen GOLDEN VOID positiv heraus. Eigenständig, kompakt und mit einem Gespür für Melodien und Stimmungen erinnern sie mich, wenn es überhaupt einen Vergleich braucht, am ehesten an HAWKIND. Ein kraftvolles Herbst-Gemälde!
Inhalt
01. Burbank's Dream
02. Silent Season 03. Dervishing 04. Astral Plane 05. I've Been Down 06. The Beacon 07. Storm And Feather ~ 41 min. |